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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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besuchte ich einmal eine Menschenfamilie
während dieser Feiertage. Es war ein Nadelbaum aufgestellt worden, der
mit Lichtern und glänzenden bunten Ornamenten geschmückt war. Ein
wunderschöner Anblick. Er sah Jael an. Eines der menschlichen
Kinder und ich lagen stundenlang in einem dunklen Zimmer unter dem
Baum, blickten durch die Zweige und Nadeln auf die bunten Lichter und
stellten uns vor, wir sähen ganze Universen. Seitdem erinnere ich mich
immer wieder an diese Bilder.
    Jael streichelte den
Hals des Papageis und staunte. Sie besaß keine Erinnerungen an
derartige Feste, und angesichts dieser Landschaft bedauerte sie es.
    Dieses Bild entstammt einer uralten Tradition der Menschen, weißt du, fuhr Ar fort. Während
unseres Zwischenstopps auf Seraph's Heaven fiel es mir wieder ein. Ich
glaube, der Name des Festes hängt mit derselben Tradition zusammen.
Obwohl ich den Sinn dieser Überlieferung nicht verstehe, inspiriert
mich dieser Brauch zu vielen lebhaften Bildern. Magst du dieses?
    Jael
nickte. Sie entspannte sich und folgte seinen Anweisungen. Ohne den
Blick auf einen bestimmten Punkt zu richten, schaute sie sich um. Die
Lichter verschwammen zu rubinroten, smaragdgrünen und goldenen Flecken,
welche die Landschaft mit einer ruhigen Energie speisten; die
winkeligen Zweige mit ihren dunklen Nadeln zeichneten hingegen Formen
und wiesen Grenzen auf. Es duftete nach Balsam und Fichtennadeln, sowie
nach imaginären exotischen Aromen aus fernen Welten. Und als sie mit
dem Bild selbst verschmolz, wusste sie, dass Ar gut gewählt hatte.
    Träumerisch
dahinschwebend wie ein romantischer Gedanke, fädelten sie sich mit
ihrem Floß durch das komplizierte Muster des Baums. Ihre Intuition
verriet ihr den rechten Weg, nicht ihre Augen. Es war, als gäbe es
unter den vielen Lichtern ein einziges, welches sie führte; obwohl es
sich laufend veränderte, erkannten sie es immer wieder – manchmal
schimmerte es rubinrot, dann wieder strahlte es in tiefstem Blau oder
glänzte wie ein purpurner Amethyst. Stets wies ihnen ein sanfter Schein
die Richtung, in die sie sich wenden mussten. Sie gab sich damit
zufrieden, sich führen zu lassen, denn auch Ar und Ed schienen
glücklich, derweil sie still die verschlungenen Pfade entlangglitten,
wie Geister, die sich in einer Welt bewegen, in der kein sterbliches
Wesen zu leben oder zu atmen vermag.
    Eine geraume Zeit lang, während der sich alle ausgeglichen fühlten, reisten sie auf diese Weise dahin …
    Bis
ein gleißender Blitz zu ihrer Linken explodierte, als eine der bunten
Kugeln zerbarst. Einen Moment lang schien es sich um ein isoliertes
Ereignis zu handeln, doch kaum drehte Jael den Kopf, um genauer
hinzusehen, da spürten sie auch schon den Aufprall. Die erste
Schockwelle war vergleichsweise milde, kaum mehr als ein leises Grollen
im Netz. Aber irgendetwas schien sich anzubahnen, etwas Schreckliches.
Kurz danach gab es die zweite Erschütterung, begleitet von einem lauten BOOOM-M-M-M …
    Ar!
    Ein
mit Eis befrachteter Windstoß rauschte durch den Baum wie eine
Gezeitenwelle, riss die Nadeln von den Zweigen und knickte Äste um wie
Federn. In dem Chaos krängte das Schiff zur Seite, als eine gewaltige
Kraft es anhob und drehte. Sie konnten nichts tun, außer sich einen
festen Halt zu verschaffen.
    Seitwärts ausschlagende
Äste peitschten Jaels Gesicht, grelles Licht blendete sie, und
Brandgeruch stieg ihr in die Nase. Anfangs dachte sie, im Netz sei ein
Feuer ausgebrochen; sie kämpfte gegen eine Anwandlung von Panik an und
verdrängte das Bild einer Flammenwand, die sich durch das Netz fraß.
Dann merkte sie, dass diese Eindrücke von außen kamen.
    Ar rief ihr etwas zu, und seine Stimme klang meilenweit entfernt; doch sie verstand … Netz-Konfiguration checken … feststellen, ob wir … Dann verlor sich seine Stimme in dem Zischen und Knistern. Sie wusste,
dass er die erratischen Bewegungen des Schiffs kompensierte, damit sie
sich mit den Vorgängen im Netz selbst beschäftigen konnte. Sie blickte
nach hinten und entdeckte, dass es sich in der Tat auflöste. Die
Indikatoren für die Balance der Energie flackerten wie Kerzen in einer
steifen Brise. Sie musste umgehend eine Korrektur vornehmen …
    Jael,
können wir uns freischwimmen – Ed, beruhige dich endlich! – gibt es
Hinweise darauf, ob wir den Flux gefahrlos verlassen können?
    Ars
Zuruf ließ sie

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