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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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die Sklaven zu erzählen. Und nicht nur Kiri wusste, was das bedeuten würde. Misi Juliette vermied also den Kontakt zu den Sklaven, vielleicht war sie deshalb so traurig. Irgendetwas beschäftigte sie noch, wenn Kiri nur wüsste, was.
    In ihrer Not zog Kiri Amru ins Vertrauen. Die Haussklavin runzelte die Stirn und faltete nachdenklich das Trockentuch, welches sie eben benutzt hatte, zusammen, um es dann wieder aufzuschlagen und nochmals zu falten.
    »Amru, was kann ich denn machen, ich habe Angst, dass die Misi krank wird so.« Kiri war ehrlich in Sorge.
    Amru setzte sich behäbig auf einen der alten Stühle auf der hinteren Veranda und bedeutete Kiri, auch Platz zu nehmen. Kiri hockte sich neben Amru auf die Holzplanken. Einen Stuhl zu benutzen traute sie sich nur, wenn die Misi es ihr erlaubte. Die Stühle hier waren zwar nicht für die Herrschaft, aber die einzigen Sklaven, die sich darauf setzten, waren Amru und Aiku.
    Amru strich zum wiederholten Male das Tuch glatt. »Kiri, ich glaube, die Misi ist unglücklich, weil sie dem Masra noch kein Kind geschenkt hat«, sagte sie ernst.
    Kiri stutzte. Bisher hatte ihre Misi nicht den Anschein gemacht, dass sie dem Masra ein Kind schenken wollte. Zudem wusste Kiri, dass der Masra Misi Juliette nur noch selten nachts besuchte. Die Misi wies Kiri dann nämlich immer am Morgen sofort an, die Laken auszuwechseln und das Bett frisch herzurichten, während sich die Misi wusch und wusch, als hätte sie es tagelang nicht getan. Selbst Kiri bemerkte dann den Hauch von Tabak und Alkohol, den der Masra in das Bett getragen hatte, und sie vermutete, dass die Misi dem Masra nicht gänzlich aus freien Stücken des Nachts beilag. Aber nie hätte sie etwas dazu gesagt.
    Sie hatte das auch von anderen Sklaven schon gehört. Dass die Weißen manchmal Ehen hatten, die nicht auf Liebe gründeten und dass die weißen Frauen sich den Mann oft nicht aussuchen konnten.
    Zwar schwebte über den Sklavenfrauen immer die Gefahr, dass der Masra einer Plantage Männer auserkor, die als Väter für Sklavennachwuchs sorgen sollten. Aber die Frauen wussten sich durchaus zu helfen, um diesen Begattern zu entgehen. Am besten täuschte man eine Schwangerschaft oder eine ansteckende Krankheit vor, dann machten sie schon einen Bogen um einen. Anders lag der Fall hingegen, wenn es einen weißen Mann nach einer hübschen Sklavin gelüstete. Das mussten die schwarzen Frauen dann als unumgängliches Übel hinnehmen. Ja, inzwischen wusste Kiri, wo die vielen Mischlinge herkamen.
    Echte Beziehungen unter den Sklaven selbst hingegen oblagen selten der Aufsicht des Masra oder der Basyas, solange es Sklaven der gleichen Plantage waren. Und einer Sklavenfrau stand es auch frei, einen Verehrer abzulehnen. Das schien bei den Weißen irgendwie anders zu sein.
    Das war das eine. Warum und wieso nun die Misi ausgerechnet den Masra zum Mann hatte – Kiri wusste es nicht und würde das wohl auch nie erfahren. Aber warum die Misi bisher noch kein Kind unter ihrem Herzen trug, wenn der Masra das doch wollte und sie auch, das war Kiri ein Rätsel. Es war doch nun wirklich nicht schwer, schwanger zu werden, die meisten Sklavinnen klagten eher darüber, dass genau das ein Problem war.
    Und die Misi erschien Kiri da ganz normal. Zumindest ließ nichts darauf schließen, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Aber so wirklich kannte Kiri sich da ja auch nicht aus, wie sie sich jetzt eingestand.
    »Amru, meinst du, die Misi kann keine Kinder bekommen?«
    Amru lachte leise auf.
    »Die Misi ist jung und stark.« Dann beugte sie sich zu Kiri hinunter und dämpfte die Stimme. »Aber der Masra, wer weiß ...«
    Kiri betrachtete die Haussklavin erstaunt. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. »Ja, aber er hat doch schon ... Wie kann es denn da sein, dass ...«
    »Kiri, manche Bäume hören einfach auf, Früchte zu tragen«, sagte Amru zwinkernd.
    Kiri dachte eine Weile nach. Natürlich könnte das Problem auch beim Masra liegen. Der aber, darauf schwor sie Stein und Bein, würde die Schuld nie bei sich suchen.
    »Amru, meinst du, wir können der Misi irgendwie helfen? Ich meine ...?«
    Amru schien zu grübeln. Eigentlich sollten sich Sklaven in die Angelegenheiten der Weißen nicht einmischen. Aber die Misi war auch ihr ans Herz gewachsen. »Ich werde mit Jenk sprechen, vielleicht können wir die Götter um Hilfe bitten. Ich glaube zwar nicht, dass das bei einem Weißen viel hilft, aber wenn die Misi so weitermacht, wird sie noch

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