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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Taubstumme stand auf, ging langsam auf den Unteroffizier zu und hieb ihm mit der Kante seiner Handfläche auf den Halswirbel. Dann setzte er sich wieder auf seinen Platz und wandte sich ruhig der Frau zu. Keiner der Anwesenden zeigte auch nur die geringste Reaktion.
    Der Unteroffizier schnappte nach Luft und sackte auf seinem Stuhl zusammen. Johann brachte ihn auf den Hof, dann nahm er ihn zu sich aufs Zimmer. Als er sich wieder besser fühlte, erklärte der Unteroffizier drohend, daß den Taubstummen eine kleine Bekanntschaft mit der Gestapo nicht schaden würde. Er ging hinaus, kehrte aber bald verwirrt und niedergeschlagen zurück.
    Allmählich in Wut geratend, erzählte er Weiß, warum der Bericht über die ihm zugefügte Beleidigung abgelehnt worden war.
    Canaris hielt sich für besonders klug, als er Taubstumme zur Agentenarbeit heranzog. In ihrer Gegenwart legten die Leute sich keinen Zwang auf, sie unterhielten sich frei, und Canaris erfuhr, worüber ihn interessierende Personen sprachen.
    Durch langes Training waren die Taubstummen geschult, an Mundstellung und Artikulation die Unterhaltung genau zu verfolgen. War der Abstand zu groß, erhielten sie Spezialbrillen, die ihnen die Gesprächspartner näher brachten.
    Dieses Agentenpaar war straffällig geworden und befand sich hier in Quarantäne. Sie hatten ihrem Chef verheimlicht, daß sie ein Kind erwarteten, und damit gerechnet, daß es der Frau gelingen würde, ungehindert zu entbinden.
    Doch im letzten Schwangerschaftsmonat wurde die Frau aufgegriffen und in ein Krankenhaus gebracht, wo man einen Kaiserschnitt machte. Angeblich brachte sie ein totes Kind zur Welt.
    Anfangs hatten die Taubstummen die Nerven verloren und sogar versucht, sich zu vergiften. Die Abwehr hatte ihnen deshalb einen Aufpasser gegeben. Und alle weiteren Versuche, zum Selbstmord ihre Zuflucht zu nehmen, endeten erfolglos.
    Johann kaufte bei einem Hundebändiger im Lager ein Hündchen und schenkte es der Taubstummen.
    „Ich war gezwungen, dem Unteroffizier behilflich zu sein — Sie hätten Unannehmlichkeiten haben können", erklärte er.
    Der Taubstumme spitzte verächtlich die Lippen. Die Frau, die in einer Hand das Hündchen hielt, streckte die andere Johann hin und drückte ihm die Hand. Sie fuhr mit einer Bewegung über den Leib und schüttelte den Kopf. In den Augen standen Tränen.
    Johann sagte: „Ich verstehe Ihren Kummer. Aber man muß leben."
    Jeden Abend führten die Eheleute das Hündchen auf dem menschenleeren Hof spazieren, und Johann wurde für die Zeit der Spaziergänge zum Begleiter dieses seltsamen Ehepaares.
    In letzter Zeit nahmen die Eheleute kleine Schiefertafeln mit, auf die sie schnell ein paar Worte schrieben, die sie mit einem feuchten Schwamm wegwischten. Das erleichterte den Umgang.
    Durch ihr Unglück zum Schweigen verurteilt, hatten sich diese beiden Menschen gefunden, als sie noch Kinder waren. Sie waren von zu Hause fortgelaufen, als die Eltern gegen ihre Freundschaft Einwände machten.
    Bei der Abwehr hatte er als Versuchsfallschirmspringer begonnen. Er hatte gut verdient. Er führte Trainingssprünge unter schwersteh Bedingungen aus. Bei einem mißglückten Sprung zog er sich eine schwere Verletzung zu. Sie hatten beide Glück gehabt, man gab ihnen innerhalb der Abwehr eine andere Arbeit, die sie in viele Länder geführt hatte.
    Als Johann schrieb, daß er aus dem Baltikum stamme, wechselte die Frau einen Blick mit ihrem Mann und schrieb schnell auf die Tafel: „Wir haben bereits vermutet, daß Sie nicht aus dem Reich sind." „Warum?"
    „Sie sprechen einige Worte anders aus."
    „Viele?"
    „Nein gar nicht viele. Und vielleicht sprechen Sie sie auch richtig aus, nur die Artikulation ist anders."
    Eine Woche später sah Johann, wie der Taubstumme in Begleitung eines Offiziers in einen Wagen stieg. Sein Gesicht war mürrisch und finster.
    Und wieder einige Tage später wurde auch die Frau weggebracht. Johann erkannte sie kaum. Die Beine versagten ihr fast den Dienst, das Gesicht war wie das einer Toten fahlgrau, die Augen starr.
    Johann begriff, daß man die Eheleute getrennt hatte.
14
    Johann suchte unermüdlich nach einer Möglichkeit, sich aus seiner Isolierung zu befreien. Regelmäßig schickte er Frau Ditmar ehrerbietig-freundliche Briefe. Eine Antwort kam nicht. Schließlich erfuhr er, daß der Kurier nur einmal im Monat zur Post fuhr. Und dann kam der Tag, an dem Johann ein ganzes Paket Briefe von Frau Ditmar erhielt. Im letzten erwähnte

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