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Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Titel: Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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Mitte befindet sich ein mächtiger, altertümlicher Gasherd, über dem ein Eisengitter mit vielen Kupfertöpfen in den unterschiedlichsten Größen hängt. Es ist hell und freundlich hier, alles wirkt einladend, fast sonnig. Besonders angetan hat es mir aber der lange Eichentisch. Auf den beiden dazugehörigen schlichten Holzbänken liegen mehrere dicke Sitzkissen, die sehr einladend aussehen.
    »Setzt euch doch«, sagt Ruby. »Möchtet ihr Kaffee?«
    »Sehr gerne«, antworten wir gleichzeitig, und er macht sich am Herd zu schaffen.
    »Mir gefällt es hier«, sagt Gabriel. »Es ist fast so wie bei mir zu Hause, nur größer und freundlicher. Ich wohne auch in einer WG .«
    Ich weiß noch nicht sehr viel über Gabriel. Wir haben zwar kurz im Flieger miteinander gesprochen und den gestrigen Abend miteinander verbracht, aber Sarah war diejenige, die am meisten erzählt hat. Doch ich weiß, dass er seine Zwillingsschwester verloren hat und sich die Schuld dafür gibt. Ich kann gut nachempfinden, wie er sich damit fühlen muss. Immerhin habe ich mir auch immer wieder vorgeworfen, Ben könnte vielleicht noch leben, wenn ich mich an diesem Tag anders verhalten hätte. Ben war mein bester Freund und mehr als das. Gabriel jedoch hat einen Menschen verloren, mit dem er vom ersten Atemzug an verbunden war. Bestimmt haben die beiden sich sehr geliebt – und viel miteinander erlebt.
    »Wo wohnst du eigentlich?«, frage ich ihn.
    »In Waldfeucht. Das liegt in der Nähe von Heinsberg, wenn dir das was sagt.«
    »Heinsberg kenne ich. Das ist nicht weit weg von Düsseldorf und liegt ganz nah an der Grenze zu den Niederlanden, oder?«
    »Ja, genau. Es dürften ungefähr fünfundsiebzig Kilometer bis zu dir sein, je nachdem in welchem Stadtteil du in Düsseldorf wohnst.«
    »Ich wohne aber in Neuss.« Das habe ich anscheinend noch nicht wirklich verinnerlicht, sonst hätte ich es gleich gesagt.
    »Dann ist es sogar noch näher.«
    »Und du lebst in einer WG ?«
    »Ja, mit drei Mitbewohnern in einem Haus, zwei Männer und eine Frau. Aber es ist bei Weitem nicht so feudal wie dieses hier.«
    » WG -Erfahrung habe ich bisher nicht gesammelt. Ich habe erst mit meiner Mutter gewohnt und nun seit Kurzem alleine.«
    »Und fühlst du dich wohl so alleine? Ich kann mir das momentan überhaupt nicht vorstellen. Bei mir führte letztes Jahr eins zum anderen. Erst hat meine Freundin sich von mir getrennt, dann hat Sarah den tödlichen Unfall gehabt. Wäre ich momentan alleine, würde ich wahrscheinlich jeden Abend in Selbstmitleid ertrinken. Und im Hochprozentigen.«
    »Ich habe auch schon die eine oder andere Wodka-Orgie hinter mir und fühlte mich anfangs auch gar nicht wohl so alleine. Aber dann habe ich meine Nachbarin kennengelernt, Hilde. Sie ist übrigens Rubys Schützling, wusstest du das? Jedenfalls ist seitdem das Leben erträglicher geworden – und freundlicher.« Und auf einmal war Georg da, und es wurde unverhofft sogar richtig schön, aber daran möchte ich momentan gar nicht denken. Ich fühle mich gut, sehr gut sogar, fast leicht. Ob das am Himmelsklima liegt?
    »Mir helfen meine Freunde auch. Sie leisten ganze Arbeit und sind immer für mich da. Aber auf Dauer ist mir das zu anstrengend.«
    »Sag Bescheid, wenn du umziehst, dann helfe ich dir. Ich bin richtig gut darin, Wände zu tapezieren. Und streichen kann ich auch.«
    »Danke für das Angebot. Lass uns später Handynummern austauschen.«
    »Gerne!« Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass Ruby mir noch mein Handy zurückgeben muss.
    »Kaffee!« Ruby setzt ein Tablett vor uns auf den Eichentisch, auf dem nicht nur drei dampfende Tassen Kaffee stehen. Es ist voll beladen mit Plätzchen und Kuchen. Am meisten lacht mich ein riesengroßes Stück Käsetorte mit Mohn an. Aber auch der Streuselkuchen mit Kirschen sieht sehr lecker aus. Ich kann mich nicht entscheiden.
    »Machen wir halbe-halbe?«, fragt Gabriel.
    »Das ist eine sehr gute Idee!« Ich greife beherzt zu.
    »Himmlisch«, stelle ich kurz darauf fest. »Darf ich später auch bei euch einziehen?«
    »Jederzeit – wenn der Himmelsboss dich zum Schutzengel ausbilden lässt. Die Arbeit als Begleitengel würde ich dir allerdings nicht empfehlen, das ist wirklich hart. Aber momentan bist du ja noch quicklebendig. Und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben, da bin ich mir sicher.«
    »Der Himmelsboss?«, fragt Gabriel kauend. »Sprichst du etwa von Gott?«
    So direkt hätte ich es nicht gefragt, deswegen bin ich

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