Im Informationszeitalter
Beteiligten bestimmt.” (Demandt 1984,
5. 17). Am klarsten kommen diese Wünsche nach Demandt in literatisierten Utopien zum Ausdruck, die nicht an die Grenzen der Realität gebunden sind.
In “Kyberiade” versucht Trurl, aus überkommenen Idealen und seinem technischen Geschick, Utopien zu realisieren. Das Ergebnis ist wie oben beschrieben. Die Utopien des Trurl orientieren sich an den humanistischen Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Diese werden in verschiedenen Versionen durch Lem ad absurdum geführt. Immer wieder verliert sich die gesteuerte Evolution durch die Eigenwilligkeit der Schöpfung und/oder die Einwirkung des Zufalls in chaotischen Zuständen (vgl.:
4.3. “Experimenta Felicitologica”).
Zu 2.: Kausalitätszusammenhänge haben Bedeutung, wenn das Zustandekommen eines Vorganges oder die Bedeutung eines Vorganges aus seiner Nachgeschichte ermittelt werden soll. Zur Untersuchung einzelner Faktoren können diese aus dem Zusammenhang herausgerissen werden, um dann zu beurteilen, ob der Fortgang der Geschichte sich verändert hätte. Im “Königsprojekt” wird, wie noch zu zeigen sein wird, aufgrund einer bestimmten Regel die Änderung der Geschichte mittels der Zeitmaschine nur auf solche Geschehnisse beschränkt, deren Bedeutung für den Hauptgeschichtsstrom verschwindend ist. Als im “Königsprojekt” ein größerer Eingriff gewagt werden soll, zeigt sich, daß die Dynamik der Kausalzusammenhänge die punktuellen Eingriffe und die Diagnose der Theoretischen Abteilung des Vatikans überwältigt. “Alle in einem historischen Ereignis wirksam gewordenen Vorgänge sind dafür, daß es genauso, wie es kam, gekommen ist, kausal notwendig”. (Demandt 1984, S. 19) Natürlich sind nicht alle Ereignisse gleich wichtig; so ist die vom Vatikan unter Fälschung der Quellen geänderte Geschichte eine andere Geschichte, aber die Hauptadern konnten nicht umgeleitet werden. Füßli, der Protagonist im “ Königsprojekt “, der in die Vergangenheit desertiert, ist sich dessen bewußt; für etwa dreißig Jahre meidet er die Hauptadern der Geschichte und führt ein zurückgezogenes Leben.
3.: “So wie die Kausalurteile über Ereignisfolgen, so beruhen auch Werturteile über Wünschbarkeiten auf Alternativkonstruktionen.” (Demandt 1984, S. 21) Das Werturteil resultiert bei Amery aus der Spekulation über eine nicht realisierte Möglichkeit.
Zu 4.: Die vierte Möglichkeit, die Erforschung unverwirklichter Möglichkeiten, knüpft eng an die Spekulation über Wahrscheinlichkeiten an. Dabei kann das Verhältnis der geordneten, geplanten Aktionen historischer Personen zu zufälligen Ereignissen nicht eingeschätzt werden. “Indem wir an den Grenzen des Planbaren zu ermitteln suchen, forschen wir nach dem Grad an Rationalität im Geschehen.” (Demandt 1984, S. 26) In “Phantastik und Futurologie” versucht Lem, dieses (verkürzt ausgedrückte) Prinzip auf die Literatur zu übertragen, indem er Wahrscheinlickeitsgrade für seine “Prognosen” verteilt. Dabei bemüht er besonders darum, die Grenzen der Wahrscheinlichkeit abzutasten: “Man muß aber auch nicht annehmen, daß die Menschen immer das weiter tun werden, was sie jetzt tun. Das muß keine historische Konstante sein.” (Interview mit Lem in: Marzin 1985, S. 66) Auf diese Weise versucht er die Ränder eines “Trichters” zu definieren, durch den sich neue Entwicklungen zuspitzen könnten: “Zahlreiche historische Prozesse haben Trichterstruktur. Sie beginnen in einem Zustand großer Spielbreite, wo noch allerhand möglich ist, verengen sich im Laufe der Zeit und gewinnen an Tempo im gleichen Maß, wie sie an Freiheit verlieren.” (Demandt 1984, S. 28) Die verschiedenen “Gesellschaftsmodelle der Glückseligkeit” in “Kyberiade” scheitern an dieser Struktur, da Trurl, der Weltenkonstrukteur, noch künstlich die Spielbreite der Möglichkeiten beeinflußt.
Das Spiel mit den Möglichkeiten in den historischen Wissenschaften läßt sich auch als Üben politischer Freiheit verstehen. “Nur so werden jene lautstarken Stimmen kritisierbar, die behaupten, es werde so kommen, wie sie es behaupten.” (Demandt 1984, S. 34) In diesem hier dargestellten Stil kritisiert Amery diese Stimmen, allerdings belletristisch. “Das Meiste von dem, was in den letzten hundert Jahren an Gutem oder Schlimmen passiert ist, findet sich in den jeweils vorangegangenen Zukunftsvisionen.” (Demandt 1984,
S. 36) Nur in Kunst und
Weitere Kostenlose Bücher