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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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zuging, doch das hatte sie Katherine nie erzählt.
    Zu ihnen zählte auch der letzte in der Serie der Liebhaber, die dem erfolgreichen Abschluß der Jagd auf einen Ehemann vorausgegangen waren. Mary beruhigte sich, die Sturmglocken verstummten. Sie griff nach ihrer Kaffeetasse.
    »Katherine, das ist doch kompletter Unsinn.«
    »Ja«, stimmte Katherine zu, der ihr Geständnis merklich unangenehm war und die jetzt Anstalten machte, sich zum Aufbruch fertig-zumachen, ihren Oberkörper vom Tisch wegdrehte und das Gesicht hinter dem Vorhang ihrer blonden Mähne verbarg. »Ja, alles Unsinn.« Sie wiederholte Marys knappen Kommentar laut, ärgerlich über sich. Sie hatte sich doch so oft geschworen, Mary nichts mehr anzuvertrauen, sich ihr gegenüber keine Blöße mehr zu geben, ihr keinen Zugriff mehr zu gewähren. »Vollkommener Blödsinn.« Jahre hatte sie gebraucht, um sich Marys Einfluß zu entziehen, einen Teufel würde sie tun, jetzt in die alten Muster zurückzufallen! Und Mary würde den Fuß nicht über die Schwelle ihres Hauses setzen, ehe nicht die goldenen Locken wieder gewachsen waren, so! Sie brauch-ten Mary nicht, so!
    Sie richtete sich auf, nahm die Tasse zur Hand. Mit der anderen hatte sie die Krümel von der Tischdecke eingesammelt und wieder auf den Teller gelegt, einen nach dem anderen.

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    Allerhand, ich muß schon sagen. Allerhand. Da mir am frühen Nachmittag das ein oder andere Dringende einfiel, bin ich eher aus dem Büro aufgebrochen, und ich weiß sehr wohl, daß alle heilfroh waren, mich von hinten zu sehen. Ich habe mich nach oben gearbeitet; jetzt läuft’s von alleine. Hatte den ganzen Tag herumgekeift, weil ich mit Kopfschmerzen aufgewacht war, die Augen kaum aufgekriegt hatte. Wollte einkaufen, es ging einfach nicht. Zu öde, aber der Abend wurde noch ganz lustig, na ja, nicht direkt lustig, aber interessant, besser jedenfalls, als einzukaufen wie irgend so eine alberne Hausfrau – alles besser als das.
    Sehr erfreulicher Abend, genau genommen, jedenfalls für eine etwas neugierige Nachbarin wie mich. Ich bin ihr nämlich auf die Schliche gekommen, der sauberen Katherine Allendale. War folgendermaßen: Sie kommt die Straße hochgetänzelt, um die Kinder abzu-holen, beladen mit Tüten (da haben wir doch eine, die mit Wonne einkauft; ein Rundgang durch deren Haus gleicht einem Bummel durch europäische Einrichtungsstudios). Die liebe Katherine macht sich ja gern möglichst schnell aus dem Staub, wenn sie ihre Kleinen holt, aber diesmal habe ich sie nicht entwischen lassen, wo ich doch schon am Abend vorher kein Bein auf den Boden gekriegt hatte.
    »Ach!« sage ich also zu ihr. »Da bist du ja, komm doch noch kurz auf einen Drink rein.« Sie schaut schicksalsergeben drein, als wäre es ein Befehl.
    Dabei ist sie dem Alkohol ganz und gar nicht zugetan, unsere saubere kleine Mrs. Allendale. Sie setzt sich also in der Küche auf einen Hocker, wie der Schiedsrichter in Wimbledon, so daß ich, die ich mich immer für älter und für klüger gehalten habe, mir nur älter vorkomme. Eine solche Wirkung hat sie auf mich. Wir trinken Tee.
    »Na«, mache ich den Anfang, »warst du einkaufen?«
    Überflüssige Frage! Wann war sie mal nicht einkaufen? Aber die rhetorische Frage sollte mir als äußerst geschickt eingefädelte Eröffnung eines Gesprächs über die astronomischen Preise für Kleidung, insbesondere Kinderkleidung, dienen, ein Vorgeplänkel, auf das 84
    mich das Label des Jäckchens gebracht hatte, das sie achtlos über eine Stuhllehne warf, doch sie kam mir zuvor.
    »Ja«, meint sie. »Ich war einkaufen. Ich habe Geschenke gekauft.«
    Dann schiebt sie Mrs. Harrison über den Tisch eine Schachtel sündhaft teurer Pralinen zu. Das macht sie – immer ganz schüchtern
    – öfter, aber nicht mit berechenbarer Vorhersagbarkeit. Nette Geste, sicher, aber ich steh’ dann natürlich ziemlich blöd da. Andererseits weiß ich ganz genau, daß Mrs. Harrison eigentlich nur Pralinen der billigsten Sorte schmecken. Tja, Schadenfreude ist… Dann nimmt mir die gute Katherine doch glatt zum zweitenmal den Wind aus den Segeln.
    »Mir ist wirklich sehr unangenehm, daß Jeanetta ständig Schlafanzüge von Mark anhat. Wir waren in der letzten Zeit so beschäftigt, daß ich erst heute morgen bemerkt habe, daß sie kaum noch etwas zum Anziehen hat. Also habe ich ein paar neue Sachen gekauft.
    Morgen wird sie also neu ausstaffiert erscheinen, nicht, Jeanetta, mein Schatz?«
    »Jeanetta Schatz«, mir fiel

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