Im Hyperraum
Brustkorb lockerte. Das Zischen der
zirkulierenden Luft aus den Lebenserhaltungssystemen drang überlaut an
seine Ohren. SchlieÃlich seufzte er. »Tiki â sollen wir sie suchen
gehen? Alo, meine ich.«
»Snirrveff«, antwortete der
Kili und zwinkerte, als Alos Name fiel. LePiep reagierte gleichfalls;
sie hüpfte auf Panglors SchoÃ, dann sprang sie in die Höhe, spreizte
die Schwingen und zog enge Kreise durch den Raum. Sie landete zu seinen
FüÃen, hopste wieder in seine Arme und vibrierte vor Freude.
Sie
erforschten den Korridor, durch den Alo verschwunden war, riefen ihren
Namen, doch als Antwort hörten sie nur die Echos. Der Korridor machte
einen Knick, danach passierten sie zwei hohe Bogengänge und gelangten
in eine Lobby; die Decke dieser fünfzig mal zwanzig Meter groÃen Halle
verlor sich in luftiger Höhe, und ein paar viereckige Leuchttafeln an
den Wänden spendeten ein mattes Licht. Der Saal war leer. Korridore
zweigten in verschiedene Richtungen ab, nur an der rechten Seite führte
eine lange Treppe â vermutlich eine architektonische Innovation â zu
einem Balkon hinauf. Panglor dachte kurz nach, dann nahm er die Treppe
in Angriff. Es sähe Alo ähnlich, diesen Weg gegangen zu sein.
Der
Balkon entpuppte sich als ein weitläufiger, dunkler Raum, der früher
einmal als Lounge oder Speisesaal gedient hatte. Angestrengt spähte
Panglor in die Düsternis. Dann rief er: »Gottverdammich, Alo! Wo hast
du dich versteckt?« Seine Worte hallten von den Wänden und der Decke
wider.
Leise hörte er Alos Antwort: »Hier bin ich.«
Ãrgerlich drehte er sich im Kreis und versuchte festzustellen, woher
die Stimme kam. SchlieÃlich entdeckte er sie am hintersten Ende der
Lounge. LePiep, die er auf dem Arm trug, reckte den Kopf. Panglor
marschierte los.
»Was tust du hier?«, fragte er im
Näherkommen, doch es handelte sich um eine rhetorische Frage. Sie stand
vor einem groÃen Sichtfenster und blickte hinaus ins All und auf die
glänzende, ockerbraune Sichel des Planeten. Panglor sagte nichts mehr.
Staunend sog er den Anblick in sich auf â ein gigantisches, farbig
schimmerndes Horn, das ihn durch die Schwärze des Weltraums angrinste.
Er fasste dieses Gebilde nicht als einen Planeten auf, doch es fiel ihm
schwer, sich irgendetwas anderes darunter vorzustellen. Es war ihre
Zone der Diskontinuität, ihre Wellenfront aus Aberrationen, ihr an den
Rändern ausgefranstes Loch im Gefüge dessen, was sie normalerweise
unter Realität verstanden.
Das Panorama erfüllte ihn
mit einer ehrfürchtigen Scheu. Etwas da drunten, eine bestimmte
Konstellation von Umständen, ordnete sich seinen Gedanken und seinem
Willen unter. Wie oft in seinem Leben war ihm das schon passiert?
Doch
dort warteten Menschen, Gefangene dieser Absonderlichkeit, deren
Unglück er verschuldet hatte. Und nun fühlte er sich für sie
verantwortlich.
»Mus-nu choka-loka mmmffsss«, nuschelte Tiki.
»Hier
können wir nichts mehr ausrichten«, meinte Alo. »Also sollten wir
getrost zurückfliegen. Es hat keinen Sinn, noch länger in der Station
zu bleiben.« Sie räusperte sich laut und nahm LePiep aus Panglors Armen.
Panglor
gab ein Brummen von sich. Der Anblick bereitete ihm Qualen â seine
Brust schmerzte, als hätte er einen Messerstich abbekommen. LePiep
grummelte, betrachtete ihn besorgt und teilte seine Not. Seine
Schuldgefühle.
Er litt stumm, verzog keine Miene. Ihn
schwindelte; LePieps Mitgefühl tröstete ihn, linderte seinen Schmerz,
doch seine Verwirrung wuchs. Ein heftiger Schwindelanfall packte ihn;
das Panorama des Alls schwankte wie trunken. Seine Gedanken wirbelten
umeinander, kreisten um das Bild, das sich seinen Augen darbot,
rotierten immer schneller und stürzten hinein in das schwarze Loch, ein
Sinnbild für all die Welten und Chancen, die er in seinem Leben
verspielt hatte.
Die Idee traf ihn wie ein Blitz aus
heiterem Himmel und verscheuchte die Schmerzen. LePiep quiekte laut und
ermunterte ihn. »Mein Gott, warum nicht?«, murmelte er benommen, und
seine Seelenqual machte einem Ansturm von Euphorie Platz. Der Gedanke
nahm immer konkretere Formen an â¦
»He!«, rief er.
Sofort drehte sich Tiki um. Alo schielte ihn von der Seite her an und hielt die aufgeregt zappelnde Ou-Ralot fest.
»Wieso
bin ich nicht schon früher drauf gekommen?«, schrie Panglor. Er
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