Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
Vom Netzwerk:
Sonnenuntergang am Meer ersetzt. Ed!, rief sie stumm in der holografischen Umgebung. Was habt ihr mit Ed gemacht? Zitternd riss sie sich den Helm vom Kopf, setzte sich aufrecht hin und
blickte erbost durch den schattigen Raum. »Ihr Idioten – wieso habt ihr
das Menü verändert?«, flüsterte sie. Wie konnten sie ihr das antun? Auf
der Suche nach jemandem, der für die Environments zuständig war,
hastete sie aus der Lounge.
    Es dauerte eine Weile, doch
schließlich fand sie einen jungen Mann mit roten Augen, der in einem
der hinteren Büros arbeitete. Leicht verblüfft dachte er über ihre
Frage nach, dann antwortete er, gewiss, die Szenarien in Environment
Alpha würden periodisch der Abwechslung halber ausgetauscht. Das
Prozedere sei sehr simpel, man musste lediglich ein Datenkorn in der
Kontrollkonsole durch ein neues ersetzen. Eigentlich dürfe er es nicht,
meinte er und kratzte sich den schüttersten Bart, den Jael je gesehen
hatte, doch er fand, es sei nichts dabei, wenn er den Regenwald
wiederherstellte, solange sich niemand beschwerte. »Danke«, atmete Jael
auf, überrascht von der Intensität ihrer Gefühle. Nun gestand sie sich
ein, dass sie ein wenig extrem reagiert hatte.
    Â»Das
Problem ist nur – man will diese Maschinen ausmustern und neue Hardware
anschaffen, und dazu die entsprechenden neuen Datenkerne«, bemerkte der
junge Mann, während er in einer Schublade kramte und das Element für
den Regenwald suchte. »Deshalb sollten Sie das Programm genießen, so
lange es noch geht, denn in ein paar Tagen existiert es wirklich nicht
mehr. Da ist es ja.« Er grinste und hielt einen kleinen Knubbel
zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich steck's gleich rein. Wenn Sie
sich in das System einklinken, läuft das Programm bereits.«
    Jael
eilte in die Lounge zurück und setzte sich den I/O-Helm auf. Wie
versprochen, befand sich das Regenwaldmotiv im Menü. Dieses Mal
spazierte sie – besser gesagt sie schwebte – einen Fußweg entlang, über
den sich ein Dach aus verfilzter Vegetation wölbte. Überall prangten
Blüten – purpurrote, orangefarbene, gelbe, weiße und pinkrosa Kelche.
Sie entdeckte ein paar Vögel und eine Schlange, die durch das Geäst der
Bäume flitzten. Ed sah sie nicht.
    Während sie über den
Pfad glitt, erblickte sie zwei affenähnliche Kreaturen, die hurtig von
Ast zu Ast durch den Wald turnten. Aus dem Unterholz linste ein
Nagetier mit langem, buschigem Schwanz und gab zwitschernde Laute von
sich. Beharrlich scharrte es mit den Pfoten und sah hungrig zu ihr auf.
Erdnüsse oder Leben!, schien es zu drohen. Stirnrunzelnd forschte sie
in ihren Taschen nach und fand verschiedene Sorten von Nüssen. Sie warf
sie dem Tier zu, das emsig hin und her huschte und sie aufsammelte.
Drei weitere Nager tauchten aus dem angrenzenden Buschwerk auf, und die
Meute begann, sich um die Nüsse zu balgen. Jael setzte ihren
Spaziergang fort.
    Der Boden unter ihren Füßen war weich
und federnd. Sie bückte sich, um besser nachschauen zu können, und
merkte, dass der Pfad mit einem dicken, schwammigen Moospolster
überwuchert war. Als sie die Finger hineinpresste, zog sich nahe ihrer
Hand eine kleine, mit purpurnen Blüten geschmückte Pflanze hastig
zurück und raschelte nervös mit den Blättern.
    Â»Was ist
los?«, fragte Jael und wollte instinktiv danach greifen. Sie hielt
inne, als das Gewächs abermals rasselnde Laute von sich gab und
richtete sich achselzuckend auf. Als sie weiterging, hörte sie einen
leisen Seufzer. Hinter ihr trippelte die Pflanze auf Zehenspitzen über
den Pfad. Sobald sie bemerkte, dass sie beobachtet wurde, nahm sie
Reißaus und versteckte sich im Gebüsch. Jael fand, dass hier ein paar
wirklich bizarre Lebewesen hausten.
    Kurz darauf
bemerkte sie ein riesiges Büschel aus Blättern, eingekuschelt im Herzen
einer kurzstieligen, breit belaubten Staude. Das Büschel besaß die Form
einer großen, zimtfarbenen Blüte. Als sie näher kam, zerbarst sie in
ein Dutzend mit den Flügeln flatternde Insekten. Erschrocken prallte
sie zurück. Die Insekten flogen geradewegs auf sie zu und drehten dann
in scharfem Bogen ab. Auseinander flitzend, schwirrten sie zu einem
nahen Baum und ballten sich auf einem Ast zu einem dichten Knäuel
zusammen; der Vorgang wirkte wie der rückwärts laufende Holofilm einer
Explosion. Jael stellte

Weitere Kostenlose Bücher