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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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hoch – in den letzten Wochen ein rares Gut. Ihr Vater trank zwar nicht gerne dieses »scharfe Gesöff«, wie er es nannte, aber seit einiger Zeit schwärmte er oft vom Kräuterschnaps seiner Mutter, der den flauen Magen beruhigen würde.
    Elisa wollte schon »Sieh nur!« ausrufen, als sie plötzlich Annelies Stimme vernahm, wie diese eindringlich bat: »Sag es ihr nicht! Richard, ich bitte dich, sag es ihr nicht!«
    In den letzten Wochen hatte Annelie kaum gesprochen, und die wenigen Worte waren nicht lauter als ein Flüstern geraten. Manchmal hatte Elisa verstohlen ihren Leib gemustert, der zunehmend runder geworden war, aber sie hatte ihrem heimlichen Ärger darüber nicht nachgegeben.
    Elisa ließ die Schnapsflasche wieder sinken und trat in die Kajüte. »Was sollst du mir nicht sagen?«
    Richard fuhr herum. »Da bist du ja, endlich! Der Kapitän hat befohlen, dass alle Passagiere …«
    »Das weiß ich bereits«, unterbrach sie ihn rasch. »Aber was meinte Annelie? Was sollst du mir nicht sagen?«
    Sie blickte von ihm zu Annelie, und diese schlug sichtlich verlegen die Augen nieder.
    »Was hast du da überhaupt?«, fragte der Vater und deutete auf die Flasche.
    »Branntwein«, erklärte Elisa. »Ein Geschenk von Cornelius … für dich.«
    Richard nahm wortlos die Flasche entgegen, doch die Worte des Dankes, die Elisa erwartete, blieben aus. »Ich werde ihn zurückbringen«, erklärte er stirnrunzelnd.
    Erneut wanderte Elisas Blick zu Annelie; die Spannung, die sich zwischen ihnen ausbreitete, war nahezu körperlich spürbar. Annelie schüttelte nun unmerklich den Kopf – eine Geste, die Elisa nicht verstand.
    »Warum willst du den Branntwein denn nicht annehmen?«, fuhr Elisa ihren Vater ungeduldig an. »Wie gesagt, er ist ein Geschenk, und …«
    »Elisa«, ein langes Seufzen folgte, und kurz schien Richard darum zu ringen, ob er fortfahren sollte. »Elisa, ich weiß, dass du viel Zeit mit diesem jungen Mann verbringst.«
    »Mit Cornelius Suckow, ja. Er ist ein …«
    War es möglich, dass er sich den Namen nicht gemerkt hatte – oder sprach er ihn mit Absicht nicht aus?
    »Er mag ein netter Mann sein«, sagte Richard, »gewiss auch ein kluger Kopf, und er scheint sehr höflich zu sein. Er kümmert sich um seinen Onkel, er hat gute Manieren, er ist hilfsbereit …«
    Die Aufzählung schien kein Ende zu finden, und obwohl nur lobende Worte gefallen waren, ahnte Elisa, dass er etwas anderes sagen wollte. Annelie kaute nervös auf ihren Lippen, und da erst begriff Elisa, dass sie und Richard gerade über Cornelius gesprochen hatten.
    »Aber, Elisa«, fuhr ihr Vater eben fort. »Elisa, trotz allem scheint er mir … nicht sonderlich … kräftig zu sein.«
    Unwillkürlich ballte Elisa ihre Hände zu Fäusten.
    Sie hatten über ihn gesprochen. Sie hatten sich angemaßt, ein Urteil zu fällen.
    »Richard«, sagte Annelie leise.
    »Was willst du damit sagen?«, entfuhr es Elisa schrill.
    »Elisa, hör mir zu! Cornelius Suckow ist kein Bauer! Er ist kein gelernter Handwerker! Und sein Onkel Zacharias scheint ja selbst davon überfordert zu sein, Messer und Gabel zu halten. In Chile aber werden kräftige Männer gesucht, die anpacken können.«
    »Und du denkst, Cornelius kann das nicht?«
    »Wenn ich an die älteren Steiner-Söhne denke, Lukas und Fritz … schau dir nur an, wie …«
    Langsam war in ihr die Wut hochgestiegen, noch von der Hoffnung bezwungen, dass er unmöglich meinen konnte, was er andeutete. Doch als er seine Worte auch noch bekräftigte, ja, die tüchtigen Steiner-Söhne gar zu loben begann, brach sie sich endgültig die Bahn.
    »Du hältst Cornelius für einen Schwächling? Willst du mir das sagen?«, schrie sie ihn an, wie sie noch nie ihren Vater anzuschreien gewagt hatte. Er zuckte zurück, eher verblüfft als zornig.
    »Ich meine doch nur, dass du nicht so viel Zeit mit ihm verbringen sollst«, stammelte er. Seine Unsicherheit war es, die den letzten Damm bersten ließ.
    »Du willst mir den Umgang mit Cornelius verbieten?«, schrie Elisa weiter. »Hast du mich etwa seinerzeit gefragt, ob Annelie die rechte Frau für dich ist? Cornelius machst du schlecht, aber schau dir doch an, wie schwach und dünn sie ist! Sie kriegt kaum den Mund auf. Seit Beginn der Reise ist ihr ständig übel. Wie soll sie denn mit anpacken können, wenn sie doch nicht einmal …«
    Richards Gesicht rötete sich, seine Lider flackerten. »Sie erwartet ein Kind!«, unterbrach er sie. Seine Stimme klang

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