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Im Kerker der schönen Justine

Im Kerker der schönen Justine

Titel: Im Kerker der schönen Justine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihr. Womöglich fühlte sie sich bedrängt. Vielleicht fürchtete sie auch die Konkurrenz, das war alles möglich. Nur sprach sie nicht darüber und stand mit einer heftigen Bewegung auf.
    Suko und ich beobachteten sie. Nackt strich sie an uns vorbei und ging dorthin, wo ihre Klamotten lagen. Ich lächelte knapp, als ich die Lederkleidung erkannte, die sie überstreifte. Ohne sie konnte man sich die Cavallo kaum vorstellen. Das Oberteil lag an wie aufgemalt, und es blieb ein Ausschnitt, der immer wieder Männerblicke anzog.
    Meine Frage hatte ich mir bis jetzt aufgehoben und sagte nun: »Könnte es nicht sein, dass du etwas von den Vorgängen gehört hast? Du bist oft unterwegs und schnüffelst herum.«
    Die Worte gefielen ihr nicht. Sie strafte mich dafür mit einem eiskalten Blick. Aber sie bestätigte mich, denn sie nickte. »Ja, John, das tue ich.«
    »Und?«
    »Ich habe keine blutleeren Leichen entdeckt.«
    »Das glaube ich dir.«
    Die Cavallo schaute zu Boden wie jemand, der seiner Ratlosigkeit Ausdruck geben will. Da verhielten wir beide uns nicht anders. Aus dem Hintergrund hörten Suko und ich die leise Stimme der Detektivin. Jane telefonierte wohl.
    Justine übernahm wieder das Wort. Dabei schaute sie gegen das zur Hälfte verdeckte Fenster. »Ich will euch sagen, dass es eine andere Sache gibt, die mich stört. Ich weiß nicht, ob es zwischen eurem Fall und diesen anderen Dingen einen Zusammenhang gibt, aber ich werde euch sagen, was mir aufgefallen ist.« Ihre Stimme hatte nicht so geklungen, als wollte Justine uns an der Nase herumführen. Sie war schon nachdenklich und sagte mit etwas leiserer Stimme: »Ich habe vor kurzem mehrmals eine Person gesehen, die so aussieht wie ich.«
    Wir sagten nichts. Schluss, Schweigen. Dafür warfen wir uns Blicke zu und fühlten uns von der Blutsaugerin beobachtet.
    »Ja, ihr habt richtig gehört. Ich sah eine Frau, die aussah wie ich.« Sie lachte. »Seltsam, nicht?«
    »In der Tat«, murmelte ich.
    »Und weiter?«, fragte Suko. »Bist du mit ihr zusammengetroffen? Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Nein, das habe ich nicht. Sie kam ja nicht her, um mich zu besuchen. Ich habe sie nur gesehen.«
    »Wo war das?«, wollte Suko wissen.
    »In der Nacht. Auch hier in der Nähe. Und in einer kleinen Ortschaft, als ich auf Tour war.« Sie grinste. »Dabei ist mir sogar noch etwas aufgefallen. Diese Person hatte einen Notarztwagen benutzt.«
    »Fuhr sie ihn?«, fragte ich.
    »Das kann ich dir nicht genau sagen. Alles ging sehr schnell. Aber ich habe sie in diesem Wagen gesehen.«
    »Wo fuhr er hin?«
    »Zu diesem Krankenhaus in der Nähe.«
    »Liegt es in London?«
    »Nein, außerhalb. Man kann von einem Provinz-Hospital sprechen. Da habe ich sie entdeckt. Eine blonde Frau, die aussah wie ich. Da ich sie auch in London entdeckt habe, kann das kein Zufall gewesen sein. Hier stimmt etwas nicht.«
    Der Meinung waren wir auch. Nur was das alles mit den blutleeren Leichen zu tun hatte, wussten wir nicht. Vielleicht gab es auch keine Verbindung, sodass wir uns die Dinge aus den Fingern saugten. Möglich war jedenfalls vieles, und das Wort unmöglich stellten wir weit zurück. Wir hatten ein Puzzle. Allerdings gab es da ein Problem. Wir mussten es noch zusammensetzen, und ob die einzelnen Teile zueinander passten, stand längst nicht fest.
    »Und du hast wirklich nichts unternommen?«, hakte ich noch mal nach.
    »Nein«, erklärte Justine. »Ich wollte es, aber die andere Seite war schneller als ich.
    »Und jetzt wartest du darauf, dass du sie wieder entdeckst – oder?«
    Justine schaute mich an. Dann lächelte sie. »Es würde mich zumindest freuen.« Sie schüttelte den Kopf. »Könnt ihr euch vorstellen, dass es mich zweimal gibt?«
    Den Spott in der Stimme hatte ich nicht überhört. »Nur das nicht!«, rief ich. »Das wäre ja furchtbar. Dich als Doppelgängerin. Meine Güte, ich würde völlig verzweifeln.«
    »Aber da gibt es die blutleeren Leichen«, sagte Suko. »Und Justine saugt das Blut der Menschen, um weiterhin existieren zu können. Eine Parallele sehe ich da schon.«
    Da hatte er nicht mal Unrecht. Aber wie brachte ich beides zusammen ? Es war schwer, aber auf der anderen Seite dachte ich darüber nach, ob sich die Person nicht bewusst gezeigt hatte, damit Justine erfuhr, dass etwas um sie herum vorging. Dass jemand vorhanden war, der bestimmte Dinge in Bewegung brachte.
    »Pass mal auf«, sagte ich. »Dass du dich in der Nähe des Krankenhauses aufgehalten hast, ist

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