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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Lehrgangsteilnehmern sagte man, daß Phase in eine andere Schule gebracht worden sei. Johann teilte Nagel die Wahrheit mit und empfahl ihm, denjenigen, die er für vertrauenswürdig hielt, davon Mitteilung zu machen. Er informierte auch das Zentrum über die heldenhafte Tat Phases, des Soldaten Andrej Andrejewitsch Bassalyg, Student, Jahrgang 1922.
    Die Flucht und der „Verrat" Phases zogen die verstärkte Bespitzelung nicht nur der Lehrgangsteilnehmer, sondern auch des Lehr– und Ausbildungspersonals nach sich.
    Dietrich arbeitete gemeinsam mit seinen Untergebenen ein ganzes System entsprechender Maßnahmen aus, das die Überprüfung sogar der angesehensten Mitarbeiter der Abwehr zur Folge hatte.
    Nagel wurde jetzt ein Muster an Munterkeit und Fleiß, übertraf in kurzer Zeit mit seinen Leistungen die anderen Lehrgangsteilnehmer. Das führte dazu, ihn zum Ältesten einer Gruppe zu machen, die für die Erfüllung eines Geheimauftrages vorgesehen war.
    Diese Gruppe wurde in einem abgesonderten Raum untergebracht. Ein Offizier der Abwehr machte sie mit zwei neuen Geräten für die Diversionstätigkeit, einem Sprengsatz für Eisenbahngleise und einem für Telegrafenleitungen, bekannt.
    Man erklärte ihnen geduldig, wie sie der Bespitzelung entgehen, wie sie sich bei Verhaftung und Verhören im Gefängnis zu verhalten hatten. Man schreckte sie mit der Schilderung von Gefängnisqualen, damit sie den Selbstmord einem freiwilligen Schuldbekenntnis vorzogen.
    Den Unterricht darüber, wie die gefälschten Papiere zu gebrauchen seien, führte ein ausgemergelter, kahlköpfiger Mann mit schmalem, müdem Gesicht. Die Deutschen hatten ihn aus dem Gefängnis befreit, wo er eine Strafe für Devisenschiebung abzusitzen hatte.
    Mit einem Blick auf seinen Hängebauch murmelte er undeutlich: „Bewahren Sie Zivil- und Militärpapiere nicht an ein und derselben Stelle auf. Vernichten Sie im Dringlichkeitsfall die Militärpapiere. Wenn man herausbekommt, daß Ihre Zivilpapiere gefälscht sind, können Sie sich damit herausreden, daß Sie sie gekauft haben, um dem Militärdienst zu entgehen. Dann schickt man Sie höchstens an die Front. Aber wenn man beide Papiere findet, so wird es schwer sein zu widerlegen, daß Sie eingeschleust wurden. Wenn Sie zu Ihrem Bestimmungspunkt kommen, melden Sie sich beim Stadtkommandanten. Aber übereilen Sie nichts. Wohnen Sie privat, nicht in Gasthäusern, am besten bei Witwen. Die Befreiung vom Militärdienst ergibt sich bei der nochmaligen Musterung. Wie man simuliert, lernen Sie in einer Extrastunde.”
    Die Werkstatt zur Herstellung der falschen Papiere befand sich in einem fensterlosen Raum mit eisenbeschlagener Tür; einem alten Graveur, ehemaliger Arbeiter einer Genossenschaft, einem Mann namens Babaschkin, oblag die Ausführung sämtlicher Papiere in Übereinstimmung mit den notwendigen Daten.
    Jeder Lehrgangsteilnehmer wurde dreimal fotografiert: einmal in Uniform und zweimal in Zivil — für den Militärpaß und den Personalausweis.
    Johann verschaffte sich ein Muster des Schreibmaschinentyps, mit dem der Text der Personalausweise geschrieben wurde. Er entdeckte, daß bei den gefälschten Parteidokumenten der Deckel etwas heller war. Er bemerkte ferner, daß die Schere, die Babaschkin benutzte, kleine gezackte Spuren hinterließ.
    All diese Angaben, auch eine Leimprobe, mit dem die Fotos in die Ausweise geklebt wurden, ließ er über den Briefkasten dem Zentrum zukommen.
    Bevor Rittmeister Gerd den Lehrgangsteilnehmern ihre Papiere übergab, ließ er die Gruppe zu einer letzten Belehrung zusammenkommen.
    In strengem Tonfall sagte er, daß er saubere Arbeit erwarte. Sich Spionageergebnisse auszudenken sei sinnlos: Alle Nachrichten würden überprüft werden. Jeder Versuch, sich an das NKWD zu wenden, führe nur zum unmittelbaren Tod des Agenten.
    Dann erhob er sich, lächelte freundlich und meinte:
    „Wer unschlüssig ist oder Angst hat, soll sich jetzt melden. Wenn sich jemand weigert, für uns zu arbeiten, so geschieht ihm nichts. Er wird zurück ins Lager oder woandershin geschickt, wo die Arbeit seinen Kräften angemessen ist."
    Gerd wartete. Naive Einfaltspinsel, Freiwillige für ein solches Geständnis, fanden sich nicht.
    Über diese ganze Prozedur war Nagel von Weiß gewarnt worden und hatte zwei der vertrauenswürdigsten Leute aus seiner Gruppe entsprechend vorbereitet.
    Einige Tage vor der Abreise wurden die Diversanten eingekleidet. Sie erhielten warme Unterwäsche. Weiße

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