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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Kontrollen. »Das muss nicht sein, weißt du?«
    Sie dachte kurz nach. »Wir versuchen es – ganz vorsichtig«
    Â»Okay.« Ar tippte auf einen Schalter und lehnte sich zurück.
    Mit
einem Seufzer atmete Jael aus. Sie spürte, wie in ihrem Inneren etwas
zu schmelzen schien. Ein entspanntes, wohliges Gefühl breitete sich in
ihr aus. Es war tatsächlich sehr milde und keineswegs bedrohlich. Sie
stellte sich vor, wie der Wind außerhalb der Transportkapsel blies, sie
streichelte und durch dieses prachtvolle Szenarium trieb, dieses Land
von majestätischer Erhabenheit. In ihrer Phantasie flog sie in den Böen
wie der Marderzentaur. Als sie in die Ferne spähte, schienen sich die
Bergspitzen und Täler, die Konturen von Felsen und Eis, sogar der
Himmel mit ihrem Geist zu vereinen. Sie spürte, dass die Welt da
draußen lebendig war, dass ein und dieselbe Lebenskraft alles
durchströmte, diesen Ort hoch im Gebirge und jedwede Kreatur, welche
sich an diesem Platz befand.
    Und neben ihr saß Ar, ein
Clendornaner und ihr neuer Freund. Sie empfand die innige Bindung an
ihn, teilte seine Begeisterung für dieses Land, diese Stätte einer
urtümlichen, geologischen Vehemenz und einer übermächtigen Ruhe. Sie
fühlte sich zu ihm hingezogen, wusste instinktiv, dass sie ihm
vertrauen konnte; er bot ihr die wärmende Geborgenheit, nach der sie
sich sehnte …
    Wie der Pallisp …
    Â»Schalte
es bitte wieder ab«, wisperte sie. Sie vergegenwärtigte sich erst, wie
verzweifelt ihre Bitte geklungen haben musste, als Ar hastig auf den
Schalter drückte und der plötzliche Argwohn, der in ihr aufgekeimt war,
langsam abebbte. Dann merkte sie, dass Ar sie verwirrt und vielleicht
ein wenig gekränkt anschaute. Ihr Blick richtete sich auf den gegenüber
liegenden Gipfel, in die Unendlichkeit, in den Weltraum, der zunehmend
kälter und weiter wurde, der eine schier unglaubliche Pracht
entfaltete, die jedoch in kaum erreichbarer Ferne lag. Diese
Erhabenheit war unzugänglich – und deshalb keine Gefahr.
    Ar
sah sie an. Er beobachtete sie mit seinen transparenten, von
purpurroten Netzhäuten durchzogenen Augen. Sie wusste nicht, was sie
sagen sollte, außer … »Es tut mir Leid.« Doch was sie bedauerte, konnte
Ar nicht wissen und nicht verstehen. Wie sollte er auch?
    Â»Ich
nehme deine Gefühle wahr«, erklärte Ar schließlich. Seine Stimme klang
wie das einsame Seufzen des Windes. »Unabsichtlich habe ich einen
Kummer in dir geweckt. Das tut mir Leid, Jael.«
    Â»Es ist nicht deine Schuld. Du konntest es ja nicht ahnen.«
    Â»Kann
ich dir irgendwie helfen?«, fragte er und vollführte eine hilflose
Geste in Richtung der Berge und Täler, als besäße das Land die Macht,
ihr Trost zu bieten, wenn schon sein Gerät versagte.
    Kannst
du die Vergangenheit ungeschehen machen?, dachte sie hoffnungslos.
Kannst du den Pallisp und das, was er mir angetan hat, zurücknehmen?
»Vielleicht sollten wir jetzt lieber umkehren«, flüsterte sie sehr
leise.
    Â»Du willst weg von dieser Schönheit?«, bedauerte er.
    Sie
nickte. Ja. Sie wollte diese Schönheit nicht länger sehen, diese
Ehrfurcht erregende, erschreckende Pracht. Sie schloss die Augen und
nickte noch einmal.
    Sie hörte und fühlte nichts, doch
als sie die Augen wieder öffnete, flog die Blase in einem eleganten
Bogen durch einen von Berggipfeln flankierten, windgepeitschten Pass in
Richtung des Raumhafens.

Kapitel 17
    E RINNERUNGEN
    D EN R EST DES N ACHMITTAGS VERBRACHTE SIE ALLEIN ,
finster vor sich hin brütend und Tagträumen nachhängend. Sie wünschte
sich, sie hätte einen Captain gehabt, den sie nicht hätte töten müssen,
einen Vater, dem sie verzeihen konnte und einen ihr wohlgesonnenen
Drachen, der all dies herbeizaubern konnte. Gegen Abend war sie mit
ihren Gedanken lange genug allein gewesen. Sie machte sich auf die
Suche nach Ar und schwor sich, ihm dieses Mal offen und ehrlich zu
begegnen.
    Schließlich fand sie ihn im Speisesaal der
Rigger-Halle, wie er in einer kuchenähnlichen Substanz herumstocherte,
die es zum Nachtisch gab. Er sah ihr entgegen, als sie sich seinem
Tisch näherte. Keiner von ihnen sprach, doch als sie vor ihm stehen
blieb, kräuselte er schüchtern die Lippen. Sie stellte ihr Tablett ab
und setzte sich ihm gegenüber. Sie wusste nicht, wie sie ein Gespräch
beginnen sollte, also

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