Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
Vom Netzwerk:
habe, dachte Jael und ging weiter.
Eine faire Behandlung? Mit welchem Recht. Möglichst würdevoll kehrte
sie zu ihrem Platz zurück. Ein junger Mann, den sie von der
Rigger-Schule her kannte, glotzte unentwegt in ihre Richtung; sie nahm
keine Notiz von ihm. Doch der Zorn kochte wieder hoch. Versuch's doch mal auf der anderen Seite!
    Bei
der bloßen Vorstellung fing sie an zu zittern. Auf der anderen Seite
der Raumhafenlobby heuerten die nicht eingetragenen Skipper Rigger an –
Rigger, die so unzähmbar waren, so wenig gesellschaftsfähig oder so
verzweifelt, dass sie buchstäblich ohne irgendwelchen gesetzlichen
Schutz flogen, nicht einmal die Mindestanforderungen an Sicherheit
genossen, welche man den offiziell registrierten Kapitänen auferlegte.
Dort hatte ihr Vater seine Crews angeheuert. Dort war der Familienname,
den man einstmals voller Stolz getragen hatte, in den Schmutz gezogen
und lächerlich gemacht worden. Niemals!, schwor sie sich.
    Doch noch andere Worte hallten in ihrem Kopf nach, Worte, die sie aufschnappte, als man hinter ihrem Rücken über sie tuschelte. »Wer, zum Teufel, würde eine Tochter von Willie LeBrae anheuern?« Auf diese Bemerkung hatte sie nicht reagiert; Sticheleien dieser Art pflegte sie zu ignorieren. Trotzdem schmerzten sie.
    Und
das war das eigentlich Schlimme daran. Wenn überhaupt jemand, dann
hätten ihre Rigger-Kameraden sie verstehen und ihr Mitgefühl
entgegenbringen müssen. Doch es schien, als könnten sie bloß Salz in
eine offene Wunde streuen, um ihren Schmerz zu vergrößern. Natürlich
gab es auch Rigger, die einfach nur dahockten, versunken in ihre
eigenen Welten, und die sie weder schikanierten noch ihr beistanden.
Diese Personen rührten sich kaum, selbst wenn es darum ging, auf ein
Angebot zu reagieren; sie konnten sich gar nicht dazu aufraffen,
jemanden zu verteidigen. Dann waren da noch ihre Schulkameraden – die
gelernt hatten ihr zu vertrauen –, doch die hatten sich in alle
Richtungen zerstreut, wie Staubkörner im Sternenmeer.
    Jael
wollte unbedingt wieder fliegen, auf ihre Freunde da draußen treffen;
dazu war sie fest entschlossen. Früher oder später musste man ihr eine
Chance geben.
    Und wenn es bedeutete, bis in alle Ewigkeit hier zu sitzen und zu warten.
    â–ˆ
    D IE NÄCHSTEN S TUNDEN KAMEN IHR DANN tatsächlich vor wie eine Ewigkeit. Es gab nur noch einen weiteren
Aufruf, und man suchte nach einem Single-Rigger mit
Passagier-Kreuzer-Qualifikation, die sie nicht hatte. Sie stand auf,
ging an die Lunchtheke und kaufte sich eine Schale Porreechowder, das
einzige Gericht, das hier genießbar war. Am Rand der Lounge stehend
schaufelte sie sich das Chowder in den Mund, ließ sich die dicke,
sämige Sauce und die Brocken von Porree und Kartoffelranken schmecken.
Als sie die kleine Schale leer gegessen und den Löffel abgeleckt hatte,
beschloss sie, diesen Tag zu beenden.
    Nach einem
letzten prüfenden Blick über die Lounge – als könnte doch noch ein
Aufruf ergehen, als lohnte es sich, noch ein paar Augenblicke länger
auszuharren – begab sie sich zur Tür. Mit finsterer Miene schaute sie
in den Bereich, in dem die irregulären Chartergeschäfte abgewickelt
wurden, dann trat sie hinaus in den sonnigen Spätnachmittag. Ein
gewaltiger Druck schien sich von ihren Schultern zu heben, sowie sie
das Raumhafengebäude verließ – nicht die Bürde ihrer unerfüllten
Träume, denn die ließ sie niemals los, sondern die Belastung durch die
dauernde und stumm erduldete Frustration. Doch dieses Päckchen war sie
bereit zu tragen, denn es ging nicht anders, wollte sie ihre Träume
realisieren; allerdings tat es gut, diesen Ballast für eine Weile
abzulegen.
    Die Straße, die zu der
Gemeinschaftsunterkunft führte, in der sie sich einquartiert hatte,
schlängelte sich durch die Hügel. Es war ein schöner, frischer Tag –
ideal zum Laufen, um in den Wind hineinzuschreien, um unter den
tröstenden Strahlen der Sonne zu seufzen.
    Â»Jael!«, rief jemand hinter ihr.
    Sie blieb stehen und sah sich blinzelnd um, mit den Gedanken immer noch meilenweit entfernt.
    Eine
Person stapfte bergan auf sie zu. »Jael, wie geht es dir?« Es war ein
dunkelhaariger junger Mann mit auffallenden silbernen Augenbrauen; er
winkte ihr zu, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »Hallo, Jael! Bist du
da? Ist jemand zu Hause?«
    Langsam kehrte

Weitere Kostenlose Bücher