Im Hyperraum
AUF V ELA O ASIS war ein lärmender und exotischer Ort; Jael fühlte sich erinnert an
Geschichten aus dem antiken Orient auf der Heimatwelt Erde, lange ehe
die Menschheit zu den Sternen aufgebrochen war. Es gab Basare im
Freien, Schmuckhändler, StraÃen, die von bunt beflaggten Gebäuden
flankiert wurden; hier drängten sich dicht an dicht Läden und Märkte
aller Art, man verhökerte Textilien, Teppiche, Edelsteine, Holokunst
und Hardcorekunst â was immer das Herz begehrte. Jedermann schien etwas
zu verscherbeln, doch Jael vermochte nicht so recht festzustellen,
woher die vielen Käufer kamen. Vermutlich stammten sie von
irgendwelchen AuÃenwelten. Hier schienen Feilschen und Tauschhandel zum
normalen Alltag zu gehören.
Zum ersten Mal, seit sie
Gaston's Landing verlassen hatte, verfügte Jael über Geld, doch sie
hatte nicht vor, viel davon für Konsumgüter oder irgendwelchen
Firlefanz auszugeben. Gemeinsam mit Ar stöberte sie Läden für
holotronische Artikel nach Vorrichtungen durch, die es ermöglichten, Ed
ins Schiff zu projizieren. Sie fanden die gesuchten Dinge und noch
vieles mehr.
In einem Geschäft, das auf
Environmentoptimierer spezialisiert war, gerieten sie in einen Hain aus
exotischen Pflanzen und Skulpturen; das Sortiment reichte von soliden,
duftenden âºOlfaktorienâ¹ bis hin zu funkelnden, diaphanen
âºImpressionenâ¹, die sich in einem changierenden Glanz durch die Luft
schlängelten. Jael war ganz hingerissen von einer holografischen
Voliere, in der atemberaubend bunte Vögel, aus dem Nichts kommend, hin
und her flitzten, über ihren Köpfen kreisten, auf Stangen hockten und
ihre Balzlieder sangen. »Ar â¦Â«, flüsterte sie, »glaubst du, Ed möchte
vielleicht ein paar Vögel zur Gesellschaft?« Dann fragte sie sich, ob
sie sich diesen Luxus überhaupt leisten konnten.
Ar
betrachtete einen der Vögel, beugte sich zu ihm und murmelte ihm etwas
zu. Der Vogel krächzte und flog davon. Ar richtete sich wieder auf.
»Anscheinend können sie nicht sprechen.«
Vielleicht ist
es ganz gut so, sagte sich Jael. Möglicherweise fühlte Ed seine
Sonderstellung auf dem Schiff durch einen neu hinzukommenden Vogel
bedroht. Und die Schiffseignerin wäre wohl nicht begeistert, wenn sich
an Bord lauter holografische Vögel tummelten. Jael stand schon im
Begriff, das Geschäft zu verlassen, doch sie blieb stehen, als sie in
einem Winkel des Hains einen ungewöhnlichen Baum bemerkte. Er war klein
und zierlich geformt, wie ein Bonsai; die Zweige glitzerten, als seien
sie mit Goldstaub gepudert, und die Blätter leuchteten in einem
bleichen, von innen kommenden Licht, das bei ihrem Herannahen heller zu
strahlen schien. Entzückt sah sie das Bäumchen an. »Wie teuer?«, wandte
sie sich an den Ladenbesitzer.
Er war ein winziger Mann, nicht gröÃer als der Baum. »Ein sehr seltenes Stück, nicht wahr?«, freute er sich. »Es ist ein Stondai, den es nur in einer limitierten Ausgabe gibt. Erst letzte Woche
verkaufte ich einen, der fast genauso schön war, für dreihundert
Cassaccas. Aber ich merke schon, dass Sie in dem Baum mehr sehen als
nur ein dekoratives Teil. Von Ihnen verlange ich bloà â¦Â« â er schnippte
mit den Fingern â »zweihundertfünfzig. Besitzen Sie einen Projektor?«
»Ja«,
mischte sich Ar ein und deutete auf das Paket unter seinem Arm. Jael
rückte näher an ihn heran und fragte ihn, wie viel zweihundertfünfzig
Cassaccas wären. Er schloss die Augen, rechnete nach und nannte ihr das
Ergebnis. Sie wurde blass. »Du musst den Preis drücken«, schlug Ar vor.
Jael
seufzte. Was verstand sie schon vom Handeln? Sie besaà kein Talent zum
Feilschen. Dennoch ⦠Sie holte tief Luft und erklärte dem
Ladenbesitzer: »Tja ⦠ich hätte ihn wirklich sehr gern. Aber finden Sie
nicht, dass ⦠dass er ⦠äh ⦠ein bisschen zu teuer ist? Wäre es
vielleicht möglich, dass Sie mit dem Preis ⦠äh â¦Â« â sie hüstelte
geziert â »heruntergehen?«
Der Ladenbesitzer
sah sie mit ernster Miene an. Er machte den Eindruck, als sei er
plötzlich erstarrt. Plötzlich lächelte er strahlend und nickte knapp.
»Sie verstehen etwas vom Einkaufen«, murmelte er. »Ich denke, ich
könnte Ihnen das Teil für â ach du meine Güte â vielleicht für
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