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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Deutschen mit den verhungerten Kindern und dann die mit den vollgefressenen Gesichtern in der Häftlingskleidung. Verstanden? Und wenn es in Amerika Anhänger eines Separatfriedens mit Deutschland gibt, so werden sie ihn auch erreichen." Joe grinste und klopfte Weiß auf die Schulter.
    Am nächsten Tag besuchte Weiß den Massagesalon und überreichte Stutthoff die Negative, auf denen Joe bei seinen betrügerischen Manipulationen dargestellt war. Später erfuhr Johann, daß die Negative über Moskau nach Washington gelangt waren, um die Amerikaner zu hindern, von diesen Fälschungen Gebrauch zu machen.
    Auf die Frage Gustavs, was der Amerikaner über den Führer gesagt habe, antwortete Johann:
    „Wörtlich hat er gesagt: Wir Deutschen sollten das Aushängeschild Hitler gegen ein anderes vertauschen, dann würden unsere Geschäfte besser stehen."
    Gustav bat ihn, diese Äußerung ins Rapportbuch einzutragen.
    Als Folge eines Gentlemen-Abkommens zwischen der deutschen Auslandsspionage und ihren Kollegen in Washington und London wurden bestimmte Villenviertel Berlins nicht bombardiert. Aus Dankbarkeit hatte sich die deutsche Spionage unter anderem verpflichtet, die über deutschem Boden abgeschossenen Piloten nicht wie gewöhnliche Kriegsgefangene zu behandeln. Sie kamen in Sonderlager, aus denen Mitarbeiter des deutschen Geheimdienstes ihnen zur Flucht verhalfen.
    Die Aufträge, die Johann jetzt erfüllte, hingen mit der Überführung solcher Gefangener zusammen. Man hatte ihm dafür einen Lkw mit verstecktem Safe und einem Funksender zur Verfügung gestellt.
    Bereits zweimal hatte er Leute über die Grenze gebracht, einmal nach der Schweiz, das zweitemal nach Schweden. Doch nicht nur darauf beschränkte sich seine Aufgabe.
    Das Geheimfach seines Wagens war voller Goldbarren mit dem Zeichen der deutschen Reichsbank.
    Nach den Gesetzen des Dritten Reiches galt die Ausfuhr von Gold als Staatsverbrechen. Selbst der Versuch wurde mit dem Tode bestraft.
    Sowohl die Fahrgäste als auch die Ladung, die Weiß ins Ausland zu befördern hatte, bargen für ihn eine tödliche Gefahr, obwohl diese Aktionen mit Wissen Himmlers geschahen.
    Weiß war zwar mit Ausweispapieren ausgestattet, die ihn schützten, doch sollte die Gestapo seine Fahrgäste oder die Ladung entdecken, so würde derselbe Himmler, ohne zu zögern, den Befehl für seine Hinrichtung unterschreiben.
    Bei einem der Besuche im Massagesalon teilte der Professor Johann mit, daß während seiner Abwesenheit in dem für Heinrich Schwarzkopf bestimmten Versteck wichtige Materialien eingetroffen seien. Sie bestätigten, daß die in Deutschland entstandenen oppositionellen Gruppen sich die gewaltsame Beseitigung Hitlers zum Ziel gesetzt hätten. Danach sollte die Errichtung einer Militärdiktatur folgen sowie der Abschluß eines Kompromißfriedens mit den Verbündeten der UdSSR unter für die deutsche Generalität und Industrie annehmbaren Bedingungen, weiterhin die Kapitulation an der Westfront und ein erneuter Angriff im Osten mit der Unterstützung der USA und Englands.
    Auf Grund dieser Situation war es Johanns Hauptaufgabe, Dokumente zu beschaffen, die von den Verhandlungen zwischen Vertretern der führenden Kreise des Reiches und der Alliierten zeugten.
    Einige Tage kam Johann nicht aus der Villa heraus, dann schlug Gustav plötzlich vor, ihn zum Angeln zu begleiten.
    Johann zog sich entsprechend an, und als er in den Wagen stieg, musterte Gustav seinen Anzug und lächelte kaum merklich.
    „Ich habe nicht gewußt, daß Sie so ein erfahrener Angler sind." Sie fuhren nicht zu einem See, sondern nach Schmargendorf.
    Den Wagen verließen sie an einer kleinen Gaststätte und gingen weiter zu Fuß. Am Gartentor einer Villa erwartete sie ein Diener. Ihm folgten zwei Beamte in Zivil. Bevor sie die Villa erreicht hatten, erklärte Gustav, daß er auf Weiß im Garten warten würde. Nur der Diener begleitete Weiß ins Haus und sagte halblaut:
    „Erste Tür links, zweites Zimmer. Setzen Sie sich in den Sessel am Fenster."
    Das Zimmer war leer. Am Fenster stand ein Sessel, in einiger Entfernung ein zweiter sowie ein Tischchen mit Telefonen. Er setzte sich gehorsam in den Sessel am Fenster und wartete. Mehr als eine halbe Stunde verging, doch niemand erschien. Johann schaute gelangweilt auf den Garten hinaus, als er leise, langsame Schritte hörte.
    Ins Zimmer trat ein Mann von etwa fünfunddreißig Jahren. Weiß erhob sich, doch der Mann machte eine ungeduldige Geste. Weiß nahm

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