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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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Hat die Ausbildung als Architekt durch Spekulationen an der Börse finanziert, hat dann eine Ladenket-te gekauft und mit enormem Profit weiterverkauft. Heute hat er es eigentlich gar nicht mehr nötig, zu arbeiten, tut es aber.« Er dachte wohl immer noch an eine Einheirat Marks. »Äußerst solvent, David«, fügte er als Nachsatz hinzu.
    »Keine Ähnlichkeit mit seinem Alten?«
    »Nein, nein, keineswegs. Willst du wirklich noch ein Glas Wein trinken, meine Liebe?«
    »Ach, komm mir nicht damit, kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten.« Er schwieg; er weiß, daß es keinen Zweck hat, sich mit mir anzulegen.
    »Dann werde ich wohl mal ins Bett gehen.«
    »Wie du willst.«
    Ist mir ganz recht, sonst kommt er nämlich erst richtig auf den Geschmack und will reden: über die Kinder, über die Arbeit, und das interessiert mich einfach nicht. Ich glaube, ich werde mir oben noch einen kleinen Gin genehmigen – da der alte Miesepeter offenbar keine weitere Flasche Wein mit mir köpfen will. Nur einen kleinen Schlaftrunk, mit einem Schuß Tonic. Ach ja, Sebastian ist manchmal 89
    ein fürchterlicher Langweiler. Es ist nämlich so – was ich natürlich für mich behalte –, daß mir der schmucke David Allendale immer schon verdammt gut gefallen hat, und diese ganzen Interna haben das Interesse heftig angefacht, haben ihm neuen Reiz verliehen – kennt man ja. Mir sind die Kämpfernaturen lieber als Dulder wie Sebastian.
    Und wie sollte man bei solchen Erfahrungen nicht zum Kämpfer werden? Kann ich mir gar nicht vorstellen, alles zu verlieren und von vorne anfangen zu müssen, und dazu einen Vater im Knast. Mann. Er stieg in meiner Achtung gewaltig, dieser gestandene, liebenswürdige, tapfere Kerl. Kein Wunder, daß er alles bis ins kleinste Detail durch-organisiert. Noch dazu bei der, mit Verlaub, etwas beschränkten Frau. Entschuldige, Katherine, wie konnte ich so etwas auch nur denken, haha!, vielleicht würden das andere von mir auch sagen.
    Würden sie nicht! Nie im Leben. Oder?

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    Wieder ein Abend, wo ihr der Mut sank. Selbst der tröstliche Gedanke, daß sie mit Menschen zu Abend essen würde, die sie gut leiden mochte, konnte das Gefühl der Resignation nicht vertreiben, das mit banger Erwartung unterfüttert war – wie bei einem Kind, das mit einer Ohrfeige von der Lehrerin rechnet. In der Boutique hatte sie sich blamiert, sie hatte sich in Marys Gegenwart gehenlassen, und sie hatte bei den Nachbarn den Beweis dafür geliefert, daß sie ihre eigenen Kinder nicht im Griff hatte. Der Triumph des Erwerbs der neuen Garderobe für Jeanetta hatte sich in Nichts aufgelöst, als sie auf ihr Heim zuschritt und sich die Leere im Innern vorstellte, war in blinde Panik umgeschlagen, als sie die Tür aufschließen wollte und ihr Schlüssel sich nicht in dem von zerkratztem Lack umgebenen Schloß drehte. Beim sechsten Versuch verbog er sich und erst mit Verzögerung, weil sie abgelenkt war, weil sie wußte, daß sie spät dran war, weil sie mit heimlichen Einkäufen beladen war und weil sie erschöpft war, begriff sie, daß sie nicht den richtigen Schlüssel dabei hatte. Vielleicht gehörte er zu einem gänzlich anderen Haus! Katherine starrte verdutzt auf den Schlüssel, derselbe wie gestern, und heute paßte er nicht. Sie leckte daran, versuchte es noch einmal, ohne Hoffnung, überlegte, ob sie zu Mrs. Harrison zurückkehren sollte, schämte sich, stellte sich vor, wie ihr Klingeln in der Leere drinnen verhallte wie nicht anders zu erwarten, und kämpfte gegen das Grauen an, das sie beim Kragen packte, als ihre lebhafte Phantasie sie wie beim Drücken des Vorwärtslaufs eines Tonbands ins Szenario eines schrecklichen Abends versetzte: Sie mit den greinenden Kindern aus ihrem eigenen Haus ausgesperrt, auf den Stufen sitzend, bewegungs-unfähig, die Gäste anlächelnd, die in kaum einer Stunde zu Drinks eintrudeln würden, ehe man alle Mann zum Grillen zu Monica fuhr.
    Sie sah vier Personen aus dem Wagen steigen, denen sie erklären mußte: »Ich kann euch leider nichts anbieten, aber vielleicht laßt ihr euch mit mir auf den Stufen nieder; mein Mann hat mich verlassen.«
    Daß David einfach irgendwie aufgehalten, nach einem Termin im Verkehr steckengeblieben, verletzt worden sein könnte oder schlicht nicht auf die Zeit geachtet hatte, darauf kam sie einfach nicht, auf das 91
    letzte schon gar nicht, die anderen Möglichkeiten gar zu fern. Sie könnte sich mit den Kindern ins Auto setzen, doch das Auto war

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