Im Kaufhaus ist der Teufel los
zweiten Kopfhörer
hörten die Jungs abwechselnd mit. Welche Tragödie! Gaby musste ihren Rucksack
ausleeren, musste den Diebstahl zugeben, wurde angeschnauzt, musste ihr
Geständnis unterschreiben und erhielt dann das schleimige Angebot. Zinkdübel
sagte, er werde vielleicht auf Anzeige und Benachrichtigung der Eltern
verzichten, aber nur gegen eine 2000-Mark-Spende in bar für die Witwen- und
Waisenkasse lebenslänglicher Straftäter.
„Diese Einrichtung gibt’s
nicht“, sagte Glockner. „So! Was wir hier haben, genügt.“
Dann ging alles ganz rasch. Es
war, als werde Zinkdübels Büro gestürmt. Der Detektiv wollte sich aufplustern,
aber dann begriff er. Polizei! Eine Falle! Abgehörte Erpressung! Beweise auf
Band. Und Laura Lockstett werde gegen ihn aussagen. Er klappte zusammen. Sein
Kreislauf machte schlapp. Der Notarzt musste kommen. Personalchef Bauer rang
die Hände. Zinkdübel wurde festgenommen. In seinem Schreibtisch fand sich eine
Liste der Opfer, die sich mit einer sogenannten Spende hatten freikaufen
können.
Tim las die Namen und sah
sofort: Die Liste war unvollständig. Vera von Hellenfeld und Sandra Sommerfeld
standen noch nicht drauf. Umso besser! TKKG würden die beiden nicht erwähnten —
und so blieben sie dann auch tatsächlich aus dem Spiel.
„Ein Wahnsinn!“, beschwerte
sich Personalleiter Bauer, nachdem uniformierte Polizei den Detektiv abgeführt
hatte. Wegen zu vermutender Fluchtgefahr musste er mit Untersuchungshaft
rechnen. „Ein Wahnsinn! Ein Stress! Ich drehe noch durch in diesem Haus. Hier
ist wirklich der Teufel los. Und das ausgerechnet vor Weihnachten. Gestern die
Bombendrohung mit der CD — aber zum Glück Fehlalarm. Und jetzt entpuppt sich
unser Sicherheitsmann als Erpresser. Ich frage Sie, Herr Kommissar, wo soll man
heutzutage noch brauchbare Mitarbeiter herkriegen?“
„Was sagten Sie eben von
Bombendrohung?“
„Ach, nur eine Albernheit.“
„Interessiert mich aber
trotzdem.“
„Eine vermeintliche Bombe.
Angeblich hätten die Erpresser eine CD — die Party-Power mit Poppy Pink — in
eine Bombe verwandelt, aber zusätzlich auf der Rückseite mit einem roten Punkt
markiert. Wir haben dann…“
Er berichtete.
Auch TKKG hörten zu.
„...und so erwies sich alles
dann doch nur als ein dummer Spaß“, beendete Bauer seinen Bericht.
Kommissar Glockner erwiderte
nichts.
„Eine Poppy-Pink-CD“, sagte
Tim, „wurde gestern Nachmittag verkauft. Das wissen wir mit absoluter
Sicherheit. Und das fällt genau in die Zeit, als sich Ihre Chose abspielte,
Herr Bauer.“
Der Personalleiter lächelte.
„Unmöglich, Tim! Ich weiß es genau. Wir hatten fünf im Regal. Die wurden
sichergestellt. Von Zinkdübel. Na, schön. Aber mit dieser Sache hat er
vermutlich nichts zu tun. Wer fünf Millionen kassieren will, erpresst nicht
nebenbei Teenager. Außerdem — alle Aussagen stimmen überein: die vom Azubi, der
die Regale aufgefüllt hat. Und die von der Frau an der Kasse. Fünf CDs waren
da. Fünf wurden sichergestellt. Null Verkauf.“ Tim schüttelte heftig den Kopf
und erhielt mit gleicher Geste Unterstützung von seinen Freunden.
„Wir lassen uns vierteilen,
Herr Bauer, falls unsere Behauptung nicht stimmt. Mike und Nicole haben die CD
gestern Nachmittag gekauft — als Geschenk für Katrin, die nachher Geburtstag
hat — ich meine, die eingeladen hat für nachher, auch uns. Geburtstag hat sie
ja den ganzen Tag. Und... O verdammt!“
Er hielt inne. Die Erkenntnis
explodierte förmlich hinter seiner Stirn. Schreck lass nach! Wenn das
zutrifft... Tim spürte, wie ihm Blässe übers Gesicht wanderte.
„Amigos!“, murmelte er. „Ich
glaub, mich tritt der Weihnachtsmann. Der telefonische Millionenerpresser sagte
doch, er hätte die Bomben-CD auf den Stapel der normalen Poppy-Pink-CDs gelegt.
Also wurde daraus ein Sechser-Stapel. Aber als Zinkdübel nachforschte, waren es
wieder nur fünf. Mike und Nicole hatten eine. Angeblich gekauft. Da aber laut
Aussage der Kassendame keine verkauft wurde, bleibt nur eine Schlussfolgerung:
Mike und Nicole haben geklaut. Und zwar die Bomben-CD.“
„Um Himmels willen!“, rief
Bauer. „Dann trifft es ja doch zu, dass unser Unternehmen bedroht ist.“
„Außerdem ist Katrins
Geburtstagsparty bedroht“, rief Gaby. „Und das ist viel schlimmer.“
11. Die CD
explodiert
In Glockners Privatwagen, dem
silbergrauen BMW, war natürlich Polizeifunk. Der war jetzt eingeschaltet.
Vorhin hatte Gabys Vater die Adressen
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