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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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sie ganz genau wusste, worauf Ar anspielte, auch
wenn der Clendornaner selbst ahnungslos war.
    Â»Und was
befähigte dich, auf den Pallisp zu verzichten? Du sagtest, du seist
süchtig nach ihm geworden. Es scheint sich um ein sehr gefährliches
Instrument zu handeln – und jetzt verstehe ich, warum du droben in den
Bergen so misstrauisch warst, obwohl der Optimierer, den wir benutzten,
ganz anders funktioniert als dieser Pallisp.«
    Jael
starrte ins Feuer. In den zuckenden Flammen, in den glühenden Kohlen,
glaubte sie … Drachenmagie zu erkennen. Sie seufzte und nickte. Wenn
sie Ar von Highwing erzählen wollte, dann war jetzt der Zeitpunkt dafür
gekommen. Abermals fiel ihr der Anfang schwer, denn dieses Erlebnis war
nicht leicht zu erklären. Ar wartete und schwieg. Schließlich fing die
Stille an, ihr lästig zu werden, und dann sprudelte die Geschichte, die
sie so gern mit jemandem teilen wollte, förmlich aus ihr heraus. »Ar«,
fragte sie leise, »kennst du die Legende, dass Drachen im Hyperraum
leben, im Flux? Man will sie auf der Route durch die Berge gesehen
haben, die vom galaktischen Südwesten nach Lexis führt.« Während sie
sprach, merkte sie, wie die Erinnerungen in ihr lebendig wurden. Als Ar
keine Antwort gab, merkte sie ihm seine Verblüffung an. »Nun ja, diese
Legende beruht auf Wahrheit«, flüsterte sie; sie hörte erst auf zu
sprechen, bis sie ihm die vollständige Geschichte von ihrer Begegnung
mit Highwing geschildert hatte; wie er sie vor den anderen Drachen
rettete; wie er in ihre Seele hineingeschaut hatte und ihre Gedanken
sich in Freundschaft vereinten; wie der Drache ihr aufgrund seiner
Einsichten half, einige ihrer persönlichen Dämonen zu besiegen. Als sie
mit Erzählen fertig war, klang ihre Stimme heiser, und in ihren Augen
standen Tränen.
    Danach schwiegen beide eine Zeit lang.
Sie wischte sich die Tränen ab und schämte sich für ihre Schwäche – bis
sie daran dachte, dass Ar ja kein Mensch war, und irgendwie tröstete
sie dieser Umstand. Es machte ihr nicht so viel aus, wenn sie sich vor
einem Alien blamierte, obwohl sie nicht hätte erklären können, warum
sie so empfand.
    Endlich blickte sie in Ars freundliche,
interessiert dreinschauende Augen, und sie fragte sich, ob er ihr
glaubte; ob er ihr diese abstruse Episode überhaupt glauben konnte. An diesem Abend hatte sie Ar eine ganze Menge zugemutet. Aber … er war
nicht nur eine Person, an dem sie die Glaubwürdigkeit ihrer Geschichte
auf die Probe stellte, sondern auch ihr neuer Freund. In seinem
glänzenden Blick lag Mitgefühl, aber auch eine gewisse Reserviertheit.
»Nun?«, forderte sie ihn schließlich zu einer Antwort auf.
    Eine
Weile rieb sich Ar den oberen Wulst seines Schädels. »Das ist eine sehr
anrührende Geschichte«, sagte er nach längerem Überlegen. »Ich bin
äußerst beeindruckt von den Bildern – von deinen ungestümen Emotionen –
von dem Wandel, der sich in deinem Innern vollzog. Das war phantastisch
– es ist phantastisch. Eine ungemein inspirierende Erfahrung für einen Rigger.«
    Â»Danke. Aber, Ar …«, hob sie von neuem an, nur um gleich wieder abzubrechen. Ein Gefühl der Unsicherheit beschlich sie.
    Â»Das
alles muss dir äußerst real vorgekommen sein, Jael. So real wie ein
echtes, wahrhaftiges Erlebnis.« Ar schloss seine leuchtenden Augen und
klappte die Lider wieder auf.
    Er hatte also nichts
begriffen. Er glaubte ihr nicht. »Ar«, sagte sie leise und bemühte
sich, mit ruhiger, kräftiger Stimme zu sprechen. »Es war real. Diese Geschehnisse sind wirklich passiert. Ich habe sie nicht erfunden.«
    Der
Clendornaner legte den Kopf schräg. »Ich bin fest davon überzeugt, dass
sie dir real vorkamen, Jael. Das kennzeichnet einen exzellenten Rigger.«
    Sie
spürte einen Druck hinter der Stirn. Würde jeder so auf ihre Geschichte
reagieren? Sie war froh, dass sie gar nicht erst versucht hatte, die
Polizei mit ihren Erlebnissen zu konfrontieren. Es war ernüchternd
genug, diese Art von Diskussion mit einem Freund zu führen. »Nein, Ar.
Wir reden aneinander vorbei.«
    Â»Aber ich kenne und begreife das Phänomen.«
    Â»Nein, das tust du nicht.«
    Verdutzt sah er sie an. »Bitte … was begreife ich nicht?«
    Jael fühlte sich plötzlich sprachlos. Und das nach allem, was sie Ar mitgeteilt

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