Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
Vom Netzwerk:
ihre Schleimhäute und die Kehle, als sie an dem Getränk
nippte. Dap setzte sich in den anderen Sessel und stieß mit ihr an.
    Â»Was
unternehmen wir jetzt? Was wird passieren?«, erkundigte sie sich,
während sie dachte: Das ist dein Cousin, der gute alte Dap – wieso
machst du dir eigentlich Sorgen? Er wird schon wissen, was er tut.
    Dap
beugte sich vor und zwinkerte ihr schelmisch zu. Sie fragte sich, ob er
sich über ihre Naivität mokierte oder vielleicht ein ganz kleines
bisschen flirtete. Sie wurde rot und trank noch einen Schluck des
perlenden Drinks. »Du wirst den Bogen schnell raushaben«, meinte Dap.
»Wenn du ein Rigger-Netz handhaben kannst, ist das hier für dich ein
Kinderspiel.« Er lehnte sich zurück, völlig gelöst und begierig,
anzufangen, und Jael sagte sich, dass ihre Bedenken unbegründet seien.
Allmählich nahm das Energiefeld an Intensität zu, und eine angenehme
Wärme umhüllte ihren Geist.
    Dap fing an zu reden,
belangloses Geplauder über dies und das, über Rigger und Familie – zum
Glück sprach er über seine eigene, und nicht über ihre (er war ihr
Cousin zweiten Grades, und sie kannte seine Eltern und die Schwester
nur flüchtig) –, und die ganze Zeit über merkte sie, wie das Leuchten
tiefer in ihren Geist eindrang und ihr eine wohlige Behaglichkeit
vermittelte. Eine beinahe körperliche Empfindung zupfte an den Rändern
des Eispanzers, mit dem sie sich innerlich gewappnet hatte. Sie
erschauerte, als Dap unvermittelt das Thema wechselte und seinen
letzten Flug schilderte – ein schneller, aufregender Trip durch ein
Drei-Sterne-System – der sich im Netz als eine Inselkette in einem
riesigen, von der Sonne beschienenen Ozean darstellte. Während er
sprach, kreuzten sich ihre Blicke, und er lachte. »Jael, wir waren ganz
allein, Deira und ich. Der Eigner wollte mitfliegen, aber in letzter
Minute sagte er ab. Kein Schiffsführer, nur wir beide, die das Schiff
steuerten und diese Vision erschufen!«
    Derweil
erhaschte Jael einen Hauch der Vision, die Dap während des Flugs
kreiert hatte – ein Eindruck am Grenzbereich ihres eigenen
Gesichtsfelds. Bildfetzen tanzten wie Staubkörnchen vor ihren Augen,
als seine Erinnerungen einen bunten Gobelin aus Worten und
Formulierungen spannen. Seine Stimme streichelte sie, indem er von der
Intimität sprach, die er im Netz mit Deira geteilt hatte, während sie
den Frachter durch den Flux lenkten.
    Â»Jael, das war das
Schönste an dieser Reise«, betonte er, seine Blicke in ihre Augen
versenkend, vielleicht um eine Spur zu tief, um für sie noch
unverfänglich zu sein. Seine Gedanken schlugen eine Brücke zu ihrem
Geist. »Aber es musste ja zu Ende gehen.« Seine Stimme nahm einen
nostalgischen Klang an. »Deira ist schon wieder unterwegs, dieses Mal
mit einem Transporter, der einen langen Weg vor sich hat; sie arbeitet
mit drei weiteren Riggern zusammen. Ich vermisse sie jetzt schon.«
Schlich sich ein weinerlicher Ton in seine Stimme? Er redete weiter.
»Doch diese Erfahrung …« Er sprühte geradezu vor Begeisterung, als er
fortfuhr, den Flug zu beschreiben. »Stell dir einen tiefen Ozean mit
kristallklarem Wasser vor, überspannt von einem weiten, wunderschönen
Himmel – und Inseln, die wie aneinander gereihte Juwelen glitzern …«
    Etwas
in Jael verkrampfte sich, als er von seinem Erlebnis schwärmte, und sie
bekam keine Luft mehr. Sie bemühte sich, dieses Gefühl zu verscheuchen,
sie wollte sich ihren Neid nicht anmerken lassen. Doch indem die Wärme
des Energiefeldes allmählich die verbliebenen Eissplitter in ihrem
Inneren schmolz, bröckelte auch eine Art Widerstand in ihr, und sie
vergegenwärtigte sich, dass sie ihre geheimsten Gedanken nicht vor
ihrem Freund zu verbergen brauchte. Das war doch Sinn und Zweck des
Traumlinks, nicht wahr? Es sollte Emotionen freisetzen, damit man sie
mit einem vertrauten Menschen teilen konnte. Als sie Dap ansah, spürte
sie eine seltsame Gelöstheit, und auf einmal hörte sie seine Worte
nicht mehr …
    Daps Vision des Weltalls – der Weltraum, durch den er geflogen war – entfaltete sich direkt in ihrem Geist. Das funkelnde
blaue Meer, der Frachter, der über und durch das Bild eines Ozeans
schnellte wie ein herrlicher Delfin, sich sowohl durch das Wasser wie
durch die Luft pflügte, die in Lichtjahren gemessenen

Weitere Kostenlose Bücher