Im Hyperraum
zwei
fünfundzwanzig abgeben. Aber das wäre dann wirklich das ÃuÃerste.« Er
setzte eine nachdenkliche Miene auf. »Ich ⦠ja.« Dann seufzte er.
»Doch, ja, für zwei fünfundzwanzig können Sie den Baum haben. Ja.«
Jael
betrachtete das Bäumchen und rang mit sich. Ar, der neben ihr stand,
gab ihr mit der Hand unauffällig ein Zeichen, sie solle mit dem
Feilschen weitermachen. Sie schluckte, und die Stimme schien ihr im
Hals stecken zu bleiben. »Ich ⦠äh â¦Â« Abermals hüstelte sie. »Zwei
fünfzehn?«, krächzte sie, wobei ihre Stimme klang wie die von Ed.
»Oh!«
Der Ladenbesitzer verzog schmerzlich das Gesicht. »Oh â nein â¦Â« Eine
geraume Zeit lang rührte er sich nicht; er starrte lediglich auf den
Baum. Dann entrang sich ihm ein abgrundtiefer Seufzer. »Ja«, hauchte
er. »Ja, wir brauchen das Geld.« Matt lächelnd, blickte er hoch.
Jael
verspürte Gewissensbisse. War sie eventuell unfair? Trotzdem war es
viel Geld â für ein Datenkorn. Sie schielte zu Ar hin; der hob die
Schultern. »Einverstanden«, sagte sie. Ed, hoffentlich freust du dich
wenigstens über diese Anschaffung.
Jael schwieg, als
sie den Laden verlieÃen; das kleine Kästchen mit dem Datenkorn trug sie
in ihrer Jackentasche. SchlieÃlich brach Ar die Stille. »Was ist los?
Der Baum ist sehr schön. Auf dem Schiff wird er sich gut machen.«
Sie
nickte, während sie ihren Weg durch die LadenstraÃe fortsetzten. »Ich
habe mich übervorteilen lassen, nicht wahr?«, fragte sie dann. Sie
blieb stehen, um Ar ins Gesicht schauen zu können. Auf einmal kam sie
sich sehr jung, töricht und naiv vor.
Ar kräuselte die Lippen. »Gefällt dir der Baum? Ist er dir das Geld wert?«
Sie lachte und verzichtete auf eine Antwort. Sie dachte nur: Das will ich doch sehr hoffen â¦
Auf dem Rückweg zum Schiff hielt Ar an einem Stand an und erwarb einen neuen Musiksynthesizer; einen, der offensichtlich nur dissonante Töne erzeugte. Jael stand daneben, versuchte, eine
interessierte Miene aufzusetzen und nicht zusammenzuzucken, als er ein
paar Takte für sie abspielte. »Ich benutze ihn nur, wenn ich allein
bin«, versprach Ar mit einem leisen Lachen und verstaute den Synth in
seiner Tasche.
Ehe sie den Raumhafen erreichten, fand
Jael immer mehr Geschmack am Kaufen; sie brachte zwei herrlich gefärbte
Blusen mit an Bord. Ohne Zweifel hätte sie den Preis noch weiter
drücken können, wenn sie gewiefter im Feilschen gewesen wäre, doch das
spielte für sie keine Rolle mehr.
Später überredete Ar
sie dazu, für eine abendliche Ballonfahrt die Stadt noch einmal
aufzusuchen. Sie beobachteten, wie die Sonne über der staubigen Ebene,
die Carnelius umgab, und über dem Raumhafen weit hinten am Rande des
Plateaus unterging. Unter ihnen glitzerten die Türme und Zinnen der
Stadt in roten und goldenen Nuancen, und in der zunehmenden
Abenddämmerung schaltete sich die StraÃenbeleuchtung ein, die vielfach
aus Ãl- oder Gaslaternen bestand.
Der Ballonführer
kommentierte laufend die Aussicht und die Sehenswürdigkeiten, doch Jael
schenkte seinen Worten kaum Beachtung; ihre Gedanken galten der Sonne
und dem Firmament. Die Stadt war ein herrlicher Ort, um dort zu landen
und gleich wieder abzufliegen â wie auf einem Zauberteppich.
Am nächsten Nachmittag waren sie dann tatsächlich startklar. Die Seneca hatte ihre Fracht aufgenommen und die Starterlaubnis erhalten, der
Flugplan war eingereicht und gebilligt worden. Am Raumhafen
verabschiedeten sie sich von Mariella Flaire und nahmen ihre letzten
Instruktionen entgegen. Bald darauf hob ein Schlepper sie in den Orbit
und von dort aus in den Weltraum, weit weg von dieser Welt mit ihrer
exotischen Schönheit.
â
W ÃHREND DER FOLGENDEN S CHIFFSTAGE flogen sie durch einen langen Kanal im Flux, eine dicht befahrene
Verkehrsader, die mehrere Welten des Vela Clusters tangierte. Es war
eine von vielen Absurditäten, die bei den interstellaren Reisen
auftraten â die bekannten Routen des Flux, die an den in astronomischen
Begriffen relativ eng aneinander liegenden Welten vorbeiführten,
dehnten sich gewaltig in die Länge. Entfernungen im Flux waren um ein
Vielfaches geringer als die Strecken im Normalraum, aber die
Proportionalität stimmte nicht immer. Deshalb dauerte diese Reise durch
den Vela-Cluster, die
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