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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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getroffen, dass sie ihre Ängste nur vergrößern würden, würden sie über ihre Lage sprechen.
    Doch nun brach Magdalena das Schweigen.
    »Elisa, einer der Männer starrt dich fortwährend an.«
    Elisa hatte stets den Kopf gesenkt gehalten. Sie konnte sich nicht erinnern, aufdringlich in eines der dunklen Gesichter geblickt zu haben. Auch jetzt versuchte sie, nur aus den Augenwinkeln zu erkennen, wen Magdalena meinte. Doch noch ehe sie den Mann erblickt hatte, hielten die Pferde ruckartig an, und einer brach unvermittelt in ein wütendes Geschrei aus, in das ein anderer nicht minder ärgerlich einstimmte.
    Elisa klammerte sich an das Pferd fest und gab vor, nichts zu sehen und nichts zu hören. Das Katherl hingegen stieß schrille Rufe aus – vielleicht aus Furcht, vielleicht, weil sie an dem unerwarteten Gezänk Spaß hatte.
    »Sei doch ruhig«, versuchte Magdalena, sie zu beschwichtigen.
    Immer mehr Stimmen mischten sich in den Streit ein. Die lauteste allerdings verstummte jäh. Im nächsten Augenblick stapfte jemand auf Elisas Pferd zu und hielt es an der Mähne fest. Zugleich legte sich eine Hand um Elisas Leib und zog sie nach hinten. Sie schrie auf, wehrte sich dagegen – und erkannte zu spät, dass jener Reiter, der sie auf seinem Pferd mitnahm, sie nicht bedrängen, sondern vielmehr schützen wollte. Sein Griff lockerte sich, wohingegen der andere nach ihrem Fuß schnappte und einfach daran zerrte. Sie verlor das Gleichgewicht, kippte vom Pferderücken und glaubte schon, mit dem Kopf nach vorne auf die Erde zu fallen. Gerade noch rechtzeitig hielt sie der Mann, der sie heruntergezogen hatte, fest, doch sein Griff geriet wenig behutsam. Kaum war sie auf dem Boden gelandet, umfassten seine Pranken nicht länger ihre Schultern, sondern ihren Nacken und zerrten sie mit sich.
    Elisa hörte Magdalena und das Katherl schreien. Sie sah nur schwankenden Boden unter sich, konnte weder erkennen, wohin der Mann sie brachte, noch verstehen, was er mit wütender Stimme zu ihr sagte. Das Einzige, was sie begriff, war, dass er sie von den anderen Frauen fortbringen würde.
    Sie können uns doch nicht trennen, sie …
    Sie wusste nicht, ob sie sich wehren sollte oder ob sie ihre Lage dadurch noch verschlimmerte. Nach Momenten, die ihr endlos währten, blieb der Mann endlich stehen – nicht ganz freiwillig, wie sie im nächsten Augenblick erkannte. Ihr Blick fiel auf seine Füße und schließlich auf ein zweites Paar, die dicht vor seinen standen.
    Der Griff um ihren Nacken lockerte sich, hart fiel sie zu Boden. Als sie sich aufrichtete, standen die beiden Männer starr voreinander – der Angreifer und ein älterer, dessen Gesicht ihr fremd war und der nicht zur Truppe derer gehört hatte, die ihre Siedlung überfallen hatten.
    Eine Weile maßen sie sich nur stumm, dann erklangen erste Worte, nicht wutentbrannt und streitlüstern wie vorhin, sondern kalt und klar. Elisa strich sich die Haare aus dem Gesicht; zuletzt redete nur mehr der ältere Mann, der andere ließ dagegen seinen Blick sinken. Elisa sah, dass er seine Hände zu Fäusten ballte, aber ansonsten rührte er sich nicht, auch dann nicht, als der Alte einen lauten Ruf ausstieß. Die anderen kamen vorsichtig näher, und Elisa schloss erleichtert Magdalena in die Arme.
    »Was wollte er nur … was wollte er …«, stammelte sie bebend.
    Magdalena antwortete nicht. »Sieh doch nur!« Sie deutete hinter Elisa, und als sie sich umdrehte, sah sie eine dünne Rauchsäule gen Himmel steigen – ein Zeichen, dass sie die menschenleere Gegend hinter sich gelassen hatten.

    Dicht standen die Häuser des kleinen Dorfes nebeneinander, manche rund, manche oval, wieder andere rechteckig. Sie waren aus dem Holz der Araukarie errichtet, und der starke Geruch des Holzes war hier in der Fremde etwas wohltuend Vertrautes. Elisa atmete ihn tief ein.
    »Ruca«, so hießen diese Häuser, fiel ihr wieder ein. Unscharf konnte sie sich erinnern, wie Lukas einmal mit Quidel über ihre Bauweise gesprochen hatte – Lukas, der sich immer für alles interessierte, was mit Holz zu tun hatte …
    Elisa schluckte schwer, als sie an ihn dachte.
    Noch ehe sie sich im Dorf umblicken und erkennen konnte, welche Pflanzen in den kleinen Gärten wuchsen und welche Tiere die Menschen neben den Pferden hielten, bekam sie einen Stoß versetzt und wurde in eine der Rucas gedrängt.
    Nach dem grellen Sonnenlicht sah sie zunächst nichts. Erst mit der Zeit erkannte sie, dass die Wände mit

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