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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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tatsächlich Kunde in
     dem Badehaus mit Zusatzservice, aber da die Prostitution legal ist, können wir ihm daraus keinen Strick drehen. Wir haben
     diesen Kuri festgenommen, der die Frauen entführen ließ, aber er verrät nicht, woher er den Tipp hatte. Wir haben sogar geprüft,
     wie die Leute von Germania Voran auf die Idee gekommen sind, ihre Wahlveranstaltung in der Kleingartenanlage abzuhalten, aber
     da gibt es eine Verbindung zu dem Kassenwart der Kleingärtner, nicht zu Baumeister. Wer den Stein in die Klosterfenster geworfen
     hat, werden wir wohl niemals erfahren. Für die Brandnacht hat Baumeister kein Alibi. Das ist allerdings besser, als wenn er
     eins hätte, denn ein normaler Mensch liegt nun mal nachts um halb drei in seinem Bett und schläft.«
    »Was ist mit Spuren von Baumeister in dem Anbau oder im Turm, wo das Seil der Notglocke   …«, fragte Birgit.
    »Gibt es«, seufzte Gregor. »Haufenweise. Ist aber normal, weil der Mann seit einigen Wochen acht Stunden am Tag in diesem
     Kloster verbringt.« »Es gibt also nichts   …«, murmelte Martin. »Der Staatsanwalt erhebt keine Anklage gegen Baumeister, weil er weiß, dass er keinen Beweis in der Hand
     hat. Nicht das kleinste Indiz.«
    |253| »Baumeister hat zwei Menschenleben auf dem Gewissen und kommt ungeschoren davon«, hauchte Martin. Gregor nickte grimmig. »Es
     ist zum Kotzen. An solchen Tagen bin ich meinen Job wirklich leid.« »Und wir können gar nichts tun?«, fragte Birgit. Gregor
     schüttelte den Kopf. »Nichts außer beten. Vielleicht gibt es eine höhere Gerechtigkeit, die für die Nonnen eintritt und Baumeisters
     Gewissen dazu bringt, die Tat zu gestehen. Ansonsten wird er vermutlich seinen Willen bekommen, die Nonnen werden das Kloster
     verlassen und er saniert sich mit einem Luxushotel, das er in dem alten Gemäuer errichtet.«
    »Und das Perverse ist, dass es vermutlich nachher allen besser geht«, murmelte Martin. »Der Orden kann das Erbe in die Wohlfahrtsarbeit
     stecken, anstatt es in Steine zu investieren, die Nachbarn werden sich über ein renommiertes Hotel in ihrem Stadtteil freuen,
     und ihre Häuser werden an Wert gewinnen.«
    »Nur die Toten werden nicht wieder lebendig«, seufzte Gregor.
    »Hast du mit der Oberin gesprochen?«, fragte Birgit. »Will sie wirklich hier weggehen?« »Ich konnte sie nicht erreichen, sie
     war gestern und heute in ihrem Mutterhaus in Belgien. Aber wenn sie schlau ist, wird sie sich zurückziehen, da die Polizei
     zu doof ist, den Attentäter dingfest zu machen, und sie daher weitere Anschläge befürchten muss.«
    Gregor verließ Martins Wohnung kurze Zeit später, um sich von Katrin trösten zu lassen. Auch Birgit musste weg, sie hatte
     sich mit einer Freundin zum Sport verabredet. Martin blieb enttäuscht und traurig auf der Couch zurück. Auch Marlene wollte
     sich wegschalten und beten gehen, aber ich bat sie, noch einen Moment zu bleiben. Mir war bei Gregors Worten eine Idee gekommen.
    |254| »Martin, Marlene, ich weiß, wie wir Baumeister doch noch drankriegen.« Die Reaktion war sehr verhalten. Beide schwiegen. »Gregor
     hat es doch eben selbst gesagt: Baumeister selbst muss gestehen, anders geht es nicht.« »Tolle Idee«, sagte Martin. »Allerdings
     scheint er nicht an seinem Gewissen zu leiden.« »Nee«, sagte ich. »Noch nicht.« Dann erklärte ich ihnen meinen Plan. So beschlossen
     wir den Abend zwar nicht in ausgelassener Fröhlichkeit, aber immerhin mit einem Funken Hoffnung.
     
    Marlene verlangte es vor der Umsetzung unseres Vorhabens nach einem ausführlichen Gebet. Sie zwitscherte also in die Klosterkirche
     ab, verbrachte die Nacht mit dem Heiligen Geist und schloss sich der Morgenandacht ihrer Schwestern an. Ich rechnete also
     gar nicht so früh mit ihr, als sie mich gegen acht Uhr aufgeregt zu sich rief.
    »Die Oberin hat offenbar eine Entscheidung getroffen, in einer halben Stunde ist sie mit Baumeister verabredet. Wir sollten
     dabei sein, um zu hören, was sie sagt, und zu sehen, wie er reagiert.« Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
    Wir waren bereits zur Stelle, als Baumeister das Büro der Oberin betrat. »Herr Baumeister, wie Sie wissen, haben wir eine
     sehr schwere Zeit in unserem Konvent durchgemacht.« Baumeister nickte angemessen getragen. »Nicht nur Sie haben uns geraten,
     dieses Kloster aufzugeben und uns einen neuen Sitz zu suchen, der unseren heutigen Bedürfnissen besser angepasst ist und weniger
     Zorn und Ablehnung bei unseren

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