Im Hyperraum
Kurswechsel an sie stellte, würde ihre
Konzentration schärfen und ihre Einbildungskraft beflügeln.
Sie
ging in eine leichte Schräglage, um die neue Richtung anzupeilen. Das
Netz sprühte Funken, als ihre Aufregung wuchs â sie freute sich auf
einen schnellen Flug und auf den bevorstehenden Nervenkitzel. Kurz
liebäugelte sie mit dem Gedanken, die Berge doch zu umfliegen, jetzt,
wo sie mit der Gefahr flirtete. Aber manchmal musste man einfach
eigenmächtig handeln, etwas zu seinem eigenen Vergnügen tun. Ich pfeife
auf Mogurns Warnungen, dachte sie.
Abrupt verwandelte
sie sich in einen Adler, suchte sich eine neue Strömung und wandte sich
nach Nordwesten; ihr Puls raste, und das Netz glitzerte wie eine
Ansammlung von Juwelen im Flux.
â
V OR IHR LAG DAS Z WIELICHT EINES Sonnenuntergangs. Berge türmten sich schroff und schwarz vor einem
weinroten, sich verdunkelnden Abendhimmel. Das Gebirge war näher
herangerückt, entfaltete sich immer detaillierter in ihrem Bewusstsein.
Mit nur einem Hauch von Unbehagen spähte sie nach vorn, streckte ihre
mentalen Fühler aus, um die herannahenden Schatten zu erforschen. Würde
sie Drachen begegnen? Sie bezweifelte es, doch es bestand keine
absolute Gewissheit. Und noch hatte sie sich nicht entschieden, ob sie
Mogurns Anweisung auch wirklich ignorieren sollte.
Eine
stille Vorfreude nistete sich in ihr ein, derweil sie auf
Adlerschwingen immer dichter an die Gipfelkette heranflog. Ein Teil von
ihr wünschte sich beinahe, dass Drachen auftauchten â und wenn nur, um
ihre Einsamkeit zu mildern.
Das Komsignal zirpte, und ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken.
Wird es nicht langsam Zeit, die Rigger-Station zu verlassen?, hörte sie Mogurns Stimme.
Ein plötzlicher Seitenwind lieà sie frösteln. Finden Sie?, fragte sie zurück, um Zeit zu schinden.
Sie sind seit Stunden darin, Jael. Schon viel zu lange.
Tatsächlich? So lange kam es mir gar nicht vor.
Was ist, Jael? Wollen Sie nicht rauskommen?
Sie
zögerte, hin und her gerissen von widerstreitenden Emotionen. Sie
wusste, dass er nur darauf wartete, sie mit dem Pallisp zu behandeln.
Aber dies war nicht der richtige Moment, um das Netz unbeaufsichtigt zu
lassen, nun, da die Berge immer näher kamen. Wenn ich jetzt das Netz verlasse, könnte es Probleme geben, erwiderte sie schlieÃlich.
Probleme? Was für Probleme?
Sie spreizte die Flügel, um eine Thermik einzufangen. Wir könnten ⦠auf Drachen treffen.
Er blinzelte wütend, jedenfalls stellte sie sich das vor. Drachen? Drachen? Jael, haben Sie etwa die Route durch die Berge eingeschlagen?
Mit energischen Flügelschlägen kämpfte sich Jael voran. Ja. Das heiÃt â nein, nicht direkt. Aber wir nähern uns der Route.
Suchen
Sie eine sichere Passage, die uns vom Gebirge wegführt. Dann steigen
Sie sofort aus dem Netz und kommen in meine Kabine, Jael. Seine
Stimme fühlte sich an wie ein Stück Eis, und sie hörte auf, mit den
Schwingen zu rudern. Sein Zorn brachte sie zum Zittern. Sie sah das
Wetterleuchten zwischen den Bergspitzen, das ihre jähe Angst
widerspiegelte.
Na schön , flüsterte sie, und
schlagartig kam ihr die Welt noch kälter und einsamer vor. Sie wollte
das Rigger-Netz nicht verlassen, um ausgerechnet Mogurn
gegenüberzutreten. Doch ebenso wenig wollte sie an diesem Abend auf den
Pallisp verzichten.
Daran hätte ich eher denken müssen, schalt sie sich.
Sie
ging in eine Linkskurve und brachte das Schiff auf einen Kurs, der es
parallel zur Bergkette hielt, falls der Wind nicht plötzlich umschlug.
Vermutlich konnte sie jetzt das Netz gefahrlos sich selbst überlassen.
Dennoch zögerte sie den Ausstieg hinaus â glitt in einer sanften Brise,
betrachtete die dunklen, fernen Gipfel, die ominös an Steuerbord
vorbeizogen. Sie wünschte sich, ihre Furcht und das Gefühl, isoliert zu
sein, würden irgendwie vergehen.
Endlich, als sie ihr
Verweilen nicht länger rechtfertigen konnte, setzte sie die
Stabilisatoren und schaltete die Alarmvorrichtung ein. Ihre Sinne
krochen in ihren Körper zurück, als sie sich aus dem Netz entfernte;
als sie die Augen aufschlug, erwartete sie eigentlich, Mogurn zu sehen,
der sie wütend anfunkelte. Doch die Brücke war abgedunkelt und
verwaist. Niemand auÃer den Instrumenten war da, um sie zu begrüÃen,
und sie fühlte sich unendlich erleichtert.
Neben
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