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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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zückte er
     seinen Bullenblock.
    »Baumeister hat Anfang des Jahres ein Angebot für das Kloster gemacht, das damals zum Verkauf stand.« »Gesichert?«, fragte
     Gregor. »Nein, das Angebot kam über einen Anwalt und einen Makler, aber es wird Baumeister gewesen sein«, sagte Birgit. Sie
     klang so überzeugend, dass Gregor zwar eine Augenbraue etwas anhob, aber nicht widersprach.
    »Gleichzeitig kaufte er das gesamte Waldgelände um das Kloster herum. Nicht gesichert.« Martin und Birgit grinsten sich an,
     Katrin löffelte ihr Eis und Gregor machte sich Notizen. »Dann machte das Kloster die Erbschaft, es wurde nichts aus dem Verkauf
     und Baumeister stand blöd da mit seinem Heiligenbusch.« Katrins neuestes Handyspielzeug klingelte, sie steckte sich einen
     futuristisch aussehenden Knopf ins Ohr, drückte eine Taste auf dem Gerät und meldete sich. Leise, um die kriminalistische
     Besprechung nicht zu stören. Ich empfing deutliche Strahlungswellen. Interessant.
    »Als das Kloster einen Bauunternehmer für die Sanierung suchte, fiel die Wahl automatisch auf Baumeister, |245| weil der hier in der Region der Sanierungsguru mit der größten Erfahrung ist. Er erstellte ein horrendes Gutachten und tat
     so, als übernähme er die Hälfte der Kosten selbst. Als Spende. Dadurch schaltete er eventuelle Konkurrenten zuverlässig aus.«
    »Gesichert?«
    Kopfschütteln. Gregor seufzte. »Zwar musste er auf Druck der Oberin die Renovierung des Obdachlosenasyls ausführen, aber ansonsten
     plante er die Sanierung so, wie er sie als Eigentümer der Anlage selbst auch machen würde. Das Dach mit Türmchen und Gauben,
     die Wiederherstellung des Kreuzganges und so weiter.«
    »Baumeister steckte den Anbau in Brand, um die Nonnen zu terrorisieren und damit zur Aufgabe des Klosters zu zwingen.«
    Martins Ausführungen begannen mich zu langweilen, das meiste von dem Zeug hatte ich ja selbst herausgefunden. Also näherte
     ich mich lieber Katrin, denn in ihrer Gesellschaft habe ich mich immer sehr wohlgefühlt. Wie gewohnt nahm ich den Platz in
     ihrer Halsbeuge ein und schnurrte mein »Hallo Katrin« in ihren Ausschnitt.
    »Was war das?«, fragte eine Frauenstimme aus dem Knopf in Katrins Ohr. Katrins Kopf ruckte hoch. Die anderen hatten nichts
     bemerkt. Ich war im ersten Moment natürlich auch verblüfft, hatte aber schnell kapiert, dass ihr drahtloser Kopfhörer nicht
     so gut abgeschirmt war, wie der Hersteller es seine Kunden gern glauben machte. Was bei Martins Computer-Headset klappte,
     funktionierte hier auch.
    »Ich habe nichts gehört«, zischte Katrin, während sie das Handy aus der Hosentasche fummelte, es sich an das andere Ohr hielt
     und eine Taste drückte. Der Knopf im Ohr hörte auf zu strahlen. Schade.
    |246| »Und die Zuhälter hat er auch angeheuert?«, fragte Gregor spöttisch. »Ja«, sagten Marlene und ich im Chor, aber das war ein
     Thema, bei dem Martin ins Schwitzen kam. »Baumeister ist Kunde im Orientalischen Bad. Daher kannte er Leila, hat sie im Kloster
     gesehen und den Bademeistern einen Tipp gegeben.« »Nicht gesichert, vermute ich«, stöhnte Gregor. Martin schüttelte den Kopf.
     Leider konnten wir den Zettel mit der Skizze und dem Hinweis auf Leilas Aufenthaltsort nicht vorweisen. Und selbst wenn er
     verfügbar gewesen wäre, hätte Martin nicht erklären können, woher er Baumeisters charakteristische Schrift kannte.
    »Warum das alles?«, fragte er. »Der Kauf des Heiligenbuschs ist abgewickelt, Baumeister hat gezahlt, jetzt ist er verschuldet
     bis über den Hemdkragen. Die Konjunktur lässt auch gerade wieder nach, die Immobilienkrise macht Investoren Angst, er hat
     sonst keine Aufträge. Wenn er das Kloster nicht bekommt, um sein Hotelprojekt zu verwirklichen, ist er bankrott und hat einen
     ganzen Sack Schulden am Bein.«
    Gregor studierte seine Aufzeichnungen. »Das wird nicht leicht«, murmelte er. »Das wird verdammt noch mal nicht leicht.«
     
    Der Rest des Montags verging, indem Marlene und ich Baumeister beschatteten, der den Hauptteil des Tages im Kloster verbrachte
     und abends in seine futuristisch anmutende Luxusbude fuhr, wo er duschte, sich umzog und dann in einem noblen Fresstempel
     mit dem Baudezernenten speisen ging. Er machte wohl schon Schönwetter für die Zeit, wenn er seinen offiziellen Bauantrag für
     die Umwidmung des Klosters in ein Luxushotel stellen wollte. Marlene war entsprechend depriletto.
    |247| Als Baumeister endlich in seinem Bett lag und weinselig

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