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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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für eine unsinnige Idee! Schluss damit! Wir sind alle müde und zermürbt. Diese Streitereien kosten uns die letzte Kraft.«
    Jule war an ihre Seite getreten und sekundierte ihr augenblicklich: »Wir dürfen uns keinesfalls trennen. Wir haben gesagt, dass wir gemeinsam gehen und zusammenhalten – und dabei bleibt es.«
    »So ist es!«, bekräftigte Christine.
    Poldi kam nicht umhin, über diese sonderliche Allianz zu grinsen. Die beiden Frauen blieben eng nebeneinander stehen und traktierten die beiden Männer so lange mit ihren strengen Blicken, bis Fritz sich fügte.
    »Also gut«, gab er nach. »Versuchen wir’s.«
    Er bückte sich, um die Bahre mit dem Vater hochzustemmen, und Taddäus tat es ihm schweigend gleich.
    Und wieder hieß es weitergehen. Nach einer Weile hatte Poldi das Gefühl, dass die Bäume noch dichter beieinanderstanden und die Schlingpflanzen noch heimtückischer über den Boden wucherten und jeden zu Fall brachten, der nicht ausreichend hohe Schritte machte. Fremd war ihm dieser Weg – was zumindest bedeutete, dass sie hier noch nicht vorbeigekommen waren. Er drehte sich zu Barbara um und hoffte, dass sie noch einmal mit ihm singen würde, um den Marsch zu erleichtern. Doch diese war damit beschäftigt, ihre widerwillige Tochter mit sich zu zerren.
    Als Poldi sich wieder umdrehte, klatschte ihm ein Ast ins Gesicht.
    Na wunderbar!
    Er fluchte still – um alsbald zu bemerken, dass es noch schlimmer kommen würde. Beim nächsten Schritt traf ihn etwas Nasses, diesmal jedoch kein Ast oder Blatt, sondern ein Regentropfen. Er hob den Kopf; das wenige Licht, das durch die Baumkronen fiel, schien noch grauer geworden zu sein. Aus dem Nieseln, das sie seit Tagen quälte, wurde ein heftiger Regen.

    Der Regen hörte einfach nicht auf, der Boden wurde immer glitschiger. Keinen Schritt mehr konnten sie gehen, ohne knöcheltief zu versinken. Mit der Zeit klammerte sich Elisa regelrecht an Lukas, um noch weiterzukommen, doch auch mit seiner Hilfe blieb das Marschieren mühevoll. Einmal glitt er aus und stolperte. Sie konnte seinem Gewicht nicht standhalten; gemeinsam fielen sie zu Boden und schafften es kaum mehr, hochzukommen. Immerhin wusch der Regen sie rasch von dem Schlamm rein. Wie graue Wände umgab er sie, so dass sie bis auf Lukas von den anderen nur Schatten sah.
    Irgendwann merzte die Erschöpfung jeden Gedanken aus. Hadern und Hoffen erstarben und mit ihnen jedes Gefühl für Zeit und Raum. Leer schien die Welt bis auf sie und Lukas und den Regen – und jene Leere zeugte nicht Panik, sondern schenkte eine tiefe innere Ruhe. Es galt, nichts zu überlegen, nichts zu entscheiden, sondern einfach nur weiterzugehen. Ob die Richtung stimmte, war nicht von Bedeutung, weil es keine Richtung mehr zu geben schien, weil jedes Ziel, das sie sich vorher noch mit leuchtenden Farben ausgemalt hatten, im Grau des Regens verrann.
    Gehen und atmen. Fallen und wieder aufstehen. Rutschen und sich an Lukas’ Hand festklammern. Sie loslassen und wieder weitergehen. Ein wenig fühlte sie sich wie in ihrem wiederkehrenden Traum, in dem sie mit Cornelius durch den finsteren Wald stapfte. Doch dieser Traum hatte immer starke Gefühle in ihr hervorgerufen: das Gefühl der Liebe, die sie für Cornelius hegte; das Entsetzen, wenn sie plötzlich seine Hand nicht mehr spüren konnte; die Verzweiflung, wenn sie sich innewurde, ihn verloren zu haben und ganz allein auf der Welt zu sein.
    Doch jetzt war ihr Geist viel zu leer, um irgendetwas zu fühlen.
    Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als das Rauschen des Regens plötzlich leiser wurde, schließlich erstarb. Sie hob den Kopf. Einzelne Tropfen klatschten zwar noch auf ihr Gesicht, aber nicht mehr diese Sturzbäche. Je leiser der Regen wurde, desto unangenehmer fielen die Laute auf, die ihren Frieden störten und sie aus diesem Niemandsland zurückfinden ließ in eine klamme, kalte, nasse Welt.
    »Es war erneut die falsche Richtung, ganz bestimmt!«
    »Könnt ihr euch nicht endlich einig werden?«
    »Fritz trägt die Verantwortung, nicht ich!«
    »Aber Taddäus hat behauptet, den Weg zu kennen!«
    »Nie hätte ich darauf vertrauen dürfen!«
    »Nun, hört auf zu streiten!«
    Die anderen waren stehen geblieben, bildeten einen Kreis und sprachen hektisch aufeinander ein. Nur Elisa gesellte sich nicht zu ihnen, sondern ging einfach weiter. Sie spürte die Tropfen kaum, umso mehr aber das Licht, heller und klarer als vorhin. Sie bog den Nacken zurück und

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