Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
mal fest.
»Sag mal, wie lange bleibe ich denn hier? Ich meine, ich fliege doch bald wieder zurück, oder?«
»Dein Visum gilt für drei Wochen. Dabei kannst du selbst jederzeit entscheiden, wann du wieder nach Hause möchtest.«
»Ganze drei Wochen? Das ist schön, aber …« Der Gedanke ist wirklich verlockend, aber das kann ich meinen Eltern und meiner Freundin unmöglich antun. Ich möchte nicht, dass sie sich so lange Sorgen um mich machen. Außerdem geht die Schule bald los.
»Marly, Zeit ist hier oben relativ, das sagte ich doch schon. Du wirst rechtzeitig zurück sein, spätestens am Sonntag nach irdischer Zeit, so wie es auf deinem Flugticket steht. Auch, wenn du die drei Wochen hier oben völlig ausschöpfst. Und jetzt entspann dich …«
Das mit dem Entspannen ist so eine Sache. Ben hat mir mein Zimmer gezeigt, das unter dem Dach liegt. Es ist sehr schlicht eingerichtet, aber durch einige liebevolle Details wirkt es sehr gemütlich. Besonders über den Strauß Margeriten auf dem Tisch freue ich mich.
Das Beste ist aber ganz eindeutig das große Bett, auf das ich mich sofort plumpsen lasse. Ich streife mir die Schuhe ab und kuschle mich in die Decke, die irgendwie luftig und flauschig zugleich ist. Zwar fühle ich mich jetzt geborgen, aber tief in mir sitzt immer noch das Gefühl der Trauer, diesmal allerdings nicht um Ben. Wie konnte Hilde nur eine so schwere Blutvergiftung bekommen? Hatte sie sich zuvor verletzt? Blass und müde lag sie auf der Krankenwagenbahre, als ich dazukam. Als ich ihr gesagt habe, sie solle bloß keinen Blödsinn bauen, hat sie schwach meine Hand gedrückt und versucht zu lächeln. Aber es gelang ihr nicht wirklich. Der Schmerz stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Warum hat sie sich nicht bei mir gemeldet, als es ihr schlecht ging? Ich war die ganze Nacht über zu Hause, nur morgens bin ich kurz zu Georg gefahren …
Die Gedanken an den Mann, den ich nach wenigen Wochen so sehr geliebt habe, dass ich tatsächlich wieder ein Glücksgefühl empfunden habe, verdränge ich schnell wieder. Lieber rufe ich mir in Erinnerung, wo es mich hin verschlagen hat und dass ich tatsächlich noch einmal Zeit mit Ben verbringen darf. Aber als mir bewusst wird, dass meine Zeit mit Ben erneut limitiert ist, fange ich hemmungslos an zu weinen. Deswegen bekomme ich es auch nicht mit, als die Tür aufgeht.
»Marly«, fragt Ben leise, »schläfst du? Ich habe dir einen Tee gemacht, mit Milch und ganz viel Kandiszucker. Die Schotten trinken ständig dieses Zeug, sogar abends vor dem Schlafengehen.«
»Danke«, sage ich und schniefe laut.
»Weinst du?«
Nur kurze Zeit später hat Ben sich neben mir ausgestreckt, und ich liege in seinen Armen.
»Es ist ungewöhnlich, dass jemand hier so unglücklich ist wie du jetzt. Normalerweise müsstest du dich gut fühlen. Immerhin bist du im Himmel! Hier oben wird eigentlich alles leichter, auch für die, die nur zu Besuch sind. Geht es dir so schlecht, Marly? Ich habe viel zu wenig von dir mitbekommen die letzte Zeit.«
»Kannst du nicht von oben runter auf die Erde gucken?«
»Nein«, sagt Ben, zumindest nicht so, wie man sich das immer vorstellt. Ich sitze also nicht auf einer weißen Wolke und schaue einfach runter. Dafür haben wir die Sky-News , die uns auf dem Laufenden halten. Und einige andere Programme im Fernsehen, die ganz witzig sind. Außerdem gibt es ein Filmarchiv, da kann man sich ganze Serien ausleihen. Das geht aber nicht so ohne Weiteres, die muss man im Nebenhimmel anfordern. Da wohnen Schutzengel, Begleitengel und Engel mit besonderen Aufgaben. Das sind die, die auch den ganzen Verwaltungskram organisieren.«
»Jetzt veräppelst du mich aber wirklich.« Bei dem Gedanken muss ich sogar ein bisschen grinsen.
»Nein, das stimmt wirklich. Wir haben hier oben Nachrichten und können alle Filme sehen, die unten auch laufen. Der Hit sind aber die Realityshows, die sorgen momentan für ordentlich Quote.«
»Realityshows? Etwa so wie Frauentausch oder die Geschichten mit den armen Bauern, die völlig verzweifelt nach der großen Liebe suchen? Und wie heißt das dann im Himmel? Engel sucht Frau? «
»Nein, darin geht es um das richtige Leben. So wie zum Beispiel die Lindenstraße , nur eben in echt. Keine Schauspieler, sondern einfach Menschen in ihrem Alltag gefilmt. Du kannst dir nicht vorstellen, was in fremden Wohnungen unten auf der Erde so alles passiert. Das ist manchmal echt lustig.«
»Das glaube ich jetzt nicht!«, sage ich und
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