Im Kühlfach nebenan
wird«, entgegnete Baumeister mit
einem Lächeln, das wieder die maximale Breite erreicht hatte. »Aber erklären Sie mir doch bitte, was diese Fragen mit dem
Brand zu tun haben. Glauben Sie etwa, dass ein Konkurrent das Feuer gelegt hat?«
»Nein«, erwiderte Gregor. »Wollten Sie das Kloster auch aus sentimentalen Gründen erwerben?« Baumeisters Lächeln erstarb.
»Hören Sie, ich weiß nicht, was alle diese Fragen mit dem Brand zu tun haben. Meine strategische Geschäftsplanung ist eine
sehr delikate Angelegenheit. Es widerstrebt mir, die Details hier vor Ihnen auszubreiten. Ich muss an mein Geschäft denken.«
|250| »Zumal es Ihrem Geschäft gar nicht gut geht«, säuselte die Tussi.
»Das ist so nicht richtig«, sagte Baumeister. Das Lächeln war verschwunden. »Sondern?«, fragte Gregor. »Ich befinde mich in
einer Phase der Vorfinanzierung. Sobald die Projektausführung beginnt, muss der Investor die bisher aufgelaufenen Kosten begleichen
und die einzelnen Bauabschnitte bezahlen.«
»Um welches Projekt geht es?«, fragte Gregor. »Das ist vertraulich.« Baumeister hatte einen überheblichen Gesichtsausdruck
aufgesetzt, dessen Wirkung von seinem unruhigen Blick getrübt wurde. »Es geht um das Kloster Mariental, das wissen wir längst,
Sie können es also zugeben.« »Das kommentiere ich nicht.« »Der Brand in dem Anbau der Obdachlosenschlafstelle und das eingeworfene
Fenster am vergangenen Donnerstagabend sollen die Nonnen dazu bringen, das Kloster zu verlassen.«
»Das fürchte ich auch«, bestätigte Baumeister. »Ich nehme diese Warnungen sehr ernst und hoffe, dass Sie das auch tun. Ich
bin um die Sicherheit der Schwestern besorgt. Ich sehe diese Gewaltakte, bei denen bereits zwei Menschen ihr Leben verloren
haben, als deutliches Zeichen, dass die Feinde des Klosters aufrüsten. Es wäre für die Frauen unverantwortlich, dortzubleiben.«
»Und Sie selbst haben das Feuer gelegt, um sie zum Abzug zu bewegen.« Baumeister wurde bleich wie das cremefarbene Leder seines
Sessels und sank kraftlos gegen das Rückenpolster. »Das ist eine unerhörte Unterstellung«, flüsterte er. »Wie kommen Sie auf
diese absurde Idee?«
»Sie hatten die Möglichkeit, nämlich Zugang zu allen |251| Schlüsseln und somit Zutritt zur Sakristei, wo das Öl des Brandbeschleunigers aufbewahrt wird und von wo die Treppe zum Turm
geht, in dem das Seil der Notglocke durchtrennt war. Sie haben die persönlichen Voraussetzungen, denn Sie kennen sich mit
dem Werkzeug aus, das den entscheidenden Zündfunken geliefert hat. Und Sie haben ein großes finanzielles Interesse daran,
dass der Orden das Kloster freigibt, weil Sie sonst pleite sind.«
Ein gespanntes Schweigen breitete sich aus. Was hätten Marlene und ich darum gegeben, jetzt in die Köpfe der drei Beteiligten
schauen zu können. Gregor und seine Kollegin blickten Baumeister mit unbewegten Mienen an, daran konnten wir gar nichts ablesen.
Also konzentrierten wir uns auf Baumeister, der sein Pokerface nicht ganz so ausgiebig trainiert hatte wie die Kripos.
Sein Mienenspiel gefiel uns ganz und gar nicht. Erst starrte er Gregor schockiert an, war bleich, auch die Schultern sackten
eine Etage tiefer. Dann senkte sich sein Blick auf die Tischplatte und wurde nachdenklich. Schließlich legte sich ein winziges
spöttisches Lächeln um seine Mundwinkel.
»Ich finde Ihre völlig haltlosen Unterstellungen unverschämt, aber ich erkenne an, dass Sie Ihren Dienst tun und in alle Richtungen
ermitteln müssen.« Sein Lächeln wurde etwas breiter. »Sie haben einen Versuchsballon gestartet, der mich, wie ich zugebe,
ziemlich irritiert hat. Einen Moment glaubte ich wirklich, Sie hielten mich für den Täter.« Jetzt lachte er sogar! »Es tut
mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann. Ich hoffe, Sie finden den wahren Schuldigen bald, damit die Schwestern endlich
wieder unbesorgt ihrer Nächstenliebe nachgehen können.«
Marlene und ich heulten auf, aber niemand hörte uns. |252| Martin war blass und enttäuscht, Birgit griff nach seiner Hand und streichelte sie, obwohl sie selbst mit den Tränen kämpfte.
»Wir sind sicher, dass er es war, aber wir können es nicht beweisen.«
»Aber …«, begann Martin. Gregor unterbrach ihn rüde. »Dieser Schlafwandler, der ihm vermutlich in der Brandnacht begegnet ist, konnte
ihn selbst unter Hypnose nicht wiedererkennen.« Martins Kopf sackte eine Etage tiefer. »Baumeister ist
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