Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
absolut das Ebenbild dessen, wie ich mir immer meine Traumfrau vorgestellt habe. Sie hat mich einfach umgehauen, fasziniert, in allen Bereichen. Sie war so lebendig. Aber dann, als ich hier oben angekommen war, habe ich festgestellt, dass ich viel häufiger an meine beste Freundin als an meine Verlobte denke. Ich weiß gar nicht mehr so ganz genau, was ich davon halten soll …«
»Weißt du was? Ich habe unsere Traumpartner-Zettel wiedergefunden. Kannst du dich an die Nacht in der Scheune erinnern? Wir haben die Zettel geschrieben, als du vergessen hattest zu tanken. Ich meine natürlich, als die Tankanzeige deines Autos ganz plötzlich nicht mehr funktionierte.«
»Natürlich weiß ich das noch. Und die Tankanzeige war tatsächlich kaputt! Wir haben dieses hochprozentige Zeug getrunken, und du wolltest mir unter gar keinen Umständen verraten, was du auf deinen Zettel geschrieben hast. Du bist sogar richtig zickig geworden.«
»Stimmt doch gar nicht! Ich war höchstens betrunken. Aber ich weiß, was du darauf geschrieben hast. Und man könnte glatt annehmen, du kanntest Nathalie damals schon. Sie erfüllt alle Punkte – vorausgesetzt, sie kann kochen.«
»Kann sie, sehr gut sogar. Allerdings ist sie Vegetarierin.«
»Sie isst kein Fleisch?«
»Nichts, was irgendwann mal Augen hatte.«
Das ist gut. Das gefällt mir. Für Ben gibt es nichts Schöneres als ein großes, medium gebratenes Steak. Er mag Fleisch sogar roh, als Carpaccio zubereitet.
»Aber ihr wärt bestimmt trotzdem gemeinsam glücklich geworden. Sie ist wirklich nett.« Das sage ich nicht einfach so daher, ich meine es tatsächlich ernst. Bei dem einem Mal, als wir uns in ihrer Schule getroffen haben, war sie mir trotz allen Argwohns, den ich ihr gegenüber hatte, nicht unsympathisch erschienen.
Es ist unfair, dass die Liebe der beiden nie eine Chance bekommen hat. Sie hätten gut zusammengepasst, und ich hätte gewollt, dass Ben mit Nathalie glücklich wird. Ich hätte mit Sicherheit nicht so eine verrückte Manipulationsnummer abgezogen wie Julia Roberts in Die Hochzeit meines besten Freundes.
»Das ist schön, das du das so siehst«, sagt Ben.
»Weißt du, dein Wunsch ist hier oben empfangen worden, und irgendjemand hat dir Nathalie geschickt. Nur ich war damals so blöd und habe die Gelegenheit verpasst und habe mir was ganz Unwichtiges gewünscht …«
Es ist gut, dass unsere Gesprächsthemen wieder leichter werden. Vielleicht ist doch was dran an dem Spruch, dass die Zeit alle Wunden heilt, zumindest was die Sache mit dem Liebeskummer betrifft. Wir plauschen noch eine Weile über unverfänglichere Themen.
Da sagt Ben: »Liane war übrigens heute Morgen hier und hat ein Geschenk für dich abgegeben. Ich wollte dich eigentlich heute Abend damit überraschen, wenn wir es uns auf der Couch gemütlich machen, aber wir können auch gleich mal einen Blick darauf werfen, wenn du magst. Es ist ein Filmzusammenschnitt unserer jährlichen Freitagstreffen. Ich habe es noch nicht geguckt und wollte das gerne mit dir gemeinsam machen.«
»Das ist ja spannend, zeig her!« Sofort sitze ich aufrecht im Bett. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
»Ich wollte auf den richtigen Moment warten. Immerhin lächelst du jetzt wieder.«
»Gut abgepasst! Wo ist der Film?«
»Im Kinozimmer.«
»Du hast ernsthaft ein Kinozimmer?«
»Nur für mich und für gute Freunde. Ab und an veranstalten wir dort Fernsehabende. Komm …«
»Liane ist sehr nett«, sage ich anerkennend, als ich die DVD in Händen halte.
»Ja, das ist sie. Ich werde ihr nie vergessen, dass sie für uns das System betuppt hat.«
Ich habe Liane versprochen, Ben nicht darüber aufzuklären, dass hier im Himmel nicht geschachert wird. Und ich halte dicht. Auch meinem besten Freund gegenüber. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie irgendetwas im Schilde führt.
22
Ich war nicht Herr meiner Sinne
»Du hast damals ausgesehen wie ein kleiner Hippie.«
»Kunststück«, sage ich, »ich war achtzehn.« Gespannt verfolge ich auf dem großen Bildschirm, wie eine junge Frau am Bahngleis steht und aufgeregt winkt. Sie hat halblanges blondes Haar, und in einige Strähnen sind kleine, bunte Perlen geflochten. Auf dem rosafarbenen T-Shirt ist eine selbst aufgemalte Tasse zu erkennen. Darunter steht in kräftigen Buchstaben make tea, not war!
»Das war zu der Zeit, als die Amis in den Irak einmarschiert sind«, sagt Ben. »Erinnerst du dich? Damals warst du ganz wild auf Friedensdemos und
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