Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
es eigentlich schon vorbei, aber ich brauchte fast acht Monate, bis ich begriff, dass Timo nie eine echte Chance bei mir haben würde, weil er einfach nicht Ben war. Also trennte ich mich von ihm. Das war Anfang März letzten Jahres, jetzt haben wir Juni. Es ist also fast genau vierzehn Monate her, dass ich das letzte Mal einen Mann geküsst habe. Genau genommen sogar noch länger, denn an diesem Tag hat sich Timo ganz sicher nicht mehr von mir küssen lassen.
»Ich habe eindeutig zu viel getrunken«, erkläre ich Mick. »Das ist anscheinend schlimmer als blind zu sein. Ich habe nämlich bisher nix bemerkt.«
»Ich bin mir da ganz sicher. Immerhin kenne ich Georg schon seit zwanzig Jahren. Wenn du meinen Rat haben willst: Schnapp ihn dir! Nette Kerle wie ihn gibt es nicht viele.«
Georg ist wirklich nett: Er fährt mich nicht nur nach Hause, er bringt mich glatt bis zu meiner Wohnungstür. Und ich überlege fieberhaft, was ich jetzt sagen kann. Spontan beschließe ich, eine Einladung auszusprechen.
»Mick meint, ich solle mir dich schnappen«, erkläre ich offenherzig und strahle Georg an. »Kommst du noch mit rein?«
Bisher war immer ich diejenige, die verführt wurde. Ich habe noch nie den ersten Schritt gemacht, und schon gar nicht so dermaßen offensichtlich.
»Du bist verdammt süß, wenn du was getrunken hast«, flüstert Georg mir ins Ohr, und ich schließe die Tür hinter uns. »Nüchtern natürlich auch. Das ist mir gleich aufgefallen, als du ganz zerknittert und verschlafen die Tür aufgemacht hast.« Dann nimmt er meinen Kopf sanft in seine Hände und küsst mich. Seine Lippen fühlen sich warm und vertraut an. Als er mich loslässt, ist mir ein wenig schwindelig, und ich schwanke leicht, als ich ihn auffordernd in Richtung Schlafzimmer ziehe. Im Türrahmen bleibt Georg jedoch plötzlich stehen.
»Marlene«, sagt er ernst und greift nach meinen Händen. »Ich würde jetzt liebend gerne mit dir ins Bett gehen, glaub mir, aber du bist betrunken, und ich möchte nicht, dass du es vielleicht morgen bereust.«
Mit einem Schlag bin ich nüchtern. Ich möchte nicht, dass Georg jetzt geht.
»Wir müssen nicht miteinander schlafen, wenn du nicht willst. Aber könntest du nicht trotzdem bei mir bleiben?« Wie aus heiterem Himmel schießen mir die Tränen in die Augen.
Nur kurz darauf liege ich neben Georg im Bett und lasse mich von ihm trösten. Er weiß nicht, warum ich auf einmal so unglücklich bin, und fragt auch nicht nach. Er hält mich einfach nur fest in seinen Armen. Ab und an streicht er mir die Haare aus dem Gesicht und küsst sanft meine Stirn. Als er mir einen Kuss auf die Nase drückt, kann ich wieder lächeln.
»Darf ich dich ausziehen?«, frage ich mutig. »Ich bin auch fast wieder nüchtern.«
»Wenn du das schaffst, sehr gerne.« Das T-Shirt habe ich Georg schnell über den Kopf gezogen, doch die Sache mit der Jeans ist nicht so einfach. Die Knöpfe wollen nicht so, wie ich das gerne möchte.
»Hättest du keine Hose mit Reißverschluss anziehen können?«
»Brauchst du Hilfe?«
»Nein … ja …«
Unter der Jeans trägt Georg enge, schwarze Boxershorts. Ich zögere einen Moment, doch dann streife ich sie langsam von seinem Körper. Völlig entkleidet liegt Georg in meinem Bett und sieht mich an.
»Und jetzt du«, fordert er mich auf.
Kurze Zeit später liege ich nackt neben ihm und betrachte seinen Körper.
»Du bist wunderschön«, stelle ich überwältigt fest – und schon wieder füllen sich meine Augen mit Tränen. So etwas habe ich noch nie zu einem Mann gesagt. Irgendwie scheinen meine Gefühle vollkommen verrückt zu spielen. Neben mir liegt ein nackter Mann mit einem tollen Körper. Und das Beste an der Sache ist: Er scheint wirklich nett zu sein. Aber ich bekomme es einfach nicht auf die Reihe und beginne schon wieder zu weinen. Ich kann überhaupt nichts dagegen machen.
»Es tut mir leid«, sage ich schniefend.
»Was ist nur mit dir passiert?«, murmelt Georg und zieht mich eng an sich heran. »Komm her.«
Eng umschlungen, die linke Hand fest in seiner, die rechte um seine Taille geschlungen, schlafe ich ein.
14
Schmetterlinge sind gut
Wieder reißt mich die Türklingel unsanft aus dem Schlaf. Ich liege in Löffelchenstellung mit Georg im Bett. Er hat sich eng an meinen Rücken gekuschelt und hält immer noch meine Hand.
»Guten Morgen«, sagt er und küsst sanft meinen Nacken.
Sofort bin ich hellwach. Mein Vater! Er wollte heute um neun mit Lukas zum
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