Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
erkannt.«
»Das klingt alles ein bisschen unglaublich in meinen Ohren, findest du nicht auch?« Zweifelnd sehe ich mich in dem Pub um. Er ist urig und gemütlich eingerichtet. Es gibt achteckige Tische mit entsprechend vielen Stühlen; an der Bar stehen ordentlich nebeneinander einige Hocker.
»Der Ort wurde nach Jan de Groot benannt, einem Holländer. Er hat für sich und seine sieben Söhne ein achteckiges Haus gebaut und darin einen achteckigen Tisch aufgestellt, damit jeder an einer Stirnseite sitzen konnte und somit alle gleichgestellt waren. Der Gedanke hat mir gut gefallen, also habe ich es in der Einrichtung umgesetzt«, erklärt Ben.
»Und wo ist dieser John jetzt? Wenn sogar ein Ort nach ihm benannt wurde, müsste er sich doch eigentlich auch für den Himmel hier entschieden haben.«
»Der Himmel ist wahnsinnig kompliziert, Marly. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich das System durchschaut habe. Ich gehe aber auch davon aus, dass John sich für den Himmel auf Erden entschieden hat. Vielleicht ist er auch in John o’Groats, seinem persönlichen Himmel. Oder er hat sich für einen ganz anderen Ort entschieden und sich im Himmel einen Traum verwirklicht, den er zu Lebzeiten nicht leben konnte. Als Schutzengel wird er wohl nicht unterwegs sein, sonst wäre er bestimmt längst hier aufgetaucht. Es hat sich herumgesprochen, dass man hier die besten fish and chips zwischen Himmel und Erde bekommen kann. Und mein Guinness kommt auch sehr gut an.«
Spicy hot guinness steht auf der Getränkekarte, die Ben mir kurz darauf voller Stolz zeigt. Wenn den Gästen hier eine derartige heiße Brühe tatsächlich schmecken sollte, müssen sie entweder alle an Geschmacksverirrung leiden, oder sie sind nicht von dieser Welt, wie man so schön sagt. Das würde dafür sprechen, dass ich mich tatsächlich gerade im Himmel befinde, im Himmel mit Ben.
Der Gedanke gefällt mir. Ich verspüre ein Glücksgefühl und strahle Ben an, da piept plötzlich sein Handy.
»Eine Nachricht von Ruby. Ich soll dir sagen, dass er den Koffer später vorbeibringt.«
Dass man sich im Himmel ganz normale SMS schicken kann, wundert mich. Irgendwie bin ich immer davon ausgegangen, Kommunikation würde nach dem Tod anders stattfindet. Über das Wie habe ich mir aber nie Gedanken gemacht. Ehrlich gesagt hatte ich bisher überhaupt keine Vorstellungen vom Himmel. Ich habe einfach immer nur gehofft, dass es danach irgendwie weitergeht – und dass es schön ist.
Als Ben sein Handy auf den Tisch legt, fällt mir siedendheiß etwas ein. »Ich muss Rici Bescheid sagen, dass ich heil hier angekommen bin. Die dreht durch, wenn ich mich nicht bei ihr melde. Kann ich … habe ich hier oben Empfang? Kann ich sie anrufen?«
»Nein«, lacht Ben, »aber du kannst Ruby nachher dein Handy mitgeben. Du musst nur eine SMS für sie speichern, und er schickt sie dann los, wenn er wieder auf der Erde ist. Was hältst du davon?«
»Wird das nicht zu spät sein?«
»Na ja, vor zehn wird er es nicht schaffen.«
»Rici wird sich Sorgen machen …«
»Zeit ist relativ, Marly. Hier oben im Himmel ticken die Uhren anders. Deine Nachricht wird rechtzeitig ankommen. Ruby macht das schon.«
»Okay. Ich habe Ruby übrigens schon einmal gesehen, vor ein paar Wochen, in einem Traum.«
»Echt? Dann hat er nicht aufgepasst. Wenn er das hört, wird ihm das total peinlich sein. Er ist nämlich noch nicht lange dabei. Aber ich bin froh, dass er dein Schutzengel ist. Ruby ist wirklich ein netter Kerl.«
»Er ist mein Schutzengel? Läuft er die ganze Zeit auf der Erde neben mir her, oder wie funktioniert das?« Ich habe ihn in dem Moment im Spiegel gesehen, als Caruso sich davor niedergelassen hat … Da kommt mir ein Gedanke.
»Steckt er etwa in deinem Kater?«
»Ja, ich glaube, die meiste Zeit schon. Aber nicht immer. Das hat den Vorteil, dass er je nach Laune unmittelbar ins Geschehen eingreifen kann. Na ja, zumindest in manchen Bereichen.«
Das ist der Hammer! Dann ist mein Schutzengel daran schuld, dass ich mich ausgerechnet in Georg verliebt habe? Immerhin hat der Kater mir Tilda und sein Herrchen sozusagen bis vor die Wohnungstür getrieben.
»Und er kommt heute Abend vorbei, um mir den Koffer zu bringen?«
»Ja, auf jeden Fall.«
Das ist gut, dann werde ich wohl mal ein paar Takte mit meinem Schutzengel reden. Die Sache mit Georg hätte er sich nämlich sparen können. In Zukunft soll er sich aus meinen Liebesangelegenheiten raushalten, so viel steht schon
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