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Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Titel: Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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Frühstück kommen.
    Ich schlüpfe schnell in Shirt und Jogginghose und laufe zur Tür.
    Ein kleiner Junge steht mit großen Augen vor mir und hält mir einen Strauß bunter Blumen entgegen. Mein Vater hockt neben ihm und flüstert ihm etwas ins Ohr.
    »Für dich, Marly«, sagt mein kleiner Bruder, und ich schließe ihn sofort ins Herz.
    »Das ist aber lieb von dir! Kommt doch rein.«
    Eigentlich hatte ich vorgehabt, den Frühstückstisch richtig schön zu decken. Aber ich habe verschlafen, und nichts ist vorbereitet. Dazu kommt noch, dass in meinem Bett ein nackter Mann liegt, der mich gestern Nacht die ganze Zeit trösten musste, anstatt von mir verführt zu werden, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte.
    »Ich hab total verpennt«, gestehe ich meinem Vater. Geht schon mal in die Küche, ich komme gleich nach, ja?«
    Als ich kurz darauf wieder in meinem Schlafzimmer stehe, sitzt Georg schon angezogen auf dem Bett.
    »Kannst du mir einen ganz großen Gefallen tun?«, frage ich und setze mich neben ihn.
    »Soll ich durchs Fenster verschwinden?«, fragt er.
    »Was? Wie kommst du denn da drauf? Natürlich sollst du nicht verschwinden, schon gar nicht durchs Fenster. Es ist nur mein Vater. Er hat seinen Sohn mitgebracht, also meinen kleinen Halbbruder, den sehe ich heute zum ersten Mal … Ich habe die beiden zum Frühstück eingeladen und es total vergessen. Und jetzt wollte ich dich fragen, ob du vielleicht Lust hast, mit uns gemeinsam zu frühstücken. Ich weiß, dass bei mir momentan alles drunter und drüber läuft, und es tut mir auch fürchterlich leid. Bestimmt ist es zu viel verlangt, aber ich würde mich wirklich freuen, wenn du bleiben und uns Gesellschaft leisten würdest. Oder musst du arbeiten?«
    »Nein, ich bleibe sehr gerne. Heute ist Samstag, da ist die Praxis geschlossen.«
    »Wunderbar. Und … äh … meinst du, du könntest vielleicht Brötchen holen?« Es ist mir ein bisschen unangenehm, das zu fragen, denn immerhin hat Georg gestern schon seine Brötchen geopfert. Die waren für eine Besprechung mit seinen Mitarbeitern gedacht gewesen, wie er mir später erzählt hat, und nicht für eine Großfamilie, wie ich insgeheim im ersten Moment befürchtet habe. Und jetzt soll er schon wieder für mich zum Bäcker.
    Bestimmt hat mein Vater längst gehört, dass ich Männerbesuch habe, aber das ist mir egal. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich, als wäre ich wieder ein Teenager und hätte mich gerade zum ersten Mal verliebt.
    »Was sage ich denn? Ich meine, wie stelle ich dich meinem Vater vor?«
    Georg sieht unwahrscheinlich gut aus mit seinen verwuschelten blonden Haaren. Am liebsten würde ich ihn spontan wieder aufs Bett drücken und genau da weitermachen, wo wir gestern aufgehört haben – und zwar bevor ich mich in eine in Selbstmitleid versunkenen Heulboje verwandelt habe. Der Gedanke treibt mir sofort eine unangenehme Hitze ins Gesicht. Ich werde tatsächlich rot, auch das noch.
    Ganz Gentleman übersieht Georg meine plötzlich auftretenden Hitzewallungen. »Lass mich mal machen«, beruhigt er mich und zieht mich hoch. Dann hebt er mit dem Zeigefinger sachte mein Kinn etwas noch oben, küsst zart meinen Mund und lässt mich alleine im Schlafzimmer zurück.
    »Hallo Herr Mazur, meine Name ist Georg Sander«, höre ich kurz darauf seine Stimme aus der Küche, dann ein Lachen, das ganz sicher von meinem Vater stammt.
    »Aha, Sie sind also der Grund dafür, warum meine Tochter verschlafen hat!«
    Die beiden Männer verstehen sich anscheinend prächtig, denn sie flachsen noch ein Weilchen herum.
    »Netter Mann«, sagt mein Vater anerkennend, als Georg die Wohnung verlässt und ich mich zu ihnen in die Küche traue.
    Georg ist neun Jahre älter als ich. Und mein Vater hat recht, Georg ist ein Mann. Wahrscheinlich fühle ich mich deswegen neben ihm so klein und verletzlich. Immerhin war er schon einmal verheiratet und ist geschieden, ich hingegen habe bis vor ein paar Monaten noch bei meiner Mutter gelebt. Ich spiele sozusagen in der Zweiten Bundesliga, was Beziehungen angeht, Georg in der Ersten.
    Aber darüber kann ich mir später Gedanken machen. Momentan gibt es nur eine Person, die hier wichtig ist. Und die ist gerade mal drei Jahre alt. Ich bin ganz aufgeregt, als ich runter in die Knie gehe.
    »Aber der kleine junge Mann hier sieht auch sehr sympathisch aus. Du heißt Lukas, nicht wahr?«
    Mein kleiner Bruder hält immer noch den Strauß in der Hand, hinter denen er sich nun versteckt. »Wollen

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