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Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Titel: Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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ich noch in der Warteschlange stehe, ruft sie Christoph an. Kurz und knapp erklärt sie ihm, er müsse sich das Wochenende um Emma kümmern, weil es sich um einen Notfall handele und sie mich auf keinen Fall alleine lassen könnte. Dann zwinkert sie mir zu und verschwindet in der Abflughalle. Kurz darauf kommt sie enttäuscht zurück, weil sie kein Ticket mehr bekommen hat. Der Flug ist komplett ausgebucht, sogar in der ersten Klasse.
    »Wir wären wirklich ein gutes Ehepaar, wir beide«, sage ich lächelnd zu ihr. Dann gehe ich festen Schrittes durch die Sicherheitskontrolle.

18
    So einen schrägen Traum hatte ich noch nie
    Ich fliege nicht gerne. Sobald das Flugzeug auf die Startbahn rollt, bekomme ich Herzrasen und schwitzige Hände.
    »Nervös?« Neben mir sitzt ein sympathischer Typ mit dunklem Haar, der mich aus braunen Augen freundlich anlächelt.
    »Ein bisschen«, gebe ich zu.
    »Ich auch. Mir geht es erst wieder besser, wenn wir gelandet sind und ich festen Boden unter den Füßen verspüre.«
    »Dauert ja nur knappe zwei Stunden«, antworte ich sarkastisch, schließe die Augen und drehe meinen Kopf von ihm weg. Zum Glück versteht er, dass ich mit meinen Gedanken allein sein möchte.
    Tief durchatmen, denke ich, jetzt bloß nicht anfangen zu heulen. Aber der Kloß in meinem Hals verdichtet sich zunehmend, und der Schmerz, den ich bis eben noch in der Brust gefühlt habe, breitet sich in meinem ganzen Körper aus.
    Gestern Morgen stand ich noch gut gelaunt in Georgs Küche. Ich war gerade dabei, uns das Frühstück zuzubereiten, bin aber nicht weit mit meinen Vorbereitungen dafür gekommen. Georg wünschte sich Kaffee aus meinem Bauchnabel und gab keine Ruhe, bis ich ihn die braune Flüssigkeit aus der kleinen Kuhle schlürfen ließ. Den Honig genoss er mit Hingabe von meinen Brüsten. Als er nach zwei gekochten Eiern verlangte, habe ich mich kringelig gelacht und mein Frühstückslokal geschlossen. Wir duschten zusammen und brachen danach auf. Georg fuhr in seine Praxis und ich in meine Wohnung, um dort auf Luke aufzupassen.
    Ich bin mit ihm in den Garten gegangen, und er hat in meinem Glasatelier ganz tolle Bilder gemalt. Mein kleiner Bruder hat Spaß an den Farben und seine geklecksten Kunstwerke sind mindestens genauso schön wie das Bild, das nun über meiner Couch hängt, Caruso in Pink. Dann kam Rici mit Emma, und wir sind zusammen am Rhein spazieren gegangen. Wie erhofft verstehen sich die beiden ganz prächtig. Die Kinder haben Steinchen ins Wasser geworfen, und auf dem Rückweg habe ich noch im Hofladen eines Bauern Obst und Gemüse gekauft, das wir dann gemeinsam für das Abendbrot geschält und geschnippelt haben. Dazu gab es kleine Brot-Schäfchen, so wie meine Mutter sie früher für mich zubereitet hat. Frisches Brot mit Butter, in schmale Streifen geschnitten. Unser Festmahl, zu dem auch mein Vater nach Feierabend dazukam, haben wir dann zusammen im Garten auf einer Decke verspeist. Es war ein herrlicher Tag – und ich war glücklich.
    Am Abend habe ich noch einmal kurz mit Georg telefoniert. Er war mit Mick verabredet, und so beschloss ich, mal wieder einen gemütlichen Abend alleine zu verbringen. Ich lag erst lange in der Badewanne, dann hörte ich Musik von Herbert Grönemeyer und machte mich mal wieder über die Kiste mit Bens Erinnerungsstücken her. Dabei fiel mir der schwarze Latexklumpen in die Hände, den er mir an einem unserer Freitagstreffen in Genf geschenkt hat. Ben war damals ganz begeistert von der Behauptung, dass in dem Forschungsinstitut CERN Schwarze Löcher erzeugt werden könnten. Da ich Schwarze Löcher bisher nur aus fernen Galaxien in Science-Fiction-Filmen kannte, versuchte er mir, deren Entstehung und Funktionsweise zu erklären. Vor meinem Rückflug schenkte Ben mir den schwarzen Klumpen, in den er ein tiefes Loch gearbeitet hatte. Darin befanden sich viele bunte kleine Smarties, die ich dann auf der Heimreise verspeist habe.
    Als ich Bens Abschiedsgeschenk gestern in den Händen hielt, kippte auf einmal meine Stimmung. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich die Tage davor wenig an Ben gedacht habe – und weil ich auch ohne ihn glücklich war. Zum ersten Mal seit sechs Wochen habe ich wieder schlecht geschlafen und wirres Zeug geträumt.
    Morgens bin viel zu spät aufgewacht, und auch nur, weil Caruso auf seinem Weg zur Spüle den Glaskrug von der Arbeitsplatte auf den Fußboden katapultiert hat. Ich saß senkrecht im Bett, als ich das laute Scheppern

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