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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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Erwartung Amru und Kiri dort zu treffen. Allerdings saß Kiri allein dort und bereitete das Gemüse für das Abendessen vor.
    »Wo ist denn Amru?« Julie blickte sich verwundert um, die Küchenarbeit ganz ohne Aufsicht zu lassen, war gar nicht Amrus Art.
    Kiri zuckte nur die Achseln und blickte verlegen auf den Boden.
    »Na, sag schon, Kiri!«
    »Misi, Amru ist noch mal ins Dorf zurückgegangen, da gab es wohl ... ich weiß auch nicht.«
    »Hm.« Julie überlegte kurz und machte sich dann auf den Weg zum Sklavendorf. Wenn Amru die Angelegenheit für wichtig hielt, war es auch wichtig.
    Überraschenderweise brauchte Julie nicht bis zu den Hütten zu gehen. Bereits im großen Gemeinschaftshaus hatten sich viele Sklaven eingefunden. Einige Stimmen protestierten laut, aber Julie konnte noch nicht verstehen, worum es ging. Vor der aufgebrachten Menge standen Pieter, die Aufseher und Amru, die bestürzt wirkte. Gerade als Julie am Haus ankam, zog einer der Aufseher einen der sitzenden Sklaven hoch, stieß ihn ins Freie und holte mit der Peitsche aus.
    »Nein!« Julie raffte ihren Rock und rannte los. »Was ist hier los?«, fragte sie bestimmt.
    »Juliette, du solltest nicht hier sein.« Pieter stand der Zorn deutlich im Gesicht geschrieben. »Geh!«
    »Das ist immer noch auch meine Plantage, Pieter! Was hat der Mann getan, dass er die Peitsche bekommen soll? Was ist hier überhaupt los? Amru?« Hilfesuchend sah Julie die Haussklavin an.
    Amru zögerte kurz. War es besser, sich der Misi anzuvertrauen oder auf Masra Pieter zu hören? Amru entschied sich für die Misi. »Misi Juliette, Masra Pieter hat heute die Rationen für die Sklaven gekürzt. Die Leute sind wütend. Außerdem ...«
    »Dann arbeitet das Pack wenigstens besser!« Pieter brauste auf.
    »Die sind alle viel zu gut genährt, das ist nicht förderlich, das macht sie faul.« Und mit einem spitzen Unterton fügte er hinzu: »Das ist alles mit Karl abgesprochen.«
    Julie schnaubte verächtlich. »Ah ja, wie schön. Das ist aber noch lange kein Grund, den Mann«, sie deutete auf den Sklaven, der auf dem Boden vor den Füßen des Aufsehers lag, »zu bestrafen.«
    »Er war der Rädelsführer, er hat sich beschwert«, argumentierte Pieter.
    Julie trat an den Sklaven heran. »Steh auf!«
    Der Mann jedoch hielt sich immer noch in Erwartung der Peitschenhiebe die Hände vor den Kopf. »Steh auf, es passiert dir nichts«, sagte sie mit ruhiger Stimme, während sie den Aufseher böse anfunkelte, der sogar einen Schritt zurückwich. »Sag, was du zu sagen hast«, wies sie den Sklaven an.
    Der allerdings wirkte so eingeschüchtert, als wollte er im Erdboden versinken. »Misi nicht böse sein, Misi nicht böse sein«, war alles, was er zustande brachte. Was allerdings schon viel war, wenn man bedachte, dass es das erste Mal war, dass sich ein Sklave auf dieser Plantage überhaupt zu einem Vergehen äußern sollte. Julie konnte sich kaum vorstellen, dass dieser Sklave, der jetzt jammerte wie ein Kind, hier eben noch einen Aufruhr anführen wollte.
    Erst als Amru neben ihn trat und ihm einige Wort zuflüsterte, traute er sich, zu Julie zu sprechen.
    »Misi müssen verstehen, unsere kleinen Kostäcker geben um diese Jahreszeit nicht viel her, wenn jetzt auch noch die Rationen gekürzt werden, die Kinder ... ich weiß nicht ...«
    »Hier wird erst mal gar nichts gekürzt.« Julie setzte einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf und fixierte Pieter mit festem Blick. »Amru, lass die Leute wieder an die Arbeit gehen, Pieter – komm mit.« Pieter schien sich über diesen Befehlston mokieren zu wollen, folgte Julie dann allerdings in Richtung Haus.
    Es war nicht gut, solche Auseinandersetzungen vor den Sklaven zu führen, das sah selbst Julie ein. Instabilität im Haus des Plantagenbesitzers verunsicherte auch die Arbeiter. Aber Julie konnte Pieters Verhalten so nicht dulden. Im Salon angekommen, fuhr Julie herum. »Was erlaubst du dir eigentlich? Soweit ich weiß, warst du auch sonst nicht mit Sklavendingen betraut, woher also plötzlich dieses Interesse, Pieter?«
    Pieter setzte ein feistes Grinsen auf und trat einen Schritt an Julie heran. »Juliette, daran wirst du dich gewöhnen müssen. Nach meiner Hochzeit mit Martina werde ich hier eine wichtige Rolle spielen, das ist dir doch wohl klar. Und im Übrigen solltest du dich um die Neger nicht scheren, das gehört sich einfach nicht für eine Dame von Stand.« Er griff nach einer von Julies Haarsträhnen und spielte damit. Julie

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