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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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Albricht, der ihm die ersten Lektionen in der Kunst des Schwertkampfes erteilt hatte.
Es graute bereits der Morgen, als Cedric mit Jörg am Rastplatz der Ritter eintraf. Cedric schob den Junker mehr, als dass dieser von selbst laufen konnte. Er stürzte dann auch naturgemäß einige Male ordentlich ins Gras, worauf deftige Flüche ihren Weg begleiteten. Das Zelt, welches ihnen Schlaf und verdiente Ruhe verhieß, war von innen verschnürt. Der Junker zog sein Schwert und wollte gerade die Zeltbahn aufschneiden, als ihm Cedric in den Arm fiel: »Ich glaube, wir müssen mit meinem bescheidenen Zelt vorliebnehmen. Gönnen wir den beiden doch die Ruhe.«
Als Jörg verstand, begann er albern zu kichern und machte theatralische und unmissverständliche Gesten. Es war eng in dem kleinen Zelt eines ehemaligen Knappen, doch in der Not ist Platz auch in der kleinsten Hütte.
Noch bevor sie vollends in die Horizontale kamen, holte der Schlaf beide ein. Schon kurze Zeit später schnarchten sie um die Wette, sodass sich nicht einmal die Hunde in die Nähe ihres Zeltes wagten.

20. Kapitel
Das Grab des Ritters

    Der helle Klang der Schmiedehämmer weckte auch noch den letzten Mann im Lager der Français. Die Sonne meinte es an diesem frühherbstlichen Tag im Jahr des Herrn anno 1372 gut mit den Menschen. Ihre wärmenden Strahlen vertrieben die Kühle der Nacht schnell, und das Leben kehrte auch in die dicht gedrängt stehenden Pferdeleiber zurück. Die Tiere schnaubten und wieherten, als ob sie rufen wollten: Lasst uns aufbrechen und die Weite der Normandie erkunden!
Dieses Land, das lange Zeit hart umkämpft war, es gehörte nun wieder ganz und gar zum Reich des französischen Königs. Die Kriegsjahre waren plötzlich Vergangenheit, und so mancher Kriegsknecht war froh, am Leben zu sein und zu seiner Familie zurückkehren zu können.
Nachdem die Heere der Eroberer meist alles verwüstet hatten, warteten die weiten Felder dieses Landes nun auf die fleißigen Hände, welche es bestellen und reiche Ernten erzielen würden.
Dietrich saß auf einem alten Baumstumpf gleich in der Nähe des Zeltes, in dem Sabella sich für den Tag bereitete. Er war vor ihr erwacht, und in seinen Gedanken drehte sich die ganze Welt. Es gab noch viel zu tun, bevor er mit ihr in die Heimat würde ziehen können. Mit reicher Beute wollte er nach Hause kehren – und nun war alles Gold der Welt nichts gegen diese Frau.
Dennoch, seinen wohlverdienten Anteil wollte er schon mit sich nehmen. Zu Hause war so manche Schuld auszulösen, und die Schwestern sollten sich standesgemäß vermählen können. Der alte Baumstumpf war sehr bequem. Das Schwert übers linke Knie gelegt, zog er dieses mit einem Wetzstein ab und sann dabei nach einem Plan, den Familienschatz des Templers aus der alten Abtei zu holen. Niemand anders hatte Armands letzte Worte hören können, und so war es nun an ihm, die Grabplatte des Ritters Montbard zu finden und den Schatz zu bergen. Allein würde er dies kaum schaffen, und so sann er nach einer brauchbaren Idee. Wem in dieser Sache zu vertrauen war, wollte gut überlegt sein, denn Dietrich erinnerte sich nur allzu gut an die Mahnung seines Vaters: »Bei Gold hört die Freundschaft auf, mein Sohn.«
Eine Hand legte sich auf seine Schulter und berührte ihn zärtlich an der Wange. So in Gedanken hatte er ihr Kommen nicht bemerkt. Die Welt war rosarot und die Schrecken des Krieges wie weggewischt, wenn sie in seiner Nähe war.
»Woran denkst du, mein Lieber?«, wollte sie wissen.
»Ach, an so einige Dinge, die ich noch tun muss, bevor wir in meine alte und deine neue Heimat aufbrechen.«
Sabella hatte es ihrer Familie nicht verziehen, dass sie im Kerker des Chateaus hatte schmachten müssen, ohne dass ein gefordertes Lösegeld gezahlt wurde. Lord Eshby hatte diese Forderung unterzeichnet, um dem Grafen Nagelli zuvorzukommen. Dieser hatte sogar die Hinrichtung der Baroness gefordert. Er behauptete, sie wäre eine Spionin und man sollte sie dem Henker übergeben. Ihre Heimat Navarra erschien ihr nach all dem Erlebten nun zu fern, um Dietrichs Antrag abzulehnen. Gern wollte sie an seiner Seite den Rest ihres Lebens verbringen und willigte mit Freuden ein, ihm auf sein Gut zu folgen. Dieser Mann hatte sein Herz auf dem rechten Fleck und diesen unbändigen Willen, die Welt zu zwingen. An seiner Seite würde sie respektiert und ehrenvoll behandelt werden.
»Herr Dietrich«, klang plötzlich Cedrics Stimme von hinten an ihr Ohr. »Geht es Euch gut,

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