Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
inzwischen betrachte ich die zusätzlichen Ermittlungen eher als Hilfe.«
»Wieso?«
Eigentlich hat Barnowski Recht, dachte Pielkötter, er hätte sich wirklich etwas konkreter ausdrücken können. Schließlich ver langte er das auch von seinen Mitarbeitern. »Bei aller Vorsicht bin ich mir ziemlich sicher, dass die beiden Morde zusammenhängen.«
»Und solch eine Feststellung aus Ihrem Munde, Chef, dazu in dieser frühen Phase der Ermittlungen.« Offensichtlich beabsichtigte Barnowski das Gesicht zu verziehen, aber die Schmerzen oder das Betäubungsmittel ließen ihm kaum eine Chance.
»Selbstverständlich habe ich gute Gründe für diese Annahme«, erklärte Pielkötter. »Die Parallelen sind nicht zu übersehen: ähnliches Alter, beide introvertiert, lebten allein und wurden durch einen Stich in den Bauchbereich getötet. Tiefenbach tippt sogar auf dieselbe Waffe.« Pielkötter machte eine kunstvolle Pause. »Vor allem haben beide Opfer den gleichen auffälligen Narbenkreis an der gleichen Körperstelle.«
»Das gibt es doch nicht«, entfuhr es Barnowski. »Auch wieder mit den Buchstaben C-H-S?«
»C-S-H«, korrigierte Pielkötter, allerdings ausnahmsweise in wohlwollendem Ton. »Inzwischen ergeben die Buchstaben sogar einen Sinn. C für Cornelius, S für Sebastian. Sebastian Lauterbach, das zweite Opfer.«
»Dann müssen wir uns wohl beeilen, sonst liegt demnächst H auf Tiefenbachs Tisch«, bemerkte Barnowski, was ohne die Zahnschmerzen wahrscheinlich eine Spur witziger geklungen und Pielkötter auf die Palme gebracht hätte.
»Immerhin haben wir nun gewisse Anhaltspunkte. Zudem besitzt Sebastian Lauterbach sowohl eine Exfrau als auch einen Sohn. Die werden uns sicher etwas mehr zu erzählen haben als Hamachers Sekretärin.«
»Damit ist die Berger wohl aus dem Rennen«, nuschelte Barnowski.
»Sieht im Moment zumindest so aus.«
Pielkötter starrte auf Barnowskis Gesicht. Mit der geschwollenen Backe war sein Mitarbeiter einfach nicht voll einsatzfähig. »Als Nächstes knüpfen wir uns Lauterbachs Familie vor«, erklärte er. »Ich übernehme seine Exfrau, und Sie vernehmen seinen Sohn. Allerdings frühestens morgen. Jetzt fahren Sie erst einmal nach Hause und legen sich hin.«
Anscheinend wollte Barnowski zunächst protestieren, ließ es dann aber. So viel Mitgefühl hätte der mir garantiert nicht zugetraut, überlegte Pielkötter. Zudem hatte die Vernehmung von Lauterbachs Sprössling wirklich einen Tag Zeit. Wahrscheinlich würde seine Exfrau sowieso mehr Hinweise liefern und die stand schon heute auf dem Programm.
Mittwoch, 18. Mai 16:00 Uhr
Pielkötter saß Annemarie Lauterbach in ihrem Haus in der Nähe des Dortmunder Stadewäldchens gegenüber. Die Größe des eleganten Wohnzimmers konnte locker mit dem Grundriss seines Reihenhauses in Duisburg-Walsum konkurrieren.
»Auch wenn ich jetzt nicht gerade viele Tränen vergieße, bedauere ich den Tod meines Exmannes«, erklärte sie mit betretener Miene. »Allein schon wegen unseres gemeinsamen Sohnes Patrick. Der tut mir am meisten leid.« Mit einem kurzen Seufzer zog sie nun doch ein Spitzentaschentuch aus ihrer Designerhose hervor und tupfte sich eine Träne aus dem rechten Augenwinkel. »Und dann diese gewaltsame Art zu sterben. Das hat Sebastian keinesfalls verdient. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wer seinen Tod zu verantworten haben könnte.«
»Um genau das herauszufinden, bin ich hier«, erklärte er.
»Aber ich weiß offen gestanden nicht, wie ich Ihnen dabei helfen kann. Ich habe meinen Exmann jahrelang nicht gesehen.«
»Manchmal nützt schon ein winziges Detail, das auf den ersten Blick ganz irrelevant zu sein scheint.«
»Sie haben mich doch wohl nicht etwa in Verdacht«, entgegnete Annemarie Lauterbach plötzlich empört.
»Ich gehe nicht von Ihnen als Täterin aus, selbst wenn Ihr geschiedener Gatte Ihnen ein Vermögen hinterlässt.«
»Da kann ich Sie beruhigen, erben wird alles mein Sohn. Jedenfalls hat Sebastian das mehrmals erwähnt.«
»Sie hatten also doch Kontakt?«, fragte Pielkötter hellhörig.
»Wie ich Ihnen vorhin schon sagte, habe ich ihn jahrelang nicht gesehen. Aber er hat mich ein paar Mal angerufen, wollte Kontakt halten mit seinem Sohn. Patrick jedoch hat immer abgeblockt. Er konnte seinem Vater die Scheidung nicht verzeihen. Ich selbst habe mich da rausgehalten. Habe Patrick weder zugeredet noch abgeraten.«
»Warum hat sich Ihr Mann denn scheiden lassen?«
»Muss ich Ihnen wirklich
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