Im Hyperraum
Alle
brachen ihre Versprechen und schlugen ihr die Tür vor der Nase zu,
einer wie der andere. Am liebsten hätte sie jemanden umgebracht, sie
wollte alle beide töten, doch zuerst würde sie sich selbst vernichten
mit diesem Hass, wenn es ihr nicht gelang, ihn zu â¦
⦠kontrollieren â¦
⦠zu unterdrücken â¦
â¦
und genau das tat sie jetzt. Sie angelte ihren Groll aus dem flammenden
Glast des Traumlinks, wickelte ihn fest um ihren Finger, stopfte ihn in
eine Flasche, wo er hingehörte, und verkorkte sie dann.
Als
sie wusste, dass sie sich wieder gefangen hatte und unbeschadet aus dem
Erlebnis hervorgegangen war, stand sie auf und deaktivierte den
Traumlink-Optimierer. Der Lichthof erlosch, und schlagartig wirkte das
Zimmer kalt, still und steril. Hier gab es nichts mehr, was ihr hätte
schaden können.
Bis auf den Hass, den sie eingekapselt
in sich trug. Weinen wollte sie nicht, und sie fühlte sich auÃerstande,
Dap zu antworten, der ihr mit rauer Stimme aus der Diele zurief:
»Warte, Jael! Ich bring dich heim â¦Â« Also ging sie einfach aus dem
Zimmer, verlieà das Haus und machte sich in der Abenddämmerung zu FuÃ
auf den langen Heimweg.
Kapitel 3
D ER K ONTRAKT ZUM F LIEGEN
A LS SIE SICH AM NÃCHSTEN M ORGEN in der Raumhafenlobby einfand, wo die Rigger zusammengluckten und
finster vor sich hin brüteten, entdeckte sie zu ihrer Erleichterung
keine Spur von Dap. Am vergangenen Abend war er ihr mit dem Wagen
hinterhergefahren, um sich zu vergewissern, dass sie sicher nach Hause
kam. Doch sie war zu wütend gewesen, um einzusteigen oder auch nur mit
ihm zu sprechen. Sie war verlegen, fühlte sich gedemütigt und beschämt.
Wie konnte sie ihm abnehmen, dass er sich aufrichtig um sie sorgte,
wenn er sie kurz zuvor im Traumlink so schnöde im Stich gelassen hatte?
Sie
würde über Dap hinwegkommen, so wie sie über alle anderen
hinweggekommen war. Egal, was man hier im Raumhafen dachte, sie wollte
als Rigger auf einem Sternenschiff anheuern. Weder Dap noch ihre
Rigger-Kameraden noch welche Meinung man über ihren Vater hegte,
konnten sie davon abhalten. Sie konnten sie diskriminieren, aber sie
konnten sie nicht bremsen.
Ihre Entschlossenheit half
ihr, den Tag zu überstehen. Doch die Anwesenheit der anderen Rigger in
der Halle setzte ihr zu â nicht so sehr der Einzelne war es, der ihr zu
schaffen machte, sondern die groÃe Zahl der Rigger, die sich genau wie
sie um Arbeit bemühten. Sie ertappte sich dabei, wie sie hin und wieder
den entfernten Teil der Lobby ins Auge fasste und die Aktivitäten der
irregulären Skipper beobachtete.
Gelegentlich
schlenderte einer der Rigger, die drüben herumlungerten, auf die andere
Seite der Lounge, doch die meisten Rigger, die für die nicht
eingetragenen Schiffseigner arbeiteten, mieden ihre Kameraden, die den
offiziellen Weg beschritten. Zwischen diesen beiden Gruppen von Riggern
herrschten klare, wenn auch nicht öffentlich definierte
Klassenunterschiede. Diejenigen, die sich den Irregulären andienten,
waren meistens schlecht ausgebildet und schlecht bezahlt; sie wurden
skrupelloser ausgebeutet, flogen häufig mit minderwertiger Ausrüstung,
kehrten öfter nicht von ihren Einsätzen im Weltraum zurück. In den
Augen dieser Rigger lag nicht selten ein ganz bestimmter Blick, ein
Ausdruck von Resignation, Erschöpfung und Kapitulation, als hätten sie
sich selbst aufgegeben.
Niemals werde ich so tief
sinken, hatte sie sich geschworen. Und während sie beobachtete, an die
Rigger dachte, die für ihren Vater gearbeitet hatten und von ihm
verschlissen worden waren, erneuerte sie in Gedanken diesen Eid. Und
dennoch ⦠sie wusste, dass dies für viele glücklose Rigger der einzige
Weg war, um ins All zu fliegen. Zumindest auf diesem Planeten gab es
viel zu viele Rigger und nicht genügend registrierte Schiffe. Aber wenn
man diesen Traum träumte â wenn man getrieben wurde von diesem Hunger,
dem inneren Zwang â, dann akzeptierte man entweder alles, um fliegen zu
können, oder man zog sich total in sich selbst zurück. Diese völlige
Selbstversunkenheit machte einen Rigger auf Dauer arbeitsunfähig â es
sei denn, sie verkauften ihre Träume und Visionen an kommerzielle
Traumjäger, und das war eine sündhafte Verschwendung von Talenten. Doch
ihre Gabe wurde auch verschleudert, wenn sie von Skippern verheizt und
dann
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