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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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fuhr er fort. »Ganze Stücke lösen sich und fallen ab. Diese Stücke werden wiederum zu ziellosen, desorientierten Materieteilchen, die zwar über Stoßkraft verfügen, aber über keine Richtung …«
    »Ach, Sie meinen so was wie Buchprüfer?« warf Jane ein.
    »Diese Materieteilchen ziehen umher, kollidieren mit anderen Körpern und erzeugen dadurch weitere kleine desorientierte Späne und Splitter. Und zum Schluß …«
    »Zum Schluß«, fiel ihm Jane ins Wort, »landen sie Freitag nachmittags um Viertel nach fünf bei irgendeinem armen Teufel in der Ablage für Eingänge. Ich kenne das, schließlich bin ich selbst dort gewesen.«
    Gänger blickte nach unten auf seine Finger. Das Papierhandtuch war inzwischen so unendlich klein geworden, daß es praktisch nicht mehr existierte. »Alle diese verirrten Stückchen Arbeit sind es, die das ganze Chaos verursachen«, entgegnete er. »Aber sie landen keineswegs in Ablagekörben, sondern in den Köpfen der Leute.«
    »Um also mit den Problemen fertig zu werden«, faßte der Personalchef zusammen, »muß man erst mal mit den Leuten fertig werden. Stimmen Sie mir da zu?«
    Jane zuckte die Achseln. Als eine neuartige Entdeckung entsprach diese Äußerung des Personalchefs allenfalls dem Versuch, 1986 das Rad patentieren zu lassen. »Natürlich«, pflichtete sie ihm bei. »Aber was hat das damit zu tun, was wir hier …?«
    »Sagen Sie es ihr«, bat der Personalchef.
    Gänger machte den Mund auf und ließ ihn sperrangelweit offen. Wäre in diesem Augenblick ein traditionsbewußter Koch vorbeigekommen, hätte er ihm instinktiv einen Apfel hineingesteckt. »Also«, sagte er schließlich. »Was täten Sie, wenn Sie einen verstopften Abfluß hätten? Sie würden sich, sagen wir mal, einen Rohrstock besorgen und einmal kräftig damit zustoßen. Und genau das versuchen wir auch. Das Problem ist nur«, sagte er, wobei er verstohlen zur Seite blickte, »daß man es nicht ganz so offen und direkt machen kann.«
    »So, und warum nicht?« fragte Jane.
    »Darum«, antwortete der Personalchef.
    »Ach so«, erwiderte Jane nickend. »Ich ahne, was Sie meinen.« Sie runzelte die Stirn. »Aber wo komme ich ins Spiel?«
    »Ganz einfach«, antwortete Gänger. »Sie sind gemäß Ihrem ursprünglichen Auftrag sozusagen der Rohrstock. Nur haben wir Sie nicht über die Leute aufgeklärt, sondern bloß über die Probleme, die wir haben.«
    »Stimmt«, entgegnete Jane. »Wieso eigentlich?«
    Der Personalchef rutschte verlegen auf seinem Platz hin und her. »Na ja, die Sache ist die: Sie in der Verwaltung arbeiten zu lassen, ist ausschließlich unsere eigene Idee gewesen, also Gängers und meine Idee. Eigentlich hätten wir das vorher mit allen möglichen Stellen abklären müssen; mit Ausschüssen, Abteilungsleitern, Unterausschüssen und so weiter. Aber das haben wir nicht getan.«
    »Warum nicht?«
    »Weil die nicht zugestimmt hätten«, antwortete Gänger. »Und weil sie außerdem geahnt hätten, was wir im Schilde führen.«
    »Dann sind das sozusagen die Rohrverstopfungen, über die wir gerade gesprochen haben, richtig?«
    »Ja, jedenfalls einige von denen«, antwortete der Personalchef mit einem Kopfnicken. »Wir haben Sie, um in dieser Angelegenheit ganz ehrlich und offen zu sein, ohne irgendeine Unterstützung oder Hilfestellung in die Abteilungen gesteckt, und zwar eigens zu dem Zweck, einigen der wichtigsten Leute der gesamten Verwaltung kräftig auf die Füße zu treten. Daß die Ihnen nichts wirklich Nützliches zu tun gäben, war uns klar; im Grunde sind wir völlig überrascht, wieviel Sie trotzdem zustande gebracht haben. Nein, der ganze Sinn und Zweck dieses Manövers war, die entsprechenden Leute richtig wütend und ärgerlich zu machen; mit ein bißchen Glück werden denen dann Fehler unterlaufen, und schon haben wir sie.«
    Jane saß einen Moment lang schweigend da. »Ich verstehe«, sagte sie schließlich. »Aber wieso haben Sie mir das alles nicht gleich erzählt?«
    »Weil Sie sich dagegen gesträubt hätten«, antwortete Gänger. »Oder etwa nicht?«
    »Nein, ich glaube nicht«, entgegnete Jane nachdenklich. »Wahrscheinlich hätte ich mich nicht geweigert, doch wäre meine Arbeit dann nicht so gut ausgefallen. Ich hätte mich bestimmt völlig heimlichtuerisch und kleinlaut verhalten, weil mir klar gewesen wäre, daß ich etwas Hinterlistiges vorhabe.«
    »Etwas Hinterlistiges?«
    Jane nickte. »Zwar für eine gute Sache«, erwiderte sie, »aber eindeutig etwas

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