Im Kaufhaus ist der Teufel los
von Michael Riedmann, genannt Mike, und
Nicole Garnik an die Zentrale durchgegeben. Jetzt während der Fahrt hörten alle
fünf — der Kommissar und TKKG — wie die Einsatzleitung im Präsidium Kontakt
hielt mit zwei Streifenwagen, die positionsmäßig den jeweiligen Adressen am
nächsten waren.
Soeben kam die Besatzung von
City 23 von Nicoles Adresse zurück. Ein Polizeimeister erstattete Bericht über
Funk.
„Wir haben nur Frau Garnik
angetroffen, Nicoles Mutter. Sie weiß wenig darüber. Nicole war nach der Schule
kurz daheim, wurde dann gleich von ihrem Freund Mike abgeholt. Beide sind jetzt
unterwegs in der Stadt und werden um 14.30 Uhr zu Katrin Kappe gehen, zu deren
Geburtstagsparty. Frau Garnik hat die CD nicht gesehen, weiß aber, dass Nicole
sie als Geschenk eingepackt und mitgenommen hat. Nicoles CD-Player ist momentan
kaputt. Sonst — das ist zu vermuten — hätte das Mädchen die CD abgespielt —
bzw. die Explosion ausgelöst.“
„O Gott!“, flüsterte Gaby, die
mit Karl und Klößchen im Fond saß. „An welchem dünnen Faden manchmal so viel
hängt: das Leben, das Augenlicht, Unversehrtheit. Ihr kaputter CD-Player hat
Nicole vor einer Katastrophe bewahrt.“
„Jetzt fällt’s mir ein!“,
murmelte Glockner und meinte offenbar was anderes. „Das Fräulein! Klar doch!
Der könnte es sein.“
Er griff abermals zum Hörer,
fuhr gleichzeitig rechts ran und hielt in einer Fahrbahn-Ausbuchtung für
städtische Linienbusse, die hier im Zeittakt vorbeikommen und Fahrgäste
aufnehmen.
Toll!, dachte Tim. Super
vorbildlich! Er fährt nicht, während er redet — weil dann zu viel Konzentration
beim Sülzen ist und nicht beim Verkehrsgeschehen. Wenn ich da an all die ins
Handy quatschenden Zeitsparer-Idioten denke! Geigen mit 190 über die Autobahn,
sabbeln ins Handy und enden nicht selten als Blechflunder unter ‘nem
Schwertransporter. Und wenn nach dem Blechgedröhn die Todesstille dann anhebt,
hört man nur noch die Stimme des/der Partners/nerin aus dem Handy: Hallo,
Thomas! Bist du noch dran? Da war so ein Krachen. Heh, Thomas! Thoooomas!!!
„Ich bin’s“, redete Glockner
inzwischen zur Einsatzzentrale im Präsidium. „Die
An-wen-erinnert-mich-das?-Ahnung, die ich im Hinterkopf hatte, ist jetzt zur
Idee geworden. Personalchef Bauer hat von der mädchenhaft-hellen Stimme des
Erpressers gesprochen. Das kann nur Egon Flauch sein, genannt das Fräulein. Der
war neulich wieder tätig als Schuldeneintreiber. Gegen ihn läuft eine
Untersuchung wegen Körperverletzung. Bei der Gelegenheit habe ich erfahren,
dass er mit einem gewissen Sebastian Szdoba rumzieht. Gegen den liegt zwar
nichts vor. Aber der Mann ist Chemiker. Das passt. Ein verkrachter Typ, hat’s
nirgendwo ausgehalten, soll aber erfinderisch sein. Kollege Kempfert hat die
Unterlagen mit den Adressen.“
Das wäre ja eine Ermittlung im
Handumdrehen, dachte Tim. Hoffentlich hat Herr Glockner Recht.
Wenig später meldete sich
Streifenwagen City vier. Die Beamten waren bei Riedmanns gewesen, natürlich
auch mit negativem Ergebnis. Mike war nicht zu Hause, sondern zu Nicole gedüst
und würde nachher mit ihr zur Geburtstagsparty gehen.
„Aber wir sind vorher da“,
sagte Kommissar Glockner.
*
Familie Kappe — die Eltern und
Katrin — wohnten in einem Stadthaus an der Pilatus-Allee, wohnten dort allein,
obwohl das Haus für zwei Großfamilien nebst Haustieren Platz geboten hätte.
Deshalb konnte Katrin im Hobby-Keller eine ziemlich große Party ausrichten,
erwartete 18 Gäste, hatte weihnachtlich dekoriert und auch genügend Freiraum
zum Tanzen geschaffen. Denn die Hälfte der Gäste würden Mädchen sein und die
wollen das bekanntlich immer, wobei manchmal das Hufeschwingen wichtiger ist
als der Typ, der dabei mitmacht.
Ein Buffet war angerichtet, bei
dessen Anblick Klößchen die Spucke im Munde zusammenlief. Und Kappes, die ihrer
Tochter voll vertrauten, wollten sich eigentlich gar nicht blicken lassen. Doch
dann war ihr Auftritt gefragt, denn Kommissar Glockner musste erklären, worum
es ging. Und das möglichst, bevor die anderen Gäste eintrafen.
TKKG gratulierten Katrin, deren
Haar schon um einen halben Zentimeter gewachsen war. Deshalb kam das
Langhaar-Frisuren-Buch auch gut an als Geschenk. Doch noch begeisterter war
Katrin davon, dass an ihrem Geburtstag ein so heißer Fall ablief — und es auf
ihrer Party zur Katastrophe hätte kommen können. Die Eltern Kappe fanden das
allerdings nicht so toll.
„Es darf
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