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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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wieder Platz, er ließ dem Unbekannten Zeit, ihn zu mustern, während er ihn genauso forschend ansah.
    Dunkles, glattgekämmtes Haar, große knorplige Ohren, eine dünne, gebogene Nase. Tiefe Falten liefen von den Nasenflügeln zu den Winkeln der hart zusammengepreßten Lippen. Eingefallene Wangen, unter den Augen dunkle Schatten. Die Haut gelblich wie bei Leberkranken.
    Es mußte Walter Schellenberg sein, Brigadeführer SS, Generalmajor der Polizei, Leiter der sechsten Abteilung des Reichssicherheitshauptamtes.
    „Sie sind aber noch jung", sagte Schellenberg ohne ein Lächeln. „Wenn das ein Fehler ist, so werde ich ihn mit der Zeit korrigieren."
    „Und wagemutig."
    „Ich bitte um Entschuldigung, Herr Brigadeführer!" Weiß sprang auf und nahm Haltung an.
    „Setzen Sie sich! Sie sind schlagfertig. Willi Schwarzkopf war äußerst überrascht, daß Sie ihm nicht Ihren Eindruck über Ihre neue Dienststelle mitteilen wollten.”
    „Gespräche über meinen Dienst sind mir strengstens verboten, Brigadeführer!"
    „Von wem?"
    „Das liegt im Charakter unserer Arbeit."
    „Und gefällt sie Ihnen?"
    „Jawohl, Brigadeführe r!"
    „Nun, lassen wir das. Haben Sie Fragen an mich?"
    „Ich bin glücklich, Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen, Brigadeführer!"
    „Ist das alles?"
    Weiß schwieg.
    „Bitte merken Sie sich Ihren zweiten Decknamen — ‚Fred'. Er existiert aber nur in Fällen meiner persönlichen Verfügung." Er zögerte einen Augenblick, hielt Weiß einen in einer Zellophanhülle steckenden Ausweis hin und befahl: „Lesen Sie!"
    „Inhaber des Ausweises: 1,78 m, 83 kg, graue Augen, besitzt das Recht, auf allen Straßen des Reiches, in allen Generalgouvernements, Frankreichs, Belgiens, Hollands zu fahren, hat Zutritt zu Sperrzonen, Konzentrationslagern, Garnisonseinheiten der SS und Wehrmacht, mit jedem Fahrzeug, in Zivil oder Uniform und in Begleitung jeder beliebigen Person (oder Personen). Der Ausweis ist nur in Verbindung mit einem Foto gültig.
    Unterschriften: Reichsführer SS (Himmler), Chef der Gestapo (Müller), Chef des OKW (Keitel), Chef des SD (Kaltenbrunner)."
    „Ein mächtiges Dokument", sagte Weiß und gab Schellenberg den Ausweis ehrerbietig zurück.
    Dieser warf ihn nachlässig auf den Tisch, erhob sich, gab Weiß die Hand und sagte:
    „Wenn Sie in Zukunft genauso pflichtgetreu sind, kommt Ihr Bild sicher bald auf diesen Ausweis."
    Johann drückte die ihm hingestreckte Hand, verbeugte sich und wollte zur Tür gehen, als ihn Schellenbergs Stimme zurückhielt.
    „Warum haben Sie der Partei nicht gewisse verbrecherische Handlungen Hauptmann Dietrichs gemeldet?” fragte Schellenberg.
    „Weil mein unmittelbarer Vorgesetzter, Herr von Landsdorf, mir dazu keinerlei Befehl gegeben hat."
    „Sie haben Ihre Pflicht als Nationalsozialist nicht erfüllt."
    „Ich habe mich in erster Linie von meiner dienstlichen Pflicht leiten lassen."
    „Wollen Sie sagen, daß es einen gewissen Unterschied zwischen der Pflicht vor der Partei und der Dienstpflicht gibt?"
    „Das habe ich nicht gesagt", sagte Weiß.
    „Ich habe Sie aber so verstanden!"
    „Wollten Sie mich so verstehen?" fragte Weiß.
    „Wollten Sie etwa nicht, daß ich Sie so verstehe?"
    Johann wußte, daß das Verhältnis Schellenbergs zu Himmler ausgezeichnet, zu Bormann aber fast feindselig war. Und er entschloß sich zu einer verzweifelt kühnen Handlung. Er trat einen Schritt vor und sagte:
    „Ja, Sie haben mich richtig verstanden, Brigadeführer."
    Schellenberg preßte die Lippen zusammen, seine Wangenknochen traten noch schärfer hervor. Er schwieg lange, ließ seinen forschenden Blick nicht von Johanns Gesicht, lächelte dann plötzlich und sagte freundlich:
    „Herr Landsdorf ist mein Freund. Seine positive Äußerung über Sie ist eine weitere Ursache dafür, daß Sie jetzt in meiner persönlichen Kartei als Fred stehen. Und ich erwidere Vertrauen mit Vertrauen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Führer in den nächsten Tagen die Abwehr dem Reichsführer unterstellt. Dadurch werden Sie selbst Gelegenheit erhalten, mit einigen Ihrer früheren Kollegen zusammenzukommen, darunter auch mit Hauptmann Dietrich." Schellenberg drückte Johann noch einmal die Hand, diesmal vielsagend und fester.
    Zu einem gewöhnlichen Treff bestellte der Professor Johann an das Ufer eines der Havelseen. Als Johann kam, erwartete er ihn bereits in einer Fischerjolle.
    „Sie werden es kaum glauben, aber ich will heute mit Ihnen nur ein paar freie Stunden

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