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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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er Schulden«, sagte ich aufgeregt. Martin gab es weiter.
    »Bei Privatleuten würde man vielleicht von Schulden sprechen, aber die Projektfinanzierung über Kredite ist für Geschäftsleute
     normal. Darüber würde ich mir keine Gedanken machen.«
    Martin nickte wieder. Birgit zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, was das alles mit dieser Sache zu tun hat. Wahrscheinlich
     sind wir doch auf dem falschen Weg. Deshalb habe ich auch den |242| Wahlkämpfer von Germania Voran noch mal durchleuchtet. Der Typ hat nach einer Verleumdungsklage wirklich Schulden am Bein,
     aber er zahlt jeden Monat die festgelegten Raten ab.«
    »Verleumdungsklage hört sich auch nicht schlecht an«, sagte ich, wurde aber vom Glockenläuten unterbrochen. Die Mittagsandacht
     war zu Ende, danach würde auch Marlene zu uns stoßen. Inzwischen futterte Birgit fleißig Eis, Sahne, Krokant, Nüsse, Schokosauce,
     Waffeln und Eierlikör. Martin nahm das Obst. Er ist ja mehr für Gesundes.
    »Wenn wir von unserem gestrigen Verdacht ausgehen, haben wir immer noch keine Ahnung, was er für ein Motiv haben könnte«,
     sagte ich, als Marlene endlich kam. »Das ist mir auch schleierhaft«, bestätigte sie. »Alles andere fügt sich zusammen.« Wir
     verglichen die Ergebnisse unserer Überlegungen und kamen immer wieder auf die Frage nach dem Motiv zurück, als plötzlich ein
     ohrenbetäubendes Kreischen über den Platz schallte. Zwei Sekunden später hatte der Techniker die Rückkopplung beseitigt und
     ein Lokalpolitiker trat an den Rand der Bühne.
    »Herzlich willkommen auf einem der schönsten Plätze Kölns«, quakte der Typ im Anzug mit volksnah gelockerter Krawatte. Er
     sülzte ein bisschen rum, wir versuchten, konzentriert wegzuhören, während wir gedanklich nach wie vor auf Motivsuche waren.
     Trotzdem wehte der laue Wind Fetzen des glühenden Eigenlobs in unsere Ohren.
    »…   in letzter Zeit viel für unseren Stadtteil getan   … die Wohnqualität erhöht   … auch einige kleine Gewerbe angesiedelt wie zum Beispiel das Eiscafé dort drüben,   … und jetzt noch eine sehr gute Nachricht   … Bemühungen endlich Früchte getragen   … Verkauf von städtischer Grünfläche |243| große Summe in die Stadtkasse gebracht   … handelt sich um den sogenannten Heiligenbusch.«
    Martins Eislöffel klatschte in die inzwischen geschmolzene Pampe auf dem Grund der riesigen Schüssel. »Das ist es«, murmelte
     er. Birgit starrte ihn an. »Was ist los?« Marlene kapierte offenbar auch sofort. »Natürlich, darauf hätten wir auch selbst
     kommen können.«
    Ich solidarisierte mich mit Birgit, die leider nichts davon mitbekam, und fragte laut: »Häh?« Martin zog Birgit den Eisbecher
     unter dem Löffel weg, schob ihn in die Mitte des Tischs, deutete wichtig darauf und sagte: »Das ist das Kloster Mariental.«
     Eine Minipalme in Form eines Zahnstochers mit angeklebtem Plastikpalmbüschel markierte die Kleingartenanlage, die beiden langen
     Löffel die Straßen, die durch das Wohngebiet auf den Klosterplatz führten.
    »Hier«, Martins Finger zog jeweils außen neben den Löffeln zwei Linien, die von der Tischkante zum Kloster liefen. So hatte
     er ein Tortenstück markiert, das ungefähr ein Viertel der gesamten Tischfläche ausmachte.
    »Dieses Viertel ist der Ortsteil Mariental mit dem Kloster an der Spitze dieses Tortenstücks.« Birgit nickte.
    »Der gesamte Rest des Tisches ist was?«, fragte Martin. Birgit zuckte die Schultern. »Wald?« Martin nickte. »Der sogenannte
     Heiligenbusch.« Birgit himmelte ihn an. »Woher weißt du das?« Martin strahlte. »Die Kollegen haben mir doch den alten Kölner
     Stadtplan geschenkt   …«
    Ich machte einen Raketenstart und flog so hoch, dass ich einen guten Überblick über das hatte, was Martin gerade mehr schlecht
     als recht auf dem Tisch des Eiscafés skizziert hatte. Tatsächlich. Nur der Ortsteil Mariental |244| ragte wie ein Kuchenstück in den Wald hinein, in dem ziemlich genau mittig das Kloster und seitlich davon auch die Kleingartenanlage
     lag.
    Wenn unser Mann tatsächlich diesen Wald gekauft hatte, dann kannten wir sein Motiv. Als ich wieder am Tisch unten ankam, hatte
     Martin bereits seinen Freund und Kriminalhauptkommissar Gregor am Ohr.
    »Baumeister«, wiederholte er gerade. »Ja genau, der Wohltäter. Komm her, dann erklären wir dir alles.«
     
    Gregor kam, brachte Katrin mit und bestellte einen großen Schokobecher für sie und einen Espresso für sich. Dann

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