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Im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter

Titel: Im Informationszeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Wissenschaft gibt es nach Demandt keine solche Vorwegnahme, da hier die ausformulierte Vorstellung und die Realität zusammenfallen.
    Eine historisch-kritische Untersuchung muß, eine belletristische Bearbeitung kann sich an die Wahrscheinlichkeitseinteilung halten. Letztlich verliert aber letztere an Wert, wenn sie zu sehr ins Beliebige abdriftet: der kundige Leser nimmt dem Autor Verstöße gegen die “Spielregeln” der Gattung übel.
    2.3. “Wissenschaftliche Fantastik” (WF)
    Nach Gottwald ist die WF eine eigenständige Gattung, die sie daher in ihrer Arbeit über SF nicht berücksichtigen möchte. Was aber unterscheidet die WF so wesentlich von der SF, außer der Existenz einer eigenen, osteuropäischen Tradition?
    Diente der vorige Exkurs dazu, die Werke Amerys zu akzentuieren, so soll dieser auf einen Aspekt eingehen, der bei Lem eine wichtige Funktion hat (ohne explizit genannt zu werden; Lem spricht ausschließlich von SF). In “Phantastik und Futurologie” lokalisiert Lem das Wesen des Phantastischen als nachweislich abweichende Struktur der dargestellten von der realen Welt. Die SF-Welt wird dabei zu einer Teilmenge, da sie sich auf die “wissenschaftlich” erklärbaren Abweichungen beschränkt (sei es auch eine mit fiktiven Quellen belegte Zeitmaschine in Amerys “Königsprojekt “).
    SF und WF sind für Lem in diesem Zusammenhang Synonyme (vgl.: Thom sen/Fi scher 1980, S. 58); dennoch sind sie in verschiedenen traditionellen Zusammenhängen entstanden, die sich in den Werken Lems lokalisieren lassen.
    Bereits zu Beginn der zwanziger Jahre prägt sich der Begriff der “Wissenschaftlichen Fantastik” (“Nautschnaja Fantastika”) in der jungen Sowjetunion. Durch die Hinwendung vieler Schriftsteller zum Sozialismus in Verbindung mit einer zunehmenden Faszination technischer Entwicklungen, bei der der
    Staat selbst utopisch anmutende Projekte unterstützt, entwickelt sie sich zu einer eigenständigen Gattung.
    Die Wissenschaftlichkeit bezieht sich zunächst vor allem auf die “wissenschaftliche” Weltsicht des Marxismus, doch wurde diese Grundlage später verschoben und es entwickelten sich die “verspielten technisch-kybernetischen    Erzählungen”
    (Jehml ich/Lück 1974, S. 153), obwohl der politische Aspekt dadurch nicht verdrängt wurde. Für die Anfangszeit unterscheidet Lück (vgl: Jehmlich/Lück 1974, S. 154) vier Motiv gruppen, die natürlich auch kombiniert auftreten können:
    1.    das fantastische Abenteuer,
    2.    den Gesellschafts- und Staatsroman (der in der WF, im Unterschied zur SF, als integriert betrachtet werden kann, da die ideologisch-politischen Grundlagen anders sind. Ein Beispiel dafür ist Efremovs “Andromeda -Nebel”),
    3.    die wissenschaftliche Fantastik im engeren Sinne (als literarische Verarbeitung eines wissenschaftlichtechnischen Problems),
    4.    und schließlich Kurzgeschichten mit humori sti scher/satiri scher P ointe.
    In der westlichen SF ist der gesellschaftsprognostische Roman seltener und eher in Form der Gegen-Utopie, der apokalyptischen Vision zu finden. In der WF ist dagegen eine optimistische Gesellschaftsprognose vorherrschend; der politische Hintergrund des sowjetischen Staates bindet die WF-Schriftsteller stärker als ihre westlichen Kollegen an Themen, die sich mit einer gedeuteten oder tatsächlichen gesellschaftlichen Realität auseinandersetzten. Erst in der späteren Zeit, mit der Lockerung der politischen Verhältnisse, nähern sich allerdings SF und WF zusehends einander an. Den Beginn der neueren sowjetischen WF kann man auf die Mitte der fünfziger
    Jahre datieren. Einflußfaktoren sind die stark expandierende sowjetische Weltraumforschung und kulturpolitische Entwicklungen, die mit dem XX. Parteitag von 1956 verbunden sind. Viele Autoren folgen    literarisch    dem    politischen
    “Weltraumwettbewerb” mit den USA. Auf dem Parteitag wird eine neue Konzeption fixiert: Wettbewerb mit anderen Gesellschaftssystemen solle nunmehr friedlich, auf wissenschaftlichem, technologischem, sozialem und kulturellem Gebiet ausgetragen werden. “Bestimmend waren jedoch von Ende der 50er Jahre bis Mitte der 60er Jahre und als Aufguß natürlich noch länger (neben Utopien zur kommunistischen Gesellschaft, AA.) zwei andere thematische Bereiche: das Weltraumabenteuer und die Robotergeschichte.” (Lück 1977, S. 302)
    In den sechziger Jahren verstärkt sich in der WF der Anteil technischer Themen, doch sind die

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