Im Hyperraum
sich auf die Zehenspitzen und spähte zu dem
Gebilde hinauf. Es sah wieder exakt aus wie eine dunkle, üppige Blüte.
»Rawk! Käfer! Käfer!«
Jael wirbelte herum und versuchte, den Besitzer der Stimme auszumachen. Sie konnte ihn nirgends entdecken. »Ed! Bist du es?«
»Yawp!«
»Wo bist du?«
»Hier oben! Hier oben!«
Sie
reckte den Hals und drehte sich um die eigene Achse. Sie sah einen Baum
mit schlanken, unbelaubten Ãsten, der von einer Art Schurz aus
haarfeinen Ranken umgeben war, die dünnen Luftwurzeln glichen. Der
Papagei hockte knapp unter dem Baumwipfel und blickte auf sie herab.
Zum Gruà flatterte er mit den grün und scharlachrot gefiederten
Schwingen. »Ed! Ich habe dich gesucht!«
»Immer hier! Immer hier!« Der Vogel legte den Kopf schräg und beobachtete die Umgebung.
»Kommst du herunter?«
»Aarrrwwk! Sicher.« Ed schwang sich in die Tiefe und landete auf einem Zweig unweit von Jaels Hand. »Hi, Jayl!«, quäkte er.
»Was hast du so getrieben?« Sie streckte ihm die Hand entgegen, damit er den Schnabel an ihren Fingerknöcheln reiben konnte.
»Rawk. Wer, ich?« Er drehte den Kopf und schaute in die Runde.
»Nein â dein Cousin Ned. Natürlich meine ich dich, wen denn sonst?«
Ed
öffnete den Schnabel, als überlegte er, was er antworten sollte. Seine
Zunge zuckte. Er gab ein stotterndes Zischen von sich, das sich wie
Gelächter anhörte. »Aber Ed nicht riiicktick! Du sagst, Ed nicht
riiicktick! Wie soll armer, nicht riiicktick Ed â¦Â«
»Ed, hör auf damit!«, schimpfte sie.
Er klappte den Schnabel zu und blickte sie schweigend an. »T-tschuldigung!«
»Ist
ja gut.« Sie holte tief Luft. »He, wir können doch Freunde sein, oder?
Keine frechen Bemerkungen mehr über das, was richtig ist oder nicht,
jedenfalls mir gegenüber. Einverstanden? Wir sind beide real. Stimmt's?«
Ed nieste. »Ssstimmt!«
»Schön.«
Plötzlich fiel ihr ein, was der junge Mann aus dem Büro gesagt hatte â
dass es Ed vielleicht bald nicht mehr gäbe. Sie schüttelte sich und
versuchte, diese Vorstellung zu verdrängen. Gerade hatte sie einen
Freund gefunden; sie wollte ihn nicht wieder verlieren. »Ed«, seufzte
sie, »manchmal weià ich selbst nicht mehr, was real ist und was nicht.
WeiÃt du, all diese Welten hier und was darin kreucht und fleucht« â
sie deutete auf die Landschaft, die alles andere als artifiziell wirkte
â »gelegentlich verliert man den Durchblick.«
»Yawp. Ed weiÃ.«
»Tatsächlich?«
Sie betrachtete den bunten Vogel, der nun sein Gefieder putzte. »WeiÃt
du es tatsächlich, Ed? Erzähl mir etwas. WeiÃt du, was ein Rigger ist?«
Ed hörte auf sich zu pflegen. »Du Rigger«, stellte er fest.
»Genau. Aber hast du eine Ahnung, was wir tun? Wenn wir arbeiten, meine ich?«
Der Vogel schien nachzusinnen. »F-fliegen«, äuÃerte er zögernd. »Du fliegst. Yawp?«
»Recht
hast du. Wir fliegen. Aber es ist eine andere Art von Fliegen als ⦠na
ja â¦Â« Sie hielt inne und überlegte, wie sie es Ed erklären sollte, der
in einer Welt lebte, welche in gewisser Weise dem Flux glich.
Vermutlich begriff er nicht den Unterschied zwischen seiner Realität
und der ihren. Aber da sie keine Möglichkeit fand, es ihm zu erläutern,
wechselte sie das Thema. »Jedenfalls habe ich mich gestern mit Ar
unterhalten â du erinnerst dich doch an Ar, oder?«
»Ar. Sicher.«
»Tja, wir sprachen über jemanden, dem ich vor geraumer Zeit begegnete. Er war mir ein sehr guter Freund â¦Â«
»Awk? Papagei?«, fiel Ed ihr ins Wort und reckte den Hals.
Jael lachte. »Nein â nein, er war kein Papagei. Er war ein Drache.«
Ed neigte den Kopf zur Seite. »Grrache?«
»Drache. Eine Art riesige Echse, nur dass er fliegen kann, genau wie du.«
»Arrwwk. Grrechse â yokk.« Ed wiegte den Kopf von rechts nach links, als versuchte er, sich so ein Wesen vorzustellen.
Ungeduldig
fuhr Jael fort: »Ja. Ich erzählte Ar von diesem Drachen, und er glaubte
mir nicht, als ich behauptete, er sei real gewesen. Es war, als könnte ich nicht glauben, dass du real bist.«
Der Papagei ruderte heftig mit den Schwingen. »Ed reaaal!«
»Ja,
ich weiÃ. Ich hatte mich geirrt, als ich dachte, du seist es nicht. Und
genau das
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