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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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Möglichkeit, diese Männer zu finden und Elisa, Magdalena und das Katherl zu retten. Du, Poldi, außerdem Cornelius, Quidel und ich werden ihnen folgen. Wir müssen zusammenhalten. Hast du mich verstanden?«
    Poldi sagte nichts, ballte seine Fäuste noch fester zusammen, aber nickte schließlich.
    »Ja«, bekräftigte Cornelius an seiner statt Fritz’ Worte. »Ja, wir müssen zusammenhalten.«

26. KAPITEL
    E lisas Kopfschmerzen hatten nachgelassen. Einer der Männer hatte den Frauen mit gleichmütigem Gesichtsausdruck zu trinken gegeben, ohne dass sie darum betteln mussten, und als es weiterging, ließ man sie aufrecht auf dem Pferd sitzen.
    Mit der Zeit verkamen Furcht und Schmerz zu einem dumpfen Pochen. Trotz aller Ungewissheit darüber, was mit ihnen geschehen würde, konnte Elisa sich der Schönheit des Landes nicht entziehen. Da es unerträglich war, an ihre Kinder und an Lukas auch nur zu denken, ergab sie sich dem Schauen – und kurzzeitig auch dem Trugbild, dass keine gewaltsame Entführung, sondern freiwillige Erkundung sie in diese fremde Gegend führte.
    Der dunkle, dampfige Regenwald mit den immergrünen Riesenfarnen, durch den die erste Wegstrecke geführt hatte, lichtete sich. Laub- und Nadelbäume, die nun folgten, standen nicht so dicht beisammen wie die Araukarien. Die Südbuchen begannen sich nun im Spätsommer bereits zu verfärben, und aus ihrem kräftigen Grün wurde, vor allem als es höher ging, leuchtendes Gelb und Orange. Dazwischen schimmerten sowohl saftige Wiesen als auch karge, graue Flächen. Zunächst konnte sie sich nicht erklären, warum hier nichts wuchs, und sie überlegte, ob Menschen hier brandgerodet hatten. Doch weit und breit gab es keine Spuren von Häusern oder Dörfern, und schließlich fiel ihr ein, was Fritz einmal erzählt hatte: dass mancher Vulkan in den letzten Jahrzehnten ausgebrochen war und graue Schneisen in das Land geschlagen hatte.
    Doch auch inmitten der Ascheberge und Lavafelder wuchsen Pflänzchen: die Sprossen der nährenden Alfalfa oder der dicht verzweigte Wolfsmilchstrauch mit seiner halbkugeligen Krone. Als schließlich der See nicht mehr zu sehen war, das Grün der Wiesen verblasste und dem gelb-braunen Ton der Strauchsteppe wich, stiegen die Pferde über dornige Mimosenbäumchen hinweg. In dieser Einöde schien selbst das Gestrüpp zu verkümmern, und anderswo mächtige, hier nur mannshohe Bäume wirkten bucklig und dürftig. Als die öden Weiten schließlich an Hügel und schroffe Berge stießen, kehrten auch die Farben zurück: das Smaragdgrün mancher Lagune und tiefes Blau glasklarer Flüsse und Bäche, durch die flinke Fische schossen.
    An deren Ufer schlugen sie in den nächsten Tagen stets das Nachtlager auf. Als man sie am ersten Abend vom Pferd riss, erstarrte Elisa vor Schreck. Doch es geschah ihnen nichts weiter, als dass man ihnen einen Schlafplatz zuwies und sogar eine Schale Essen reichte. Elisa schlang es gedankenlos herunter und wusste später nicht mehr, was sie gegessen und ob es geschmeckt hatte, nur, dass es schwer wie Stein im Magen lag. Während Dunkelheit über sie hereinbrach, rückte sie dicht mit Magdalena und dem Katherl zusammen. Aneinandergekauert schlotterten sie vor Kälte, kaum dass die Sonne gesunken war. Näher ans Feuer wollten sie jedoch nicht gehen, denn dort saßen die Männer beisammen und redeten grummelnd miteinander. Elisa lauschte auf jedes Wort, doch die Sprache war ihr fremd, und sie hatte keine Möglichkeit, herauszufinden, ob es ihr Schicksal war, über das sie entschieden, oder sie sich nur über Nichtigkeiten austauschten. Irgendwann übermannte sie trotz der Kälte die Erschöpfung. Sie nickte ein und erwachte erst am nächsten Morgen mit steifen Gliedern und Übelkeit im Magen. Ihre Träume waren von den Schrecknissen des letzten Tages verschont geblieben, und auch weiterhin versuchte sie mit aller Macht, sämtliches Fühlen und Denken abzutöten, sich vom eintönigen Schaukeln der Pferde beruhigen zu lassen und sich damit zu trösten, dass keiner der Männer ihnen bis jetzt Gewalt angetan hatte.
    So verhielt es sich zumindest die ersten drei Tage. Am vierten legten sie zur Mittagszeit keine Rast ein wie sonst, und während Elisa noch ihr Durst zu schaffen machte, stellte sich heraus, dass es eine weitaus größere Bedrohung gab als diesen.
    »Elisa«, raunte Magdalena plötzlich ihren Namen. Sie hatten in den letzten Tagen kaum Worte gewechselt, vielmehr stillschweigend die Übereinkunft

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