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Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Titel: Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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gekifft?«, frage ich Georg.
    »Ja, das ist durchaus möglich«, sagt er und deutet mit dem Kopf auf ein paar Leute, die auf einer Gartenbank sitzen und eine auffällig nach Gras riechende Zigarette herumreichen.
    »Kiffst du auch?«
    »Nein, und du?«
    »Einmal und nie wieder,« gebe ich ausweichend Auskunft. Meine einschlägigen Erlebnisse damals mit Ben in Amsterdam waren wenig ruhmreich verlaufen.
    Zum Glück fragt Georg nicht weiter nach. »Aber ein Gläschen Wein könnte ich jetzt vertragen. Steht deine Einladung noch?«
    »Natürlich!«
    Aus dem einen Glas Wein sind im Lauf des Abends – zumindest bei mir – vier Gläser geworden. Ich trinke eindeutig zu viel in letzter Zeit. Aber so viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr – und dazu noch mit mir wildfremden Leuten. Die Musik ist zwar laut und Punkrock wirklich nicht nach meinem Geschmack, aber die Stimmung ist gut. Ich quatsche mit vielen netten Menschen und natürlich mit Georg, der mir immer sympathischer wird. Ich mag seine warme, melodische Stimme.
    »Du könntest locker auch Synchronsprecher werden«,
    sage ich, »oder Märchenonkel. Ich höre dir gerne zu, irgendwie wirkst du beruhigend auf mich.«
    »Klingt nicht gerade so, als wäre ich ein Frauenmagnet«, sagt Georg und lacht. Dabei bilden sich kleine Lachfältchen um seine Augen, die mir schon heute Morgen am Frühstückstisch aufgefallen sind.
    »So meine ich das gar nicht, aber das weißt du bestimmt. Ich finde dich attraktiv, wenn ich das mal so sagen darf.« Ich bin generell ein ehrlicher Mensch, versuche aber niemanden dabei zu verletzen. Wenn ich etwas getrunken habe, werde ich noch eine Spur ehrlicher, dann trage ich die Wahrheit sozusagen auf der Zunge mit mir spazieren. »Also, unter normalen Umständen fände ich dich sogar äußerst attraktiv«, korrigiere ich mich, »aber bei mir ist momentan leider nichts normal.«
    »Danke. Du hast eine nette Art, Komplimente zu machen. Hättest du die Sache mit dem Märchenonkel so stehen gelassen, hätte es mir doch schwer zu schaffen gemacht.«
    Und mir würde es gefallen, wenn Georg mir auch mal was Nettes sagen würde. Ich würde gerne mal wieder hören, dass ich schöne Augen habe, ein hinreißendes Lächeln oder dass ich ganz einfach eine tolle Frau bin. Erwartungsvoll schaue ich Georg an.
    »Deine Stimme ist auch schön. Bestimmt hören dir deine Schüler gern zu.«
    Na prima. Er beschwert sich über den Märchenonkel, macht seine Sache aber auch nicht viel besser.
    »Du bist ganz bestimmt eine tolle Lehrerin.«
    So wie es aussieht, habe ich mich mit meinem Kompliment eindeutig zu weit aus dem Fenster gelehnt. Das habe ich nun davon. Wir sprechen über Kinder, deren Bewegungsdefizit und Ergotherapie in der Schule. Georg interessiert sich mehr für meinen Beruf als für mich, so viel ist mal klar. Aber es macht trotzdem Spaß, sich mit ihm zu unterhalten. Die Zeit vergeht wie im Flug.
    Nach dem fünften Glas Wein stelle ich fest, dass ich plötzlich sehr müde bin. Da ich weder in der Lage bin, mit dem Fahrrad zu fahren, noch es zu schieben, schwingt Georg sich alleine auf seinen Drahtesel, um sein Auto zu holen. Bei ihm ist es bei dem einen Glas Wein geblieben – er hat sich ans Wasser gehalten und ist noch völlig nüchtern.
    Träge lehne ich an der Gartenmauer und schaue dem bunten Treiben zu, da steht Mick plötzlich neben mir. Er ist genau so angeschickert wie ich. Zumindest dehnt er die Wörter für meinen Begriff etwas zu lange, so als hätte er Schwierigkeiten zu sprechen.
    »Sei nett zu ihm«, sagt er.
    »Wie meinst du das?«
    »Na, ich sehe doch, wie er dich die ganze Zeit ansieht. Georg steht auf dich. Sag bloß, du hast das noch nicht gemerkt?«
    »Meinst du? Das glaube ich nicht.«
    »Klar, er steht auf dich. Das sieht doch ein Blinder.«
    Anscheinend bin ich mehr als blind. Oder ich habe tatsächlich zu viele Blockaden in mir und merke nicht einmal, wenn ich einem Mann gefalle.
    Meine letzte Beziehung hatte ich mit Timo. Wir haben zur gleichen Zeit Referendariat gemacht und haben uns während des Studienseminars kennengelernt. Er war mein bisher bestaussehender Mann mit einer wirklich tollen Figur und wahnsinnig strahlend blauen Augen. Ich habe mich sofort in ihn verliebt, obwohl ich normalerweise eher auf dunkle Typen stehe. Das Ganze lief eigentlich recht gut. Wir hatten viel Spaß miteinander, aber mir hat etwas gefehlt. Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich anfing, Timo mit Ben zu vergleichen. Ab diesem Moment war

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