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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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zischte auf das Dach des Ü-Wagens , um nachzusehen, was die Bullen inzwischen machten. In diesem Moment ging die Klosterpforte auf und die Streifenwagenbesatzung
     trat vor die Tür. Mit einem tragbaren Kofferradio im Look der Siebzigerjahre am Ohr. So etwas gab es im Kloster? Sicher nur,
     um Radio Vatikan zu hören. Aber es bedeutete, dass mein Beitrag nicht nur hier auf dem Platz zu hören war, sondern gesendet
     wurde. Das ganze Land |203| konnte mich hören. Okay, nicht das ganze Land, sondern nur die, die genau diesen Sender hörten, in dem die Moderatoren Deutsch
     in ganzen Sätzen sprachen und Musik als gehörgangfreundlicher Intellektuellen-Jazz daherkam, der in homöopathischen Dosierungen
     verabreicht wurde. Ich war mir sehr sicher, dass die Kidnapper nicht zu den Hörern zählten.
    »Legen Sie das Mikrofon auf das Dach der Zugmaschine«, forderte ich die Moderatorin auf. Sie glotzte doof, reichte dann aber
     das Mikro an den Schlaks von der Stadtverwaltung weiter und bat ihn, den Befehl auszuführen. Er stieg von der Bühne, öffnete
     die Beifahrertür der Zugmaschine, stieg mit einem Fuß in die Kabine, streckte sich dann so weit er konnte und tat, was ich
     verlangt hatte, als sei das Mikro eine Bombe, die jeden Moment hochgeht. Jetzt hatte ich auch während ich sprach freie Sicht
     auf die Vorgänge am Kloster. Die Bullen standen immer noch mit ihrem antiken Horchmöbel am Ohr vor dem Eingang.
    »Die, äh, das Diebesgut wurde in einen metallicschwarzen Chrysler Dodge Cargo Sprinter verladen. Heißes Geschoss. So, wie
     der abging, ist das die Version mit dem 3   Liter V6   Common Rail Direkteinspritzer Turbodiesel mit Zusatztuning.«
    Die Bullen vor der Klosterpforte glotzten sich an, einer tippte sich mit dem Finger an die Stirn. Nicht gut. Gar nicht gut.
     Wenn die jetzt abschalteten, waren die Mädels verloren. Ich musste mich zusammenreißen.
    »Der Van hat das amtliche Kennzeichen K für Köln   …« Ich sprach langsam und wiederholte es noch mal, weil die Staatsmacht erst Zettel und Stift zusammensuchen musste. Dann
     stieg ich höher und empfing aufgeregte Datenströme von Marlene.
    »Du, Pascha, die haben den Fahrer ausgewechselt. Jetzt sitzen zwei Jungspunde vorn im Führerhaus. Der bisherige |204| Fahrer ist zu Fuß verschwunden. Ich bleibe bei den Frauen. Den Fahrer habe ich aus den Augen verloren.«
    So ein Dreck. Aber natürlich mussten wir uns um die Mädels kümmern, das war jetzt absolut vorrangig. »Wo seid ihr?«, fragte
     ich. Sie gab mir den aktuellen Standort durch. Die Bullen vor dem Kloster schienen sich zu streiten, einer tippte sich wieder
     an die Stirn, der andere gestikulierte wild, beide redeten aufeinander ein. Der Gestikulierer machte eine wegwerfende Handbewegung,
     stürzte zum Einsatzwagen, nahm das Funkgerät in die Hand und quatschte aufgeregt hinein. Wenn Sie jetzt meinen, dass ich meine
     Radiokarriere aufgeben und direkt in den Polizeifunk quatschen könnte, haben Sie aber nicht mit der Geheimniskrämerei unserer
     Exekutive gerechnet. Der Polizeifunk ist verschlüsselt, da komme ich nicht rein. Das hatte ich natürlich schon vor Wochen
     versucht. Schade.
    Der Bulle sabbelte immer noch, wedelte dabei mit der freien Hand, horchte, quatschte wieder, zuckte die Schultern und ereiferte
     sich mehr und mehr. Mir schwante nichts Gutes. So wurde das nichts.
    »Informieren Sie Kriminalhauptkommissar Gregor Kreidler. Birgit ist in dem Van.« Der Bulle am Funk stockte mitten im Satz
     und mitten in der Geste und wiederholte dann offenbar meine Aufforderung. Braver Bulle. Ich stieg höher, aber Marlene war
     inzwischen zu weit weg für eine direkte Verständigung. Ich zischte also los in die Richtung, aus der ihre letzte Meldung gekommen
     war. Inzwischen hatte ich Übung im Überschallfliegen, in drei Sekunden war ich bei ihr. Sie schwebte über dem Tussentruck
     und betete. Sehr hilfreich. Statt auf das Eingreifen der himmlischen Heerscharen zu warten, zischte ich lieber |205| schnell zurück zum Radio, gab den aktuellen Standort und die Marschrichtung durch und düste zurück zu den entführten Mädels.
     Unterwegs überlegte ich mir, wie ich die Kidnapper ein bisschen aufhalten könnte, denn ich hatte die Befürchtung, dass sie
     nicht ewig durch die Gegend gondeln würden. Und sobald sie sich erst mal verschlupfwinkelt hatten, würde die Befreiungsaktion
     viel schwieriger werden, als wenn man die Asos und ihre Fracht einfach von der Straße abgreifen

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