Im Hyperraum
fallen gelassen wurden, die die Fähigkeiten aus einem Rigger für
eine kurze, billige Karriere herausquetschten. Nein, dieser Versuchung
würde sie nicht nachgeben. Noch war sie nicht so weit.
Als
sie den Raumhafen verlieÃ, fühlte sie sich entmutigt, aber sie gab sich
nicht geschlagen. Sie ging in die Bibliothek der Rigger-Halle und
verbrachte dort ein paar Stunden allein, indem sie Simulationen der
lokalen Sternenrouten laufen lieÃ. Für eine gewisse Zeit gelang es ihr,
ihre Stimmung zu heben.
Doch am nächsten Morgen schien
ihr Mut sie verlassen zu haben. Sie öffnete die Augen und starrte ohne
den geringsten Funken von Hoffnung gegen die kahle Zimmerdecke. Den
gröÃten Teil des Tages verbrachte sie still in ihrem Zimmer und
versuchte die Kraft aufzubringen, zum Raumhafen zurückzukehren. Aber
ihr fehlte letzten Endes der Wille, sie hatte keine Lust mehr. Als sie
sich schlieÃlich aus ihre Depression riss, war es bereits spät am
Nachmittag. Und sie gab sich selbst das Versprechen, am anderen Morgen
zur Auftragsvergabe in die Lobby zurückzugehen.
Dieser
simple Vorsatz brachte sie dazu, ihre innere Spannkraft wiederzufinden.
Sie sagte sich, ein einziger Tag genügte, um einen Auftrag zu bekommen
â es musste nur der richtige Tag sein und eine Verkettung von
glücklichen Umständen. Es war lediglich eine Frage der Zeit und der
Beharrlichkeit, bis die Ordner ihr einen Job nicht mehr ohne plausiblen
Grund vorenthalten konnten. Und da sie bestens ausgebildet war und für
ihre Trainingsflüge gute Noten erhalten hatte, gab es keinen triftigen
Grund, ihr die Arbeit zu verweigern. Man spielte den schlechten Ruf
ihres Vaters gegen sie aus â denn mehr als ein Skipper hier behauptete,
Willie LeBrae hätte ihn auf unredliche Weise aus dem Geschäft gedrängt.
Nun begegnete man ihr mit Vorurteilen, aber diese Intoleranz lieà sich
überwinden. Sie musste nur hartnäckig und energisch auf ihr Recht
pochen.
Wie viel Kraft es sie kosten würde, diesen
Vorsatz in die Tat umzusetzen, merkte sie, als sie am anderen Tag lange
vor den ersten Aufrufen in der Lobby erschien und mit ansehen musste,
wie die Ordner sie übergingen und stattdessen drei Rigger bevorzugten,
die dieselbe Klassifizierung hatten wie sie und viel später
eingetroffen waren. Sie wartete eine weitere Stunde, doch dann platzte
sie vor Wut. Resolut ging sie zu einem der Ordner. »Ich möchte wissen,
warum Sie mir keine Chance geben«, fragte sie mit einer Stimme, die
jedenfalls in ihren Ohren ziemlich laut klang.
Der
Ordner machte ein überraschtes Gesicht. Er blickte sich in der
Rigger-Lounge um, wo mehrere Personen die Köpfe hoben. Ein dünnes
Lächeln stahl sich in seine Züge. »Nun ja.« Er rieb sich die
Fingernägel an seinem blauen Hemd. »Das hört sich ganz so an, als
wollten Sie unbedingt fliegen.«
»So ist es. Und das
wissen Sie.« Jael funkelte ihn erbost an, bis ihm das Lächeln verging
und er leicht verlegen wirkte. »Es interessiert mich nicht, was Sie
über die Firma meines Vaters denken«, fuhr sie fort. »Ich hatte mit
seinen Geschäften nie das Geringste zu tun.«
Der Ordner
sah einen Moment lang zu Boden, während sich seine Lippen stumm
bewegten. Dann hob er die Augenbrauen. »Glauben Sie, wir würden Sie
unfair behandeln â wegen Ihres Vaters?«
Du weiÃt
verdammt genau, dass das der Grund für die ständige Ablehnung ist,
dachte sie erbittert. Doch sie sagte nichts; sie fixierte den Ordner
lediglich mit einem wütenden Blick.
»Was erwarten Sie
denn von mir?« Der Ordner schaute ostentativ in die Richtung, in der
die irregulären Aufträge vergeben wurden, als wollte er ihr
vorschlagen, sie solle sich dorthin trollen.
»Von Ihnen
erwarte ich, dass Sie mir eine Arbeit geben!«, fauchte Jael, seine
unausgesprochene Anspielung ignorierend. Plötzlich merkte sie, dass
immer mehr Leute sie beobachteten, doch das störte sie nicht länger.
»Auf dieser Seite der Lounge, nicht dort drüben!«, fügte sie ein wenig leiser hinzu. »Ich habe es verdient, eingestellt zu werden.«
Der Ordner kniff die Augen zusammen.
»Meine Zeugnisse sind gut.«
Er zuckte die Achseln. »Mag ja sein.«
»Tun
Sie nicht so. Sie wissen sehr wohl, dass ich den Anforderungen mehr als
genüge!« Ihr war klar, dass sie zu weit ging, aber was hatte sie schon
zu verlieren?
»Ich werde
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