Im Hyperraum
er auch kein Kostverächter. Aber das heutige Abendessen wollte er selbst bezahlen.
Sie speisten in einem ruhigen Lokal, das er kannte. Gemeinsam schmausten sie sich durch zwei Hauptgänge und ein Dessert, dann gingen sie in ihr Logierhaus zurück. Aber dort blieben sie nicht; Panglor berappte für eine weitere Nacht in dem alten Zimmer, und hier deponierten sie die Tasche. Franken hockte – wie immer – zusammengekauert neben dem Liftschacht. »Heute hierher zurück, morgen fort, ist es nicht so, Sir?«, äußerte der Typ zu Panglors gelindem Erschrecken. Beunruhigt starrte er Franken an. Der machte zwar einen unschuldigen Eindruck, doch seine seltsame Bemerkung war beängstigend akkurat, als bezöge er sein Wissen aus irgendwelchen privaten Quellen. Panglor wandte sich von ihm ab und erwiderte: »Verdufte endlich!« Ein Phantom. Er durchquerte die Lobby und trat hinaus auf die Straße, derweil er sich fragte, wie rasch Garikoff über jeden seiner Schritte informiert würde.
Nachdem er eine Weile durch die Gegend gestromert war, einfach so, um Zeit zu schinden, gab er seinen inneren Widerstand auf und begab sich in Jeddies Nest. Alles dort ging ihm sofort auf die Nerven; die Kaschemme war rappelvoll, die Musik plärrte, die kleinen holografischen Gestalten, die in der Luft einen obszönen Tanz aufführten, ärgerten ihn und törnten ihn gleichzeitig an. Er überlegte, ob er wieder gehen sollte – und entschied sich dagegen. Er hatte Appetit auf ein paar Bangers und eventuell mehr, und dieses Vergnügen wollte er sich gönnen.
Hartnäckig pflügte er sich bis zur Bar durch, dann beugte er sich zu dem Barkeeper vor und erklärte ihm, dass er von Garikoff freigehalten wurde. Während Panglor redete, inspizierte der Barkeeper den Tresen, doch nach dem letzten Satz nickte er. »Also dann – geben Sie mir bitte einen Feldman«, bestellte er. Im nächsten Moment fiel ihm ein, dass Ethanol eigentlich nicht das Richtige für ihn wäre, doch das Glas stand bereits vor ihm. Der Barkeeper war fix.
Achselzuckend drängte er sich von der Theke weg, an seinem Drink nippend. LePiep thronte nervös auf seiner Schulter. Der Alkohol legte einen feinen Nebel um die sensorischen Schaltstellen in seinem Gehirn, und spätestens dann wusste er, dass er für diesen Abend das verkehrte Getränk gewählt hatte. Der Alkohol würde ihn groggy machen; was er brauchte, war ein doppelstöckiger Hypnotrancer, der seine Lebensgeister weckte. LePiep hopste auf seiner Schulter auf und ab, grelle Pfiffe ausstoßend. »Soll das heißen, dass ich Recht habe?«, vergewisserte er sich. Vielleicht lag es auch nur an den skandalösen Dingen, die die holografischen Figuren über den Tischen miteinander trieben, dass sie so aus dem Häuschen geriet.
Er kämpfte sich wieder bis zum Tresen durch, setzte den Feldman ab und bat um einen doppelten Hypnotrancer (derweil er sich halbherzig fragte, wie viel Garikoff für ihn springen lassen würde). Nachdenklich stocherte er in seinen Zähnen herum und betrachtete das Glas. Der Hypnotrancer war gelb und hatte eine Krone aus einem rötlichen Dunst. Er trank einen Schluck und inhalierte die Dämpfe; ein mit Wohlgerüchen übersättigter Luftstrom umfächelte seinen Geist, lockerte die verklebten Hirnlappen, setzte gewisse emotionale Energien frei und lenkte sie in neue Kanäle.
Berauscht von einer milden Euphorie steuerte er das Hinterzimmer an. Normalerweise hätte er darauf verzichtet – er wäre jedenfalls nicht so schnell zur Sache gekommen. Doch warum sollte er das Unvermeidliche hinauszögern? LePiep summte aufgeregt etwas in sein Ohr; sie wollte, dass es losging. Er passierte einen Lichtvorhang und sah sich um. Mehrere Nutten hielten sich für Kundschaft bereit. Er ignorierte den Mann und das androgyne Wesen und richtete sein Augenmerk auf die drei Frauen. Nach einem kurzen Moment trat er an die heran, die in der Mitte saß, und fragte: »Bist du frei? Heute Nacht habe ich hier Kredit.«
Überrascht blickte die Frau hoch. Sie hatte einen dunklen Teint und schwarzes, schulterlanges, an den Rändern zu Zacken geschnittenes Haar. Ihre Figur umschmeichelte eine lose fallende Seidenrobe. Kichernd schielte sie zu ihrer Kollegin hinüber und meinte: »Das war aber kein günstiger Anfang. Möchtest du denn nicht spielen? Wenn du gewinnst, kriegst du mich umsonst – oder Evella, und die ist teurer als ich.«
»Bist du noch frei?«, wiederholte Panglor und musste sich beherrschen, um sich nicht provozieren zu
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