Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
Jane bereits über die Hälfte des Weges zur Tür zurückgelegt hatte, bevor sich plötzlich der Boden unter ihr auftat und sie verschlang.

 
     
    Vorsichtig nahm Björn die Schüssel vom Feuer und prüfte mit dem Finger die Wassertemperatur. Dann zog er sich die Stiefel aus und stellte die Füße hinein.
    Er hatte einen weiten Weg hinter sich: bis zur ersten Kette malerischer blauer Hügel im Osten und den halben Weg zu den düsteren bewaldeten Abhängen im Westen, und noch immer hatte er nicht mal einen Kebab-Imbiß gefunden, ganz zu schweigen von dem Kentucky-Fried-Chicken-Restaurant seiner kühnsten Träume. Schattige Wälder und grüne Wiesen, die gab es; aber was zu essen? Nein. Mit einem Stock schürte er das kleine Lagerfeuer und warf einem scheu äsenden Kitz einen verstohlenen Blick über die Schulter zu.
    Diese Gegend hier ist wohl wirklich der Arsch der Welt! fluchte er in sich hinein.
    Über ihm schien die Sonne und rief scharfrandige lange Schatten auf der grünen Grasfläche im Flußtal hervor. Er legte sich auf den Rücken und streckte der Sonne die Zunge heraus.
    Vor Jahren habe ich noch für diese Schweine gearbeitet, erinnerte er sich. Die besten Jahre meines verdammten ewigen Lebens habe ich denen geopfert, indem ich vor allem große schwere Kisten herumgeschleppt habe. Zwar hat das nicht unbedingt Spaß gemacht, aber zumindest konnte man mit seinen Arbeitskollegen in den Gesellschaftsklub gehen, ein paar Runden Poolbillard spielen, den einen oder anderen Halben trinken und hinterher eine Portion Pommes frites essen und anschließend auf ein oder zwei parkende Wagen kotzen und über eine Mülltonne stolpern, bevor man wieder nach Hause ging. Da gab es wenigstens Bürgersteige und Rinnsteine, und das Wasser kam aus dem Hahn, anstatt stinkfaul in Flußbetten rumzuliegen, wo Laub und so ’n Zeugs reinfallen kann.
    Und dann, rief er sich ins Gedächtnis zurück, das ist auch schon Jahre her, habe ich an der Sonne gearbeitet; das war nichts Aufregendes, ich mußte sie nur am Ende des Tags saubermachen, also mit dem Schlauch abspritzen und die zerquetschten Fliegen von der Windschutzscheibe kratzen. Und dann ist irgendwas schiefgelaufen, oder irgend so ein blöder Armleuchter hat wirklich dicke Scheiße gebaut, und alle haben geglaubt, ich wisse darüber Bescheid, weil ich gerade im Hangar gearbeitet habe, als die Sache passiert ist, worum es sich dabei auch immer gehandelt hat. Jedenfalls haben die das gesagt. Mir war das zwar neu, aber trotzdem, die haben mir erzählt, der Vorfall – was immer da auch vorgegangen ist – müsse vertuscht werden, und ich hätte zu gehen und könne entweder irgendwo anders ein neues Leben beginnen, wo es idyllisch sei, oder … also, ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was sonst, ich glaube es war einfach ›oder …‹.
    Arschlöcher …
    Das Kitz blickte auf und sah ihn mit großen, runden, schwarzen Augen an. Björn entspannte sich und lächelte.
    »Hallo, mein Kleines«, gurrte er. »Du bist aber ein hübsches kleines Reh.« Mit ein paar von den wilden Porreeblättern da drüben unter den Bäumen und vielleicht ein bißchen Brunnenkresse kann man eigentlich nicht viel falsch machen, redete er sich Mut zu.
    Aber da spitzte das Kitz plötzlich die Ohren, drehte den Kopf und schoß davon. Ein verzweifelter Versuch, es auf zwanzig Meter Entfernung mit einem Stein zu treffen, schlug fehl. Björn setzte sich wieder hin und massierte sich die Fußsohlen.
    Dann blickte er auf. Über ihm stand ein Mädchen: ein großes Mädchen mit langen glatten Haaren in einem fast kastanienbraunen Farbton, hellblauen Augen und einem halb schelmischen, halb engelhaften Lächeln auf den leicht geöffneten Lippen. Und, was interessanter war, mit Möpsen wie Fußbälle. Björn riß verdutzt die Augen auf und ließ die Kinnlade herunterklappen.
    »Ähm …« Eigentlich wollte er etwas sagen, aber die ersten Laute kamen ihm bloß als ein unverfälschtes Gemurmel über die Lippen. »Entschuldigung, war das eben … ähm … dein Reh?« stammelte er.
    Das Mädchen streifte sich eine Haarsträhne aus den Augen und kniete sich neben ihm ins Gras. Sie trug eine einfache Bauernbluse von der Sorte, die bei Woolworth gar nicht erst ausgezeichnet wird, und hielt in der rechten Hand einen Korb mit Erdbeeren.
    »Na searan thu chulain-bach ma?« [2] fragte sie.
    Björn versuchte mehrmals, seinen Adamsapfel hinunterzuschlucken, und grinste dümmlich. »Äh, also gut. Ähm …«
    Das Mädchen

Weitere Kostenlose Bücher