Im Informationszeitalter
an dem sich zum Zeitpunkt der Invasion ein Stausee befindet. Damit wird es unmöglich, den schottischen König zu krönen.
Die Invasionstruppen, am Stausee angekommen, stürzen sich in die Fluten und gehen in das Sagenreich Avalon ein, wo sie auf Artus, Ludwig II. und viele andere treffen.
Füßli, Flora und Prinzregent Charles Edward, der gealtert und heruntergekommen aus dem Sagenreich aufersteht, haben gemeinsam das Ende der Invasion beobachtet; Füßli zu Flora: “… unsere Ideale pflegen mit uns zu altern. Der Prinz war vierundzwanzig, als du dich in ihn verliebtest.” (KP, S. 265) Die Geschichte der Verlierer erweist sich als edelmütiger Einsatz für Ideale, der letztlich für den Verlauf des Hauptzeitstromes ohne Konsequenz bleibt. Die Realität des Lesers bleibt am Ende des Romans unverändert.
Der Roman ist unterteilt in drei Bücher, die aufeinander aufbauen: “Die Schlüsselsoldaten”, “Flora oder Der gespaltene Fels” und “Aphallijn”.
Im ersten Buch wird überwiegend das Projekt vorgestellt, das zweite behandelt die Desertation und die Abenteuer Füßlis, seine Begegnung mit der schottischen Patriotin Flora und die Intrigen innerhalb des Klerus (die “Spaltung des Felsens” in Anlehnung an den Petrus-Mythos). Der dritte Teil beschreibt die mythisch-verklärte Invasion Schottlands durch die “Allied Jakobite Forces” AJF (und ihre pragmatische Präsentation durch die Medien), an ihrer Spitze Flora: “Freue dich, Enkelin des Amphlett Fionnaghal, Erbin des Fionnaghal MacDonald, der Retterin des Righ nan Gaidheal! Vorbei sind deine bitteren Tage: die Jahrzehnte des Schweigens, der entmannenden Vorsicht, der taubstummen rechnenden Vernunft.” (KP, S. 205) Die Sprache an dieser Stelle erinnert zugleich an Bibelpsalme und an Artus-Mythologie (nicht umsonst hat Amery dem dritten Buch einen Auszug aus Tennysons “Morte D’Arthur” vorangestellt). Aus der zuvor beschriebenen dogmatischrömischen Kirchenpraxis wird ein heidnisch-keltischchristliches Element extrahiert; Amery weist damit auf einen besonderen, wenig beachteten Zug des christlichen Abendlandes hin: die Vermischung von christlicher Lehre und Herrschaftspraxis (vgl.: 3.2.). Das mythisch-anachronistische Ereignis, die “Invasion mit Stutzen und Breitschwertern” wird zur Kontrastierung von einem Medienspektakel begleitet: “Wir werden nun dieses romantische Schauspiel für Sie weiterverfolgen und versuchen, einige der Beteiligten, welche eine lebendige Tradition unseres Königreiches so wirksam in Szene setzten, einzeln zu interviewen.” (KP, S. 207) Die von Idealen getragene Invasion trifft nicht auf einen ebenbürtigen Gegner, sondern wird von Anfang an von den Medien kontrolliert und rationell als Entertainment verarbeitet. Die Idealisten sind die glorreichen Verlierer (vgl.: 3.3.).
Amery überläßt dem Leser die Zuordnung des Romans zu einer bestimmten Gattung; er selbst schlägt die Bezeichnung “Lügenroman” vor. Heinrich Böll be-zeichnete ihn (nach dem Klappentext) in “Die Zeit” als “Superkrimi”, obwohl diese Bezeichnung dem Werk kaum gerecht wird, denn nicht Verbrechen, sondern Politik bestimmt die Handlung.
Peter Kurtz bemüht sich, mit dem von Heinrich Keim entlehnten Begriff der “Bricolage”, der Transformation partieller Strukturen anderer Gattungen, Amery vor dem Signum SF zu bewahren:
“Mit diesem Begriff lassen sich Grenzfälle der Sciencefiction, wie Amerys KP (d.h. “Königsprojekt”, AA.) besser beurteilen: Requisiten der Science-fiction können
übernommen werden, ohne daß der Roman zwangsläufig zu einem Science-fiction-Text mutiert.” (Kurtz 1992, S. 58 Fußnote)
Die Frage, warum es gilt, eine solche “Mutation” zu vermeiden, läßt er dabei offen, zumal Amery einer solchen “Ehrenrettung” eher gleichgültig
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gegenübersteht. Letztlich ist die Verwendung des Zeitreisemotivs in Verbindung mit dem Requisit der Zeitmaschine, die im Text ihre eigene Geschichte hat, zentral genug, um den Roman als SF zu kennzeichnen 73 ; die Maschine läßt sich auch nicht, wie Kurtz es in anderem Zusammenhang vorschlägt, durch ein anderes Requisit (die Einnahme von Drogen, vgl. Kurtz 1992 S. 37) ersetzen, ohne daß der Text maßgeblich verändert werden müßte. Form und Funktion bilden damit eine untrennbare Einheit: Dingmotiv und Strukturmotiv sind zwar nicht identisch, aber inhaltlich fest miteinander verbunden.
3.1. Das Motiv der Zeitreise
1895 verwendet Wells das Motiv der
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