Im Informationszeitalter
dieser Krankeiten. Die Menschheit ist eine Gattung, die sich selbst sehr viel Schaden bringt.
Sie haben vierzig Bücher verfasst …
Lem: … und glaube, mit ihnen das Meinige getan zu haben. Aber die Leute lassen mich nicht in Ruhe. Nach Möglichkeit mache ich alles, worum man mich bittet, aber nicht, um andere mit meinen Sorgen zu beschweren. Die Philosophie der Wissenschaft, mit der ich mich gerade beschäftige, ist weder pessimistisch noch optimistisch. Das hat mit moralischen Kriterien nichts zu tun. Ich bin ja auch kein Moralist.
Haben Sie Angst vor dem Tod?
Lem: Vor dem Tod? Wissen Sie, bekanntlich sterben immer die anderen. So lange ich lebe, gibt es meinen Tod nicht, und wenn ich sterbe, so gibt es mich nicht und tschüss. Nein, das Schlimme ist nicht mein Tod, das Schlimme ist der Tod derjenigen, die ich liebe. Das ist schrecklich.
Würden Sie Ihr Leben mit Hilfe von Technologie verlängern lassen?
Lem: Weiß ich nicht. Alles, was ich habe, habe ich mir alleine erarbeitet, und das genügt mir vollauf. Ich habe als junger Mann schwierige Zeiten erlebt. Wenn man jung ist, kann man weit mehr ertragen als wenn man alt ist.
Haben Sie viel gesehen von der Welt?
Lem: Ich habe so viel gesehen, wie sich meine Frau wünschte, denn ich selbst reise nicht gern. Nach Amerika wollte ich nicht reisen, aber ich war in Schweden, Griechenland, Italien, Frankreich, österreich, Deutschland und Russland. Aber ich mochte das nie, in Hotels wohnen, Krawatten tragen …
Würden Sie sich ein anderes Leben wünschen?
Lem: Ich würde mir ein anderes Leben nur in diesem Sinne wünschen: ohne Kriege. Und natürlich wäre es weit besser, wenn es keine Arbeitslosigkeit gäbe. Aber ich bin ja nicht im Stande, daran etwas zu ändern. Man kann Verantwortung spüren für Leute, die für einen arbeiten und die einem leben helfen. Aber man kann sich nicht vorstellen, dass man für sechs Milliarden Menschen verantwortlich ist.
Stanislaw Lem
Lebenslauf
Das Bild dessen, was Menschen Menschen antun, um sie zu peinigen, zu erniedrigen, zu vernichten, sie in krankem und gesundem Zustand auszubeuten, in ihrem Alter, ihrer Kindheit, ihrem Siechtum, und zwar ununterbrochen, in jeder einzelnen Minute - dieses Bild kann selbst dem eingefleischtesten Menschenfeind den Atem rauben, der glaubte, keine menschliche Niedertracht sei ihm fremd.
Stanislaw Lem.
Am 12. September 1921 wurde Lem als Sohn eines Arztes in Lwow (Lemberg) in Polen (heute GUS) geboren. Mit einem Intelligenzquotienten von 180 soll er das intelligenteste Kind in ganz Südpolen gewesen sein. Schon als Kind fürchtete er sich vor “unlogischen und unvorhersehbaren” Handlungen alles Lebendigen, liebte es, mechanisches Spielzeug zu zerlegen und betrachtete seine Schulklasse als einen Mechanismus, “der nach den Gesetzen der Sozialpsychologie funktioniert.”
Von 1939 bis 1948, unterbrochen vom zweiten Weltkrieg, studierte er in Krakow Medizin und schloss es mit dem Absolutorium ab. Doch abgesehen von einer kurzen Zeit, in der er als Geburtshelfer arbeitete, war er nie als Arzt tätig. Am Krakauer Konservatorium für Wissenschaftslehre wurde dem jungen Lem ein Selbststudium ermöglicht, in dem er sich mit intensiv mit Fragen der Physik, der Biologie, der Kosmologie und er Philosphie beschäftigte. Seine erworbenen Kenntnisse vertieft er noch heute durch regelmäßige
Lektüre des “Scientific American” - einer wichtigen Quelle für seine Ideen.
In der Zeit, als Polen von Deutschland besetzt war, arbeitete er als Automechaniker und gehörte auch der polnischen Widerstandsbewegung an. Während dieser Zeit entstand, noch ohne an eine Veröffentlichung zu denken, sein erster Roman. “Der Marsmensch” erschien 1948 in einem polnischen Romanheft wurde dann aber wieder vergessen. Erst 1989 erschien der Roman in einer Neuauflage.
Nach der Beendigung seines Studiums arbeitete er am “Konserwatorium Naukoznawcze” als Assistent für Probleme der angewandten Psychologie. Nebenbei beschäftigte er sich privat mit den Problemen der Mathematik und der Kybernetik und übersetzte wissenschaftliche Veröffentlichungen. Von 1947 bis 1950 veröffentlichte er Essays und Gedichte in Zeitungen und wissenschaftlichen Zeitschriften. 1951 erschien nach einem zufälligem Gespräch über den Mangel an polnischer Science Fiction Literatur mit einem polnischen Verleger sein Roman “Die Astronauten”. Zuvor schrieb Lem einen zeitgenössischen Roman “Czas nieutracony” der aber erst 1955
Weitere Kostenlose Bücher